EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Hannoversch-Münden, Welfenschloss

Geschichte:

Eine Burg in Hann. Münden ist sicher erst für die Zeit ab 1495 nachgewiesen. Vermutungen über die Existenz einer solchen bereits im 11. Jh. sind gelehrte Spekulationen des 16. Jhs. ohne Grundlage. Einen indirekten Hinweis auf eine mögliche Existenz der Burg gibt eine zwischen 1182 und 1185 ausgestellte Urkunde des Landgrafen Ludwig III. von Thüringen, in der er seinen "villicus" - also einen Vogt oder Statthalter - in Münden anspricht. Einen weiteren indirekten Hinweis gibt es aus dem Jahr 1247, als im Stadtrechtsprivileg von Herzog Otto dem Kind drei "milites de castro" als Zeugen erscheinen.
Die bekannte Geschichte der Burg und des Schlosses in Hann. Münden beginnt mit der Teilung des Herzogtums Braunschweig in die Linien Wolfenbüttel und Calenberg-Göttingen im Jahr 1495. Herzog Erich I. von Calenberg-Göttingen nahm seinen Sitz auf der Burg in Münden.
Um 1500 wurde die Burg von ihm zu einem repräsentativen Schloss umgebaut, das bei einem Brand 1560 zerstört wurde. Sein Sohn Erich II. baute es wieder auf. Mit dessen Tod 1584 hörte Münden auf, herzogliche Residenz zu sein. 1626 wurde das Schloss durch Truppen Tillys verwüstet. Die Schäden wurden nicht behoben, sodass das Schloss nicht mehr zur Hofhaltung dienen konnte. 1735 befahl König Georg II. den Umbau des Schlosses zur Kaserne, wobei im Süden ein dritter Flügel hinzugefügt wurde. 1757 wurde das Schloss im Siebenjährigen Krieg neuerlich verwüstet und als Kaserne unbrauchbar. 1776 wurde es deshalb zum Kornspeicher umfunktioniert. 1861 ist es teilweise wieder hergerichtet und das Amtsgericht dort einquartiert worden. In den nächsten Jahrzehnten folgten weitere öffentliche Einrichtungen und ein Heimatmuseum. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Laut einer Inschrift am Eingang des gotischen Treppentumes in der Nordostecke hat Herzog Erich I. von Calenberg-Göttingen ab 1501 den nordöstlichen Teil des Schlossses um- oder neugebaut. Weitere Baumaßnahmen erfolgten zwischen 1517 und 1526.
Nach 1561 wurde das bei einem Brand zerstörte Schloss in zwei Abschnitten wieder aufgebaut. Der begonnene Bau ruhte schon 1562 offenbar für zehn Jahre, bevor die Bauarbeiten wieder aufgenommen und 1577 abgeschlossen wurden. Von 1735 bis 1741 wurde das Schloss zu einer großen, dreiflügeligen Kaserne erweitert. 1849 vernichtete ein Brand den dabei errichteten Südflügel und das Vorwerk. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Über die Gestalt der mittelalterlichen Burg ist nichts bekannt. Streetz hält es aber für möglich, dass es sich bei dem Turm am Ende des Ostflügels um den Bergfried der Burg handelt. Seine Umbauung verdeckt die Tatsache, dass er eine dreieckige Grundform mit einer viertelkreisförmig gerundeten Basis aufweist. Bis ins 16. Jh. besaß er nur einen Hocheingang. In einer Urkunde von 1483 werden ein Steinwerk mit Kammern und Kellern erwähnt, zudem als separate Gebäude ein bewohnter und ein unbewohnter Turm, eine Küche, ein Backhaus mit kleinem Steinwerk und eine unbewohnte Hofstelle. Das heutige nach dem Brand von 1560 entstandene Schloss integriert unzerstörte Teile des Vorgängerbaus aus der Zeit nach 1500, sodass von einer zumindest teilweisen Übernahme der Grundrissdisposition auszugehen ist.
Erhalten hat sich vom Schloss der Hauptflügel parallel zur Werra und der anschließende Ostflügel. Der vierstöckige Bau ist kaum gegliedert und integriert die Schlosskapelle, die an der Außenfront durch Spitzbogenfenster kenntlich ist. Das einzige auffällige Dekorationselement ist der Ziergiebel auf der westlichen Schmalseite. Nach einer Stadtansicht vom Ende des 16. Jhs. wies der Nordflügel ursprünglich ein Fachwerkobergeschoss auf. Im Osten schließt sich rechtwinklig ein weiterer Flügel an, im Winkel steht ein polygonaler Treppenturm. Im 16. Jh. war auf der Innenseite beider Flügel eine Galerie vorhanden. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Keine