EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Wernfels

Geschichte:

Der Reichsministeriale Albrecht II. Rindsmaul errichtete in Wernfels um 1270 eine Burg, nach der er sich 1283 erstmals nannte. Die Burg war ein Lehen der Burggrafen von Nürnberg, die ihr Eigentumsrecht aber an das Bistum Eichstätt veräußert hatten. 1284 verkaufte auch Rindsmaul seine Burg an den Bischof, der hier einen Amtssitz des "Oberen Hochstifts" einrichtete. Nach der Säkularisation 1802 wechselten die Besitzer häufig, was mit einem Verfall der Bausubstanz einherging. Erst ab 1882 wurde bis 1916 unter dem damaligen Besitzer, dem "Schlachtenmaler" Louis Braun, das Haupthaus saniert und historisierend ausgestattet.. Seit 1925 gehört die Burg dem CVJM-Landesverband Bayern, heute befindet sich hier die bestausgelastete Jugendherberge Deutschlands. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Der Ursprungsbau kann durch die Dendrodatierung eines Holzständers im Keller des Wohnbaus in die Zeit um 1270/80 datiert werden, was mit der historischen Überlieferung gut übereinstimmt.
Die Bischöfe von Eichstätt bauten den Ursprungsbau im 14./15. Jh. aus, insbesondere umgaben sie den älteren Kernbau mit einer Ringmauer samt Torturm. Dabei wurden die Hofmauern abgebrochen und der Zwischenraum zwischen Ringmauer und Hauptgebäude aufgeschüttet, sodass es gewissermaßen eingemottet wurde. Zudem erhielt das Hauptgebäude ein zusätzliches Stockwerk. Im Jahre 1600 ließ Bischof Johann Konrad von Gemmingen das Hauptgebäude im Inneren umbauen; was außer durch Dendrodatierungen hölzerner Bauteile auch durch zwei Inschriften überliefert wird. Damals entstand zudem der Treppenturm am Hauptgebäude und das heutige Torhaus der Hauptburg. Die Kapelle soll damals verlegt worden sein.
1696 wurde eine neue Schlosskapelle auf der Südseite des Burghofs geweiht. 1960 wurde der Treppenturm auf der Nordseite des Hauptflügels des Wohnkomplexes angebaut. Es folgten weitere, behutsame Umbauten für die Nutzung als Jugendherberge. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg liegt westlich über dem Rezattal auf einer nach Osten gerichteten Bergzunge. Die Vorburg ist heute nur noch in ihrem ungefähren Verlauf erkennbar, das einzige überlebende Gebäude ist das Torhaus. Dort ist im gotischen Unterteil noch die Fallgitterführung erhalten, das Fachwerkobergeschoss stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der vorgelagerte Halsgraben ist aufgefüllt und zu einem Parkplatz umgestaltet worden.
Über den Halsgraben zwischen Vor- und Hauptburg führt eine steinerne Brücke, die an einem Torhaus endet.
Das zweiflügelige Hauptgebäude der Hauptburg ist dreigeschossig aus Buckelquadern errichtet worden. Einem 17 x 16 m großem Rechteckbau ist im Nordwesten ein 14 x max. 7 m großer Nebenflügel angefügt. Ursprünglich ergänzte eine Hofmauer das Ensemble zu einem Rechteck. Eine Reihe von Arkadenfenstern sind im ersten Geschoss der Nordfassade zu erkennen, sie markieren den Ort des ursprünglichen Saales.
Die Ringmauer der Hauptburg umschließt ein Areal von ca. 45 x 50 m Ausdehnung. Sie ist mit Ausnahme des Bereichs am Tor auf Brüstungshöhe abgetragen. Außen wird sie durch Strebepfeiler und Stützmauern verstärkt. Auf der Nordseite liegt das Kapellengebäude, das unter barockem Äußeren einen mittelalterlichen Kern besitzt. Die Kapelle dürfte aber ursprünglich im schmalen Westflügel des Hauptgebäudes gelegen haben. Im Südwesten des Areals steht noch ein zweigeschossiges, zum Teil aus Fachwerk errichtetes Nebengebäude des Barock. Um 1800 werden als Wirtschaftsgebäude auf der Hauptburg neben dem Brunnen ein Kuhstall, ein Schuppen, ein Pferdestall, eine Wagenremise, ein Waschhaus und ein Hennenhaus genannt.
1657 wird eine Quellwasserzuleitung erwähnt; wann sie gebaut wurde, ist unbekannt. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

1964 und 1969 Lesefunde von Keramik des 13. Jhs. aus dem Burghof und dem Halsgraben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg Freilegung von Fundamenten auf dem Burghof südlich des Westflügels.