EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Esens

Geschichte:

Esens gelangte wie das übrige Harlingerland am Ende des 14. Jhs. unter die Herrschaft der tom Brok. Diese setzten 1414 den Häuptling Wibet von Stedesdorf als ihren Vogt in Esens ein, das damit zum Hauptort des Harlingerlandes wurde. Er residierte wahrscheinlich in einem Steinhaus am Markt, dessen Reste im Gewölbekeller des Mettcker-Hauses vermutet werden. Als Wibet in der Auseinandersetzung um die Oberherrschaft in Ostfriesland Partei für die Feinde der tom Brok nimmt, zerstört Itze tom Brok 1426 Esens. Wibet errichtet danach eine neue Burg auf eigenem Besitz im Südosten des Ortes.
1440 überträgt Wibet die Regierungsgeschäfte an seinen Schwiegersohn Ulrich Cirksena. Dieser übergibt wiederum seinem Neffen Sibet Attena von Dornum die Herrschaft über Esens, der 1473 starb. Sein Sohn und Nachfolger Hero Omken und dessen Sohn Balthasar wiederum befestigten den Ort inklusive der Burg dann stärker, um den Herrschaftsansprüchen der ostfriesischen Grafen entgegenzuwirken. Im Streit mit Graf Edzard von Ostfriesland übergab Balthasar 1530 Esens als Lehen an den Herzog von Geldern. 1537 kehrte er nach Esens zurück und betrieb von dort aus Seeräuberei. 1540 wurde Esens deshalb durch die Bremer belagert, wodurch der Ort abbrannte. Balthasar starb während der Belagerung eines natürlichen Todes. Seine Schwester war mit einem Grafen von Rietberg verheiratet, die bis 1581 die Herrschaft über Esens ausübten. Nach deren Aussterben in männlicher Linie ging Esens dank der Heirat der Erbtochter Walburg mit dem Grafen Enno III. an die Grafschaft Ostfriesland. Das Schloss wurde bis zum Aussterben der Cirksenas 1744 ihre Nebenresidenz. Unter der darauf folgenden preußischen Herrschaft wurden 1755 Schloss und Torhaus auf Abbruch verkauft. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Zunächst war die Burg in Esens eine einfache Wasserburg, bevor sie gegen Ende des 15. Jhs. stark befestigt wurde. Unter der Herrschaft des Herzog von Geldern in den 1530er wurde die Burg weiter vergrößert und im Nordosten durch einen Rundturm verstärkt. In der zweiten Hälfte des 16. Jhs. fand der Umbau zum Residenzschloss statt. Nach 1744 wurde das Schloss abgerissen und nach 1791 die Gräben mit den Wällen verfüllt und das Gelände planiert. Zuvor stürzte 1766 der Turm im Nordwesten ein. (Frank Both, Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Gestalt der spätmittelalterlichen Burg ist unbekannt. Ausführliche Informationen existieren nur über das neuzeitliche Schloss, besonders zum Zeitpunkt seines Abrisses. Die trapezförmige Burgbefestigung war in die Stadtbefestigung integriert. Der innere Wall war mit einer Brustwehr und einer gemauerten Außenseite versehen. Es folgte der 28 m breite Burggraben und dann im Osten und Süden ein zweiter Wall. Den äußeren Abschluss bildete ein weiterer, ca. 19 m breiter Wassergraben. Im Nordosten war der Innenwall zu einer rundlichen Bastion erweitert. Am inneren Fuß des Innenwalls velief im Süden, Osten und Nordosten ein weiterer Wassergraben, der evtl. ein Relikt der früheren Burganlage darstellen könnte.
Die Vorburg lag im Westen und war zu Stadt nicht durch einen Graben abgesichert. Der Zugang zur Hauptburg erfolgte über eine Brücke im Westen.
Zum Zeitpunkt des Abrisses lag nahm das 42 m lange Schlossgebäude mit seiner Kapelle am Nordende die Ostseite des Burgareals ein. Im Süden war im rechten Winkel die kleinere Münze angefügt. Im Nordwesten befand sich das 1589 erbaute Drostenhaus und ein als Seezeichen dienender Turm. Ein weiterer, mächtiger Turm muss zu Beginn des 16. Jhs. errichtet worden, aber vor 1700 wieder verschwunden sein. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Seit 1963 wurden bei Bauarbeiten immer wieder Mauerreste und Holzpfähle gefunden, die zur Befestigung gehörten. Die Funde kamen aus dem Bereich der Straßenführungen Herrenwall/Im Burggrund/Burgbrückenweg. Zum Fundmaterial gehörten Kanonenkugeln, Keramik und Ziegelsteine im Klosterformat, grün glasierte Fliesen, Tonpfeifenbruch, Austernschalen und Schieferplattenfragmente. 2006 konnte in einer einwöchigen Grabung in einer Grube zum Verankern eines Maibaumes die Schuttschicht vom Schleifen der Anlage angegraben und u. a. eine hölzerne Wasserleitung und evtl. Reste einer Ringmauer erkannt werden. (Frank Both)