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Diez

Geschichte:

Das Grafengeschlecht von Diez ist im Niederlahngau wohl seit 1053, spätestens 1073, sicher bezeugt und hatte wohl zu dieser Zeit in Diez bereits eine Burg. In der Stauferzeit tragen die Grafen von Diez die Reichspolitik an führender Stelle mit und dehnen die ertragreiche Goldene Grafschaft bis zur Wetterau aus. Auch als Teilnehmer verschiedener Kreuzzüge sind sie belegt. Unter Graf Gerhardt IV. von Diez 1276–1308 erlebte die Grafschaft eine Blütezeit. In und um die Burg entstehen Burgmannensitze. 1329 erhielt Diez Stadtrechte.
Im 13. Jh. spaltete sich das Grafenhaus in die Linien Diez und Weilnau, wobei die Stammburg wohl immer gemeinschaftlicher Besitz blieb. Im Jahre 1386 starb das Geschlecht von Diez im Mannesstamme aus, durch die Erbtochter Jutta kam die Burg mehrheitlich an Graf Adolf von Nassau. Anschließend wurde sie Gemeinschaftsbesitz der beiden Nassauischen und der Eppsteiner Linien, seit 1453 auch der Grafen von Katzenelnbogen, deren Anteil 1479 Hessen erbte. 1564 kam Diez in den alleinigen Besitz des Hauses Nassau. Ab 1607 war die Burg erneut Sitz (Residenz) einer Seitenlinie Nassau-Diez, die 1652 in den Fürstenstand erhoben wurde. Seit 1747 ist die Linie Nassau-Diez Nachfolger der älteren oranischen Linie. Bis 1784 blieb das alte Schloss Regierungsgebäude, anschließend wurde es in eine Strafanstalt umgewandelt, die bis 1927 hier verblieb. Später wurden in der Burg eine Jugendherberge (1953) und Museum eingerichtet. (Reinhard.Friedrich, Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Der Gründungsanlage gehören die unteren Partien des quadratischen Bergfrieds an, der sich in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. als viergeschossiger Hauptturm mit abschließendem Zinnenkranz präsentierte. In spätgotischer Zeit erhielt der Bergfried ein steiles Walmdach mit flankierenden Wachhäuschen. Diese Baumaßnahmen sind dendrochronologisch in die Jahre 1424/25 zu datieren. Im 13. Jh. entstand an der südlichen Spitze des Burgfelsens ein Saalbau. Etwa in der gleichen Zeit könnte auch die 1357 erstmals erwähnte, dem Heiligen Remigius geweihte Kapelle entstanden sein. Ebenfalls ins 13. Jh. datiert ein Rundturm am Nordende der Burg. 1455 entstand das so genannte "gotische Haus" in der Vorburg. Der Saalbau erfuhr 1482/83 eine grundlegende Umgestaltung durch niederländische Handwerker. Das heutige Erscheinungsbild der Gebäude im weitläufigen Vorburgbereich bestimmen spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Bauten. Nach der Umnutzung des Schlosses als Zuchthaus ab 1778 erfolgten um 1810 Baumaßnahmen. Der endgültige Auszug des Zuchthauses erfolgte erst 1928. Seit 1995 wurde und wird die Anlage schrittweise saniert. Bezüglich der Rekonstruktion des hellen Außenputzes entschied man sich für die Farbigkeit aus der Zeit um 1800.(Reinhard Friedrich, Jens Friedhoff)
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Baubeschreibung:

Die schlossartig ausgebaute Anlage wurde im Laufe der Zeit mehrfach und erheblich verändert, so dass sie kein einheitliches Bild der frühen Burganlage mehr vermitteln kann. Grundsätzlich ist die wohl in der 2. Hälfte des 11. Jhs. errichtete Burg in Kern- und Vorburg geteilt. Die Kernburg hat einen eigenen Hof. In ihm erhebt sich der im Grundriss verschobene, viereckige Hauptturm (ca. 10 x 10 m), der in den unteren Lagen (Handquader) nach Meinung einiger Forscher noch in das 11. Jh. zurückreicht, während er wohl im 12. oder 13. Jh. erhöht und mit einem Zinnenkranz versehen wurde. Er weist über einem kuppelartigen Kreuzgewölbe drei flach gedeckte Geschosse auf. Den oberen, wohl aus dem 14. Jh. stammenden bzw. 1425 erneuerten Abschluss bildeten ein steiles Walmdach und vier achteckige Wichhäuschen an den Turmecken. Südlich an den Hauptturm schließt sich der ummauerte innere Burghof an. Auch die anderen Bauten, insbesondere dreigeschossige Palas, gehören wohl dem 14. Jh. an, wobei letzterer noch ältere Reste (Rundbogenfenster) zu beinhalten scheint. Für das Jahr 1357 wird eine Kapelle erwähnt. Am NO-Ende der Kernburg findet sich noch der Stumpf eines (bergfriedartigen ?) Rundturmes (13. Jh.), der 1784 überbaut wurde. Nordöstlich schließt sich die große Vorburg an. Bauten des 14. und 15. Jhs. (dendrochronologisch 1455–56 datierter Dachstuhl eines Repräsentationsbaus) umfassen an drei Seiten den Innenhof. Ein 1581 errichteter Torbau weist Rollwerk- und Fachwerkgiebel auf. Der den Gesamtkomplex abriegelnde Halsgraben ist weitgehend eingeebnet. Die Außenfassaden wurden seit 1995 erneuert. (Reinhard Friedrich, Jens Friedhoff)