EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Greetsiel

Geschichte:

Die erste Burg (oldes huus) wurde zwischen 1362 und 1388 durch die Häuptlingsfamilie Cirksena erbaut. 1408 wird die Burg in einem Vertrag zwischen Keno tom Brok und der Stadt Hamburg erstmals ausdrücklich erwähnt. Nach dem "Aufstieg" der Cirksenas zur führenden Familie in Ostfriesland ließ Ulrich Cirksena zwischen 1457 und 1460 die Burg zu einer Vierflügelanlage mit Wehrturm ausbauen. Nachdem Ulrich 1464 durch Kaiser Friedrich III. in den Reichsgrafenstand erhoben und mit Ostfriesland belehnt wurde, ging der Regierungssitz nach Emden und später Aurich, Greetsiel blieb aber als bedeutender Sitz erhalten. Der bedeutendste Cirksena, Edzard d. Große, wurde 1462 hier geboren, sowie der Gelehrte Ubbo Emmius. Die Burg war auch Witwensitz und 1494 Sterbeort von Ulrichs Frau Theda und später von Gräfin Anna, die 1575 hier verstarb. Die Burg wurde öfter eingenommen: 1534 durch Balthasar von Esens und 1609 durch Truppen der Stadt Emden nach Streitigkeiten zwischen den Landständen und Graf Enno III. 1684 nahmen brandenburgische Regimenter nach sechstägiger Belagerung die Burg ein und stationierten hier bis 1692 Soldaten. Nach Preußens Machtantritt in Ostfriesland 1744 nutzte man die Burg als Zuchthaus, 1777 wurde sie auf Abbruch verkauft. Heute existiert nur noch das als Hotel genutzte Schatthaus, der ehemalige Wirtschaftshof der Burg. (Frank Both)

Bauentwicklung:

Die ursprünglich einfache Burg wurde nach dem Aufstieg der Cirksenas zur führenden Häuptlingsfamilie zu einer Vierflügelanlage mit Wehrturm ausgebaut. Der Ausbau fand vermutlich in zwei Phasen statt, 1456 der größere Teil und 1460 der westliche Flügel. Um 1600 wurde das ursprüngliche Turmhaus aus dem späten 14. Jh. bis auf den Keller abgetragen und durch das bestehende Steinhaus ersetzt, das aber gegenüber dem Ursprungsbau um 90° gedreht wurde. (Frank Both, Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Das "alte Haus" war 12,60 m lang und 11,50 m breit, die Grundmauern waren 2 m dick. Es handelte sich also um ein Turmhaus. Die Burg Greetsiel war nach ihrem Ausbau eine Vierflügelanlage mit Wehrturm und breitem Burggraben. Das "alte Haus" wird wohl zunächst den Ostflügel der neuen Burg gebildet haben. Mit der östlichen Burgerweiterung dürfte das alte Gebäude aber abgebrochen worden sein. Der vierseitige Backsteinbau maß von Nordosten nach Südwesten 31,40 m. Die Dächer der Burg waren mit Schiefer gedeckt, die der Nebengebäude mit Dachpfannen oder Schilf. Die Höhe vom Burggraben bis zum Dach betrug 9,42 m. Ein Eckturm hatte eine Höhe von 31,40 m bei 10 m Durchmesser. Die Burg ruhte auf einem Pfahlrost aus Erlenpfählen. In der Mitte des Burghofes war ein Feldsteinbrunnen. Ein 25 m breiter und über 6 m tiefer Wassergraben umgab die Burg, über den eine Holzbrücke führte. (Frank Both)

Arch-Untersuchung/Funde:

Geregelte archäologische Untersuchungen haben bisher nicht stattgefunden. Im Ostteil des Burghofes stieß man aber im Erdreich auf die Grundmauern eines Gebäudes, das mit 12,60 m Länge der ursprünglichen Burg entsprach. (Frank Both)