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Bürresheim

Geschichte:

Wie bei zahlreichen mittelalterlichen Burgen liegen auch die Anfänge des Schlosses Bürresheim im Dunkeln. Die ersten urkundlichen Nachrichten, die sich sehr wahrscheinlich auf die Gründungsanlage beziehen lassen sich auf der Grundlage des bisherigen Forschungsstandes nicht mi dem noch erhaltenen Baubestand in Einklang bringen: In einer Trierer Urkunde werden 1157 Mettfried und Everhard von Burgenseem als Herren zu Bürresheim genannt. Kurz vor 1189 wird die Burg von dem Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg (1168-1190) erworben, und den bisherigen Besitzern, die die Anlage als Allod, d.h. freies Eigen, innehatten, als Lehen ausgehändigt. Von dieser in den Schriftquellen bezeugten Anlage des 12. Jahrhunderts sind keine eindeutig nachweisbaren baulichen Reste erhalten, sofern nicht der zwischen der sog. Kölner und der Trierer Burg gelegene Bergfried zu diesem Gründungsbau gehören sollte. 1281 erwarb der Trierer Erzbischof einen Anteil an Schloss Bürresheim, so dass sich die beiden rheinischen Erzstifte, Köln und Trier, die Anlage – wie Thurandt an der Mosel – geteilt haben und sie als „Ganerbenburg“ anzusprechen ist. In diesem Jahr tritt der Trierer Erzbischof Heinrich von Vinstingen als Lehnsherr in Erscheinung, der bezüglich der Besitzrechte bzw. Nutzung von Teilen der Anlage eine Vereinbarung mit Heinrich von Bürresheim getroffen hatte. Die ältesten auf der Grundlage einer bauhistorischen Untersuchung nachweisebaren Reste – es handelt sich um die beiden Schalentürme, die das Tor der sog. „Kölner Burg“ flankieren, datieren dendrochronologisch in die 1280er Jahre. (1288 [d]). 1359 traten die von Bürresheim ihre Besitzrechte an der Burg an die Vögte von Leutesdorf ab und als Mitbesitzer werden in der Folgezeit Angehörige der Adelsfamilien von Schöneck und von Bell genannt. Die von Schöneck veräußerten 1473 ihre Hälfte an Bürresheim an die Familie von Breitbach, die vier Jahre später, 1477 auch den Anteil der Herren von Bell in ihren Besitz bringen konnten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts fiel die Westburg (Kölner Burg) durch Erbschaft an die Schilling von Lahnstein. Eine wichtige Zäsur innerhalb der recht komplizierten Besitzgeschichte von Bürresheim markiert das Jahr 1659, als es den Herren von Breitbach zu Bürreshein gelang, die unterschiedlichen Teile der Anlage in ihren Händen zu vereinigen um dann umfangreiche Baumaßnahmen einzuleiten. Das Erbe der Breitbach von Bürresheim traten 1796 die Grafen von Renesse an, denen als Eigentümer 1921 die Grafen von Westerholt folgten. 1938 ging Schloss Bürresheim mit seiner gesamten Ausstattung an den Provinzialverband der Rheinprovinz und nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 an das Land Rheinland Pfalz bzw. die Verwaltung der Staatlichen Schlösser Rheinland-Pfalz und dessen Nachfolger die Direktion Burgen-Schlösser-Altertümer innerhalb der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, über. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Zur Baugestalt der ersten, hochmittelalterlichen Burganlage, deren Anfänge vermutlich bis in das ausgehende 12. Jahrhundert zurückreichen, liegen bislang noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. Vermutlich gehören die unteren Parteien des noch erhaltenen, die Kölner und die Trierer Burg trennenden Bergfrieds zu dieser Gründungsanlage. Im Zusammenhang neuerer bauhistorischer Untersuchungen konnten einzelne Bauteile der Burg dendrochronologisch datiert werden. So stammen beispielsweise die beiden, das Tor zur Kölner Burg flankierenden halbrunden Schalentürme aus den späten 1280er Jahren (1288 [d]). Unklar bleibt, ob die in diesem Jahr nachweisbaren Baumaßnahmen in einem Zusammenhang mit den 1281 zwischen dem Trierer Erzbischof Heinrich von Vinstingen mit Heinrich von Bürresheim stehen. Stilistisch findet die bauliche Situation des Zugangs zur Kölner Burg, ein von zwei als Rundtürmen flankierten Tores ihre Parallele in dem der Ahr zugewandten Stadttor in Ahrweiler, dessen Existenz für das Jahr 1297 belegt ist. Vermutlich wird auch der sich an das Tor anschließende Palas der Kölner Burg in das ausgehende 13. Jahrhundert zu setzen sein. Weitere bauhistorisch fundierte Datierungen liegen auch für die sog. Trierer Burg vor. Hier konzentrierten sich die Untersuchungen vor allem auf die spätmittelalterichen und frühneuzeitlichen Fachwerkbauteile. Die Holzdecken in den drei Obergeschossen des hochmittelalterlichen Bergfrieds wurden dendrochronologisch untersucht und datieren in die Jahre 1460+/-5 (erstes OG), 1511+/-5 (zweites OG) und 1521/22 (drittes Obergeschoss). Das vierte Obergeschoss wurde im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts auf den älteren Unterbau aufgesetzt. Zu den spätmittelalterlichen Bauteilen aus Fachwerk gehören ferner Teile der Dächer des sogenannten Amtshauses (Palas), für die Dendrochronologische Proben aus dem Jahr 1496/97 vorliegen. In das ausgehende 15. Jahrhundert datiert nicht nur der dreigeschossige Baukörper des Amtshauses (Palas), sondern auch das Obergeschoss des mächtigen Rundturms, der die Ostansicht der Burg bis heute bestimmt. Bislang wurde der Baubeginn des Palas in die 1470er Jahre datiert, als die Trierer Burg 1473 an Gerlach von Breitbach bzw. 1477 Besitzanteile an seinen Sohn Johann übergingen.
