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Rotenburg

Geschichte:

Die Rotenburg wurde als Grenzfestung gegen die bremische Burg Ottersberg und gegen die Grafen von Hoya durch Bischof Rudolf von Verden (1189-1205) zwischen 1192 und 1198 errichtet. Sie entwickelte sich zur Nebenresidenz der Bischöfe und zum Verwaltungssitz der Hausvogtei und des späteren Amtes. Die Bischöfe residierten dort häufig, um dem Einfluss des heimatlichen Domkapitels zu entgehen. Im 14. und 15. Jh. wurde die Burg des Öfteren verpfändet. 1547 wurde die Burg im Schmalkaldischen Krieg erstürmt und beschädigt. Im 30jährigen Krieg fiel Rotenburg in schwedische Hand, Königin Christina von Schweden vergab Amt und Schloss Rotenburg an den Grafen von Königsmarck. 1681 kam es zurück an die schwedische Krone. Während der bis 1719 bestehenden schwedischen Herrschaft wurde die Burg zur modernen Bastionärsfestung nach niederländischer Art umgebaut. Ab 1680 wurden die Festungsanlagen und Gebäude niedergelegt. Auf dem nun zu Hannover gehörenden Schlossgelände wurde 1719 ein als Gefängnis und Amtsstube dienendes Gebäude errichtet. Im Siebenjährigen Krieg wurden 1757 die Wälle in vereinfachter Form wiederhergestellt. Im Verlauf der napoleonischen Kriege wurde die Festung erneut reanimiert und wechselte mehrfach den Besitzer. 1841/43 wurde ein neues Amtsgebäude am Pferdemarkt unter Verwendung der Steine der letzten Befestigungsreste errichtet. Daraufhin wurde das alte Amtsgebäude auf dem Schlossgelände abgebrochen. Seit 1954/55 steht auf dem alten Burggelände das Heimatmuseum. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Unter Bischof Nikolaus von Ketelhodt (1312-1332) wurde die Burg erneuert und mit einem festen Turm und einer neuen Ringmauer versehen. In der Amtszeit von Bischof Daniel (1340-1359) wurde die Befestigung verstärkt. Weitere Baumaßnahmen fanden unter Bischof Johann von Zesterfleth (1381-1388) statt. Unter Bischof Johann III. (1426-1470) wurden die Gräben wiederhergestellt und die Befestigung verstärkt, zudem entstanden eine große und eine kleine Burgkapelle, zwei Rundtürme und eine Bücherei. Sein Nachfolger Bartold von Landesbergen (1470-1502) setzte den Ausbau mit der Errichtung eines neuen Hauses auf der Ostseite sowie eines Torturmes und der Verbesserung der Wälle und Gräben fort. Bischof Eberhard von Holle (1578-1586) begann mit der Erneuerung einiger Gebäude im Renaissancestil, zudem wurde der Turm von Bischof Nicolaus abgerissen und an anderer Stelle wiedererrichtet. 1587 werden einige Gebäude durch einen Brand schwer beschädigt. Der nächste Bischof, Philipp Sigismund von Braunschweig-Lüneburg, ließ den gesamten Komplex von 1587 bis 1610 umbauen, wobei ein Gebäude 1590 durch einen Brand zerstört und anschließend wieder aufgebaut wurde. 1648 entstand durch den Anbau "einiger Zimmer" an ein Gartenhaus der erste Amtshof. 1745/46 wurde dieser wegen Baufälligkeit abgerissen und das heute bestehende Gebäude errichtet. 1845 sind die Reste der Schanze eingeebnet worden. Ein niederdeutsches Hallenhaus von 1779 ist im 20. Jh. als (mittlerweile geschlossenes) Heimatmuseum auf das Gelände versetzt worden. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Rotenburg lag im sumpfigen Mündungsgebiet der Bäche Rodau und Wiedau in die Wümme. Über ihr Aussehen in ihren unterschiedlichen Bauzuständen als Burg, Schloss und Festung ist wenig bekannt. Allgemein lässt sich aussagen, dass die Gebäude auf Pfählen gegründet waren, auf die waagrechte Balken und Findlingsfundamente folgten, die das aufgehende Mauerwerk aus Backstein trugen. Von der mittelalterlichen Burg wurden in ihrem Zugangsbereich die 2,35 m starken Mauern eines Turmes von ca. 14 m Durchmesser ergraben. Dieser war schon abgetragen, als daneben ein gleich starkes, rechteckiges Bauwerk - vermutlich ein Pforthaus - errichtet wurde. Als Wirtschaftshof gehörte zur Burg der nördlich der Wümmebrücke gelegene Amtshof. Von dem Renaissanceschloss sind keine Pläne oder Ansichten erhalten. Der Ausbau zur Festung während des 30jährigen Krieges vernichtete wahrscheinlich die Reste der Burgbefestigung. Von der Festung sind unterschiedliche Pläne erhalten, bei denen aber unklar ist, welcher in welchem Maße zur Ausführung kam.
Heute erkennbar sind der Schutthügel auf dem erhöhten Burgplatz und im Süden, Westen und Norden die Reste der letzten Befestigungsgräben. Außerdem ist mit der sog. "Bischofshöhe" ein letzter Rest der Fortifikationen vorhanden, der nachträglich versteilt und wohl auch aufgehöht wurde. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Notgrabungen 1985-1993.
Baubeobachtung 2015.