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Seesen

Geschichte:

Für Seesen ist aufgrund seiner zentralen Lage im Ambergau an der Kreuzung mehrerer alter Fernhandelswege (Rhein-Elbe-Straße, Frankfurter Straße, Thüringer Heerstraße, Goslarscher Stieg) schon eine frühmittelalterliche Besiedlung anzunehmen. Der Ort "villa Sehuson" war altes Ludolfingisches Königsgut, das von Kaiser Otto II. 973/74 an das Reichsstift Gandersheim gegeben wurde. 974 wurde auch die "Sehusaburg" zum ersten mal erwähnt. Es ist möglich, dass diese früheren Quellen eine andere Burganlage meinen als die heute vorhandene, denn die schriftliche Überlieferung nennt nach 984 bis zum Jahr 1282 keine Burg mehr in Seesen. In diesem Jahr bekennt Herzog Heinrich der Wunderliche von Grubenhagen, dass er dem Kloster Walkenried durch das Schlagen von Holz zum Befestigen des „castrum“ großen Schaden zugefügt hat. Ab 1287 diente die Burg auch als Sitz einer Vogtei. 1314 wird sie an die Stadt Goslar verpfändet, es folgten zahlreiche weitere Verpfändungen. Der Besitz der Burg fiel zunächst an die Göttinger Linie der Welfen und 1442 an das Haus Wolfenbüttel. Von 1442 bis 1473 baute Herzog Heinrich der Friedsame die Burg zu einer Reisestation aus und versah sie mit einem großen Wirtschaftshof. Zudem erhielt sie einen Amtsbezirk. Von 1495 bis 1500 war sie Wohnsitz der Herzogin Margaretha, Witwe des Herzogs Friedrich III. Ab 1592 wird sie zum Schloss ausgebaut, das in einem Stadtbrand 1673 zerstört wurde. Die wiederaufgebaute Anlage wurde nach dem Zeitpunkt der Errichtung des neuen Amtshauses 1685 nur noch "Altes Amt" genannt. Heute dient es als Amtsgericht. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Laut einer Nachricht aus dem Jahr 1282 ließ Herzog Heinrich der Wunderliche damals das "castrum Sehusen" mit einer Holzbefestigung versehen. Aufgrund des Baumaterials, das für die damalige Zeit eher an ein Provisorium denken lässt und der Tatsache, dass bei den Ausgrabungen keine Funde, die älter als das 13. Jh. sind, getätigt wurden, ist es wahrscheinlich, dass die Burg damals erst errichtet wurde. Von 1442 bis 1473 wurde die Burg neu befestigt und mit einem großen Wirtschaftshof versehen. Herzog Heinrich Julius begann mit dem Bau des Hauptgebäudes samt Treppenturm im Jahr 1592 die umfangreichen Neu- und Umbauten an der Burganlage, die ihren Höhepunkt im Jahr 1654 erreichten. Ein Großbrand vernichtete im Jahre 1673 große Teile der Schlossanlage; es wurde aber unmittelbar mit dem 1697 vollendeten Wiