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Meetschow, Ringwall

Geschichte:

In Meetschow existieren mehrere Befestigungsanlagen, deren Zusammenhänge noch nicht vollständig geklärt sind. Vor der Errichtung des slawischen Ringwalls Meetschow I existierte in seinem Bereich eine Siedlung, deren Funde eher sächsischen Charakter tragen und auf Handelstätigkeiten hindeuten. Diese ist wohl zu Beginn des 9. Jhs. befestigt und noch in der 1. Hälfte des 9. Jhs. aufgegeben worden. Sie wird nach den neuesten Forschungen mit dem im Dietenhofener Kapitular von 805 genannten Handelsort "Schezla" identifiziert.
Danach war der Bereich offenbar unbesiedelt, bis spätestens ab 906 der erste Ringwall angelegt wurde. Eine folgende Ausbauphase, die dendrochronologisch ins Jahr 929 datiert ist, lässt sich wahrscheinlich mit bekannten historischen Ereignissen parallelisieren. In diesem Jahr schlug König Heinrich I. die Slawen in einer Schlacht bei Lunkini, der mit dem auf der östlichen Elbseite unweit von Meetschow gelegenen Ort Lenzen gleichgesetzt wird. Der Ausbau hätte damit im Vorfeld der Schlacht stattgefunden. In der Folge der für die Slawen verloren gegangenen Schlacht ist möglicherweise die Burg von Meetschow I zerstört worden, zumindest wird dies durch Brandspuren nahegelegt. Der darauf erfolgte Wiederaufbau fiel nach den Ausgrabungsergebnissen in der 2. Hälfte des 10. Jhs. einer Überschwemmung zum Opfer. Eine erneute Wiederinbetriebnahme des Ringwalls erfolgte 1014.
Die Motte erscheint nicht in den historischen Urkunden, sie ist durch die Kleinfunde in das 13./14. Jh. datiert. Welches Adelsgeschlecht auf ihr gesessen hat, ist unbekannt; die Herren von Meetschow werden erstmals 1228 erwähnt. Da 1328 in einer Grenzfestsetzungsurkunde nur noch das Dorf Meetschow, nicht aber die Burg erwähnt wird, hat sie zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht mehr existiert. (S. Bieler, S. Eismann)

Bauentwicklung:

Die Dendrodaten der Hölzer ergaben für den Kern des ersten Walls ein Fälldatum von 906, während die Bäume für die Wallfront 910 gefällt wurden. Im Jahr 929 wurde der Wall über den Graben der ersten Phase hinweg verbreitert. Diese Ausbauphase ist offenbar in einem Brand zerstört worden. 940/50 ist die Burg wieder instand gesetzt worden, indem eine neue Wallfront vor die alte gesetzt wurde. In der 2. Hälfte des 10. Jhs. wurde die Burg bei einer Flutkatastrophe teilweise zerstört und aufgegeben. 1014 wurde die Burgstelle wieder hergerichtet, erneut verbreitert und mit einer Palisade versehen. Diese Nutzungsphase dauerte aber nicht mehr lange.
Im 12. oder 13. Jh. wurde der Burgplatz schließlich zur Motte umgestaltet, dabei wurde der slawische Wall gekappt und das Material nach außen geschoben, so dass sich zusammen mit der ohnehin schon erhöhten Innenfläche ein relativ großer Turmhügel ergab. Die Motte wurde aber aufgrund der durch den Deichbau des 14. Jhs. verursachten Geländevernässung schon nach relativ kurzer Zeit wieder aufgegeben.
Im 18. und 19. Jh. wurden zur Erhöhung der Deiche große Teile des Burgwalls abgetragen. 1959 wurden zwei der drei vorgelagerten Abschnittswälle eingeebnet. (S. Bieler, S. Eismann)

Baubeschreibung:

Die beiden Ringwälle Meetschow I und Meetschow II befinden sich in direkter Nachbarschaft. Meetschow I liegt am Nordwestende der beiden Wälle, die zuvor die Siedlung einfassten, die wahrscheinlich mit "Schezla" identifiziert werden kann. Topographisch befindet sich die Anlage an der Spitze einer Halbinsel zwischen der Niederung des Leipgrabens und der hier zum Laascher See erweiterten Seege.
Die Anlage bestand zunächst nur aus einem slawischen Ringwall, mit einem bis zu 10 m breiten und 3 m hohen Wall von 25 m Innendurchmesser. Die Konstruktion erfolgte typischerwiese in Form von mit Lehm gefüllten Holzkästen. Davor stand ein Flechtwerkzaun.
Die Geländesituation ausnutzend, sperren 100, 150 und 250 m südlich der Burg drei Abschnittswälle die Halbinsel ab. Dem 2. Wall sind schachbrettartig angelegte Reiterhindernisse vorgelagert, die sog. "Hochbeete". Sie sind aus zwei Reihen von ca. 9 m langen und 4,5 m breiten Hügeln und Vertiefungen zusammengesetzt.
Die hochmittelalterliche Motte bestand aus dem großen, 80 m im Durchmesser messenden Burgberg und war mit einem wassergefüllten Doppelgraben und dazwischen liegendem Wall befestigt. Der noch 4 m hohe Mottenhügel und ein Rest eines Grabens sind noch im Gelände erkennbar.

Arch-Untersuchung/Funde:

Erste Probegrabungen fanden 1958/59 unter A. Pudelko statt. Eine genaue Einmessung wurde 1962 durchgeführt. Danach gab es mehrere Begehungen des Geländes. Unter der Leitung von H. Steuer wurde 1973 an dieser Stelle gegraben. Von 2005 bis 2007 wurden die Burgstelle und die in der Nähe befindlichen slawischen Siedlungen von der Universität Göttingen ergraben. Es konnten, neben zahlreichen Scherben und Knochenfragmenten und einigen Kleinfunden, auch mehrere Sporen und eine kleine Bernsteinperle geborgen werden. Bemerkenswert ist die gute Holzerhaltung durch die Lage der untersten Teile im Grundwasserbereich. (S. Bieler)