Umfangreiche bauliche Veränderungen setzten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein, nachdem Schloss Bürresheim 1659 in den alleinigen Besitz der Familie von Breitbach-Bürresheim übergegangen war. 1658 bis 1661 ließ Anna Magdalena von Metzenhausen (gest. 1673), die Witwe des Wolfgang Heinrich von Breitbach über dem sog. Kanonenweg auf den spätmittelalterlichen Wehrmauern den Südflügel des Schlosses errichten. Das Gebäude erstreckt sich zwischen dem Rundturm und dem sog. Vogtshaus und weist auf seiner Feldseite im Süden einen integrierten, spätmittelalterlichen Rundturm auf, der erhöht und mit einer barocken Haube versehen worden ist. Das prächtige zweigeschossige Zwerchhaus aus Fachwerk mit dem geschweiften Giebel datiert in die Jahre 1658/59 (d). Anna Magdalenas Sohn, Georg Reinhard von Breitbach-Bürresheim, ließ im Zuge einer weiteren Umbaumaßnahme 1698-1700 die letzte Baulücke der Trierer Burg zwischen Bergfried und dem spätgotischen Palas (Amtshaus) schließen. Es entstand ein dreigeschossiger Bau, der auch als Kapellenbau bezeichnet wird. Zuvor befand sich die mittelalterliche Kapelle, die 1327 erwähnt wird, in der Kölner Burg, wo sie in einer Kapellennische in der Südwand lokalisiert wird. 1702 wurde die Kapelle durch den Trierer Erzbischof konsekriert. Bis 1905 diente sie als Sakralraum. Wann die Kölner Burg aufgegeben wurde, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. 1833 scheint sie bereits in Verfall geraten zu sein. Die Absicht des Grafen Renesse dort einen neuen Wirtschaftshof einzurichten, der u. a. Ökonomiegebäude und Wohnungen für das Personal aufnehme sollte, wurde nicht umgesetzt. Zum Infrastrukturellen Umfeld der Burg gehört der barocke Garten. Die nördliche Anlage wurde 1683 auf Inititative des Georg Reinhard von Breitbach-Bürresheim angelegt. Bei dem größeren Küchengarten handelt es sich um eine neue Anlage nach historischem Vorbild, die 1965 entstanden ist. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die auf einem von der Nette umflossenen Felsen gelegene, über annähernd rechteckigem Grundriss von 60 x 37 m errichtete Burg gliedert sich in zwei Teile, die ruinöse westliche "Kölner Burg" und die noch erhaltene östliche Trierer Burg. Auf der höchsten Stelle des Burgareals liegt der vermutlich im 12. Jh. aufgeführte quadratische Bergfried. Die östliche Angriffsseite sicherte ursprünglich ein doppelter Halsgraben. Der Zugang für Besucher erfolgt von der Südseite durch das äußere Burgtor und die unterhalb der Vorburg gelegene Zwingeranlage. Beachtung verdient der mächtige, mit einem spätgotischen Fachwerkobergeschoss und kleinen Rundtürmchen versehene Flankenturm sowie ein weiterer, zweifach über Rundbogen- und Maßwerkfries vorkragender runder Flankenturm. Bemerkenswert ist ferner die von zwei gerundeten Flankentürmen gefasste Nordwestseite mit dem Zugang zur Kölner Burg. Dort findet sich das im 13./14. Jh. im Rheinland und in der Eifel verbreitete Motiv des Doppelturmtores (vgl. Mürlenbach, Kasselburg, Monschau, Heimach, Welschbillig). Besondere Aufmerksamkeit verdienen die zahlreichen im Rahmen von Führungen zu besichtigenden Innenräume, die teilweise mit beeindruckenden Möbeln der Frühen Neuzeit ausgestattet sind. (Jens Friedhoff)