EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Emden

Geschichte:

Eine Burg in Emden wurde um 1300 von der Häuptlingsfamilie Abdena angelegt, die den Ort für die Bischöfe von Münster verwalteten, welche die Grafenwürde im Emsgau innehatten. Vermutlich stand sie noch nicht am Ort des späteren Schlosses, sondern nördlich der Großen Kirche. Wohl erst im späteren 14. Jh. wurde das erste Steinhaus an der Stelle des Schlosses errichtet. Hisko Abdena unterstützte um 1400 die Vitalienbrüder (Seeräuber), gewährte ihnen Unterschlupf und Handelsmöglichkeiten. Die davon betroffene Hanse sandte Truppen nach Emden, worauf Hisko die Seiten wechselte und am 6.5.1400 die Burg übergab, wodurch er seinen Titel behielt. Emden diente darauf der Hanse als Stützpunkt für weitere Eroberungen in Ostfriesland. Während der ostfriesischen Häuptlingsfehden konnte Keno II. tom Brok 1413 die Burg Emden erobern. Hisko musste fliehen, kehrte aber 1427 zurück. Hiskos Sohn Imel war der letzte Burgbesitzer aus der Familie Abdena. Er stand in Konkurrenz mit den Cirksena und unterstützte wiederum die Vitalienbrüder. Die Cirksena verbündeten sich daraufhin mit der Hanse, die 1433 die Burg eroberte. 1439 zogen sich die Hamburger aus Emden zurück und überließen den Cirksena die Stadt. In einem Zwischenspiel war Emden von 1447 bis 1453 wieder von den Hamburgern besetzt. Von 1453 bis 1595 hatten die 1464 zu Grafen erhobenen Cirksena nun ihre Residenz in Emden. 1595 wurde die Burg während der "Emder Revolution" durch die Emdener Bürger erobert. Auf Veranlassung von Friedrich dem Großen wurde nach seinem Besuch 1755 der "Große Turm" abgetragen. 1765 schließlich wurde die Anlage komplett abgerissen und die Steine zum Bau von Kasernen auf dem Burgplatz verwendet. (Frank Both, Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Den Kern der Burg stellte ein später den Nordflügel bildendes Turmhaus des 14. Jhs. 1458 kam der Nordwestflügel als Saalbau dazu. Dieser wurde schon zehn Jahre später umgebaut. 1436 wurde von den Hamburgern die Burg mit Mauern umgeben und 1448 weiter ausgebaut. 1580 wurde ein großer Turm hinzugefügt. 1595 wurde nach der Eroberung durch die Emdener Bürger die Stadtseite der Befestigung niedergelegt, sie wurde danach durch eine einfache Mauer ersetzt. 1613 wurde mit dem Bau eines neuen gräflichen Hauses, wohl im Südteil der Burg, begonnen. 1755 wurde erst der Turm und 1765 die übrige Anlage abgerissen, 1775 entstand an ihrem Platz eine Kaserne. (Frank Both, Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg setzte sich aus zwei Teilen zusammen. Die "Alte Burg" im Norden hatte einen kurzen Nordflügel von 16 x 10 m und einem längeren Westflügel von 27 x 10 m Größe. Der Nordflügel war vom Typ her ein Turmhaus, der etwas jüngere Westflügel ein Saalbau. Der Nordflügel dürfte daher den Abdenas zuzuschreiben sein. Der 1580 errichtete Turm besitzt auf der Abbildung von Merian Sechseckform und steht frei vor dem Nordflügel. Ein weiterer Turm erhebt sich im Winkel der beiden Flügel, vermutlich ein Treppenturm. Den südlichen Abschluss des Westflügels bildet ein zweiteiliger Querbau. Auf der Südwestseite ragen zwei halbrunde Bastionen in die Ems, in der westlichen steht ein Flankierungsturm. Der gesamte Komplex ist von einer Mauer mit einem einfachen Tor umgeben.1575 war auf einer anderen bildlichen Darstellung die Burg noch von einem breiten Wassergraben umgeben. Der freistehende Turm ist noch nicht vorhanden, dafür bildet ein quadratischer Turm den Ostabschluss des Nordflügels. Die Bebauung im Südwestteil der Burg war noch wesentlich kleinteiliger entwickelt als in dem Stich von Merian, der Flankierungsturm fehlte noch. (Frank Both, Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Baubeobachtungen 1892 und 1926.
Ausgrabung 1940, Dokumentation ist mit Ausnahme der Fotos verschollen.