EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Ladenburg

Geschichte:

Der Name Lopodunum soll auf eine keltische Siedlung zurück gehen, die bisher noch nicht befriedigend lokalisiert werden konnte. Die römische Besiedlung der späteren Stadt begann um 40 nach Christus mit einem Erdkastell, dem sich wie üblich ein Steinkastell anschließen sollte. Die spätere Zivilsiedlung wurde 259/260 von den Alamannen überrannt.
Unter Kaiser Valentinian I. wurde ab 364 in der Trümmerstätte der Zivilsiedlung direkt am Neckarufer eine Kleinfestung (Burgus) erbaut, die aus einem rechteckigen Wohnturm mit umgebender Wehrmauer und Schiffslände bestand. Dieser Burgus wurde erst 1979 im Zuge des Abbruches eines landwirtschaftlichen Anwesens zugunsten des Neubaues des Rathauses entdeckt und von Berndmark Heukemes ergraben. Das aufgehende Mauerwerk des Burgus war noch bis zu acht Meter (!) hoch erhalten. Der Burgus gehört zu einer Gruppe gleichartiger Burgi, von denen die übrigen Mannheim-Neckarau, Stein und Askemundestein sind. Der Burgus "Stein" (Hessen, LK Bergstraße) trägt diesen Namen, da sich in fränkischer Zeit die Siedlung "Zullestein", nach 1200 dagegen die Burg "Stein" in seinen Ruinen ansiedelte. Im Burgus Askemundestein (Hessen LK Groß-Gerau) nistete sich bereits um 500 ein fränkischer Personenverband an. In Anbetracht der singulär guten Erhaltung des Ladenburger Burgus ist ebenfalls von dessen Nutzung im frühen Mittelalter auszugehen, da seine Ruine sonst zweifellos durch Steinraub abgetragen worden wäre. Im Zuge seiner Freilegung ab 1979 standen mittelalterliche Funde jedoch wie so oft bei der provinzialrömischen Archäologie nicht im Focus der Ausgräber.
Auch Ladenburg selbst war im frühen Mittelalter ein befestigter Ort. Es wird als "civitas", "castrum" und im Jahre 953 als "castellum" bezeichnet. Zudem war es befestigter Vorort des nach ihm benannten "Lobdengaues". Spätestens im zehnten Jahrhundert gelangte der Ort vom Königtum in den Besitz des Hochstiftes Worms. Als besondere Seltenheit ist eine Mauerbaupflicht aus dem 11. Jahrhundert überliefert: demnach waren die Hintersassen des Klosters Nonnenmünster in Littersheim (bei Worms) verpflichtet, auf Verlangen mit dem Wagen zwei Quadersteine und Sand nach Ladenburg oder Deidesheim zu fahren. Die Vorlage dieser Quelle stammt aus der Zeit Kaiser Ludwigs des Frommen. Vermutlich betraf die Mauerbaupflicht eine Vielzahl von Orten im Umkreis von Ladenburg, wovon jedoch allein das Beispiel Littersheim uns überliefert ist.
Zu erwähnen ist außerdem der heute noch erhaltene, südlich des Burgus gelegene Bischofshof, für den ein romanischer Kern nachgewiesen wurde. Die mittlerweile abgegangene "Engelburg" östlich des Burgus soll dagegen ein Renaissancebau gewesen sein. Durch neue Befunde von Archäologie oder Bauforschung könnten sich auch bei diesen beiden Objekten neue Erkenntnisse ergeben.
Im 13. Jahrhundert wurde Ladenburg schließlich zur Stadt im rechtlichen Sinne. Eine neue Stadtbefestigung, von der wesentliche Teile erhalten sind, löste die frühmittelalterliche Ummauerung ab. Das altertümliche Stadtbild überstand sowohl die Kriege des 17. Jahrhunderts, als auch die Verwüstungen des 20. Jahrhunderts. (Ludwig Hildebrandt, Thomas Steinmetz).

Bauentwicklung:

Der Burgus besaß die gleiche Bauart wie seine drei Artgenossen zwischen Mannheim und Groß-Gerau: ein zentraler rechteckiger Wohnturm oder Zentralbau wurde von einer Ringmauer mit viereckigen Türmen an der Landseite und (vermuteter) offener Schiffslände an der Flussseite umgeben. Im 18. Jahrhundert siedelte sich in der Ruine des Burgus ein landwirtschaftliches Anwesen an, bei dessen Abbruch im Jahre 1979 die bis dahin unbekannten römischen Baureste zutage kamen. Dank einer Planänderung durch die verständnisvolle Stadt Ladenburg konnte ein erheblicher Teil des Burgus-Wohnturmes erhalten und in das neue Rathaus einbezogen werden. Die Frage, wie lange und wofür der Burgus während des Mittelalters genutzt wurde, kann dagegen nicht beantwortet werden. Ein Hinweis auf ein Nutzungsende könnte die um 1150 beginnende Verfüllung eines Brunnens nordöstlich des Burgus sein. In das mittlere 12. Jahrhundert wird auch der Beginn einer umfangreichen Stadterweiterung datiert.
Spuren der frühmittelalterlichen "Stadt"mauer konnten durch die Mittelalterarchäologie in Gestalt einer zweischaligen Mauer mit vorgelegtem sehr breiten und tiefen Graben festgestellt werden. Inwieweit diese Befestigung gegen die Einfälle der Normannen und/oder Ungarn gedacht waren, ist momentan noch ungeklärt. Der Neubau der Stadtmauer ab dem 13. Jahrhundert löste die ältere frühmittelalterliche Befestigung ab. Von dieser Stadtmauer blieben das Martinstor und der runde Hexenturm in voller Höhe erhalten, zu dem sind der runde Pfaffenturm und ein rechteckiger Turm noch als Stumpf vorhanden, ebenso Teile der Stadtmauer. Es bleibt zu hoffen, dass mittelalterliche Befunde in Zukunft durch die Archäologie die gleiche Wertschätzung wie provinzialrömische Befunde erhalten. (Ludwig Hildebrandt, Thomas Steinmetz).

Baubeschreibung:

Ladenburg bietet eine Vielzahl von Baudenkmälern, deren Beschreibung hier nicht angebracht ist. Die Außenwand des Burgus-Zentralbaues konnte dank des Verständnisses der Stadt Ladenburg mitmehreren Metern Höhe in den Neubau des Rathauses einbezogen werden und ist dort von außen zu besichtigen.
Neben dem in der Kurpfalz aus bekannten Gründen seltenen altertümlichen Stadtbild Ladenburgs seien hier besonders die Reste der ab dem 13. Jahrhundert entstandenen Stadtmauer erwähnt. Allen voran ist der teilweise aus Buckelquadern errichtete Torturm des Martinstores zu nennen, dessen Feldseite mit einem Standbild des Heiligen Martin von Tours geschmückt ist. Auch der runde "Hexenturm" und der Stumpf des ähnlichen "Pfaffenturmes" dürfen hier genannt werden.
Einen romanischen Kern enthält der Bischofshof (des Bischofs von Worms), dessen äußeres Erscheinungsbild in die Zeit der Renaissance gehört. (Ludwig Hildebrandt, Thomas Steinmetz).

Arch-Untersuchung/Funde:

Aus Ladenburg liegen naturgemäß sehr vielfältige römische und mittelalterliche Funde und Befunde vor, die hier nicht näher beschrieben werden können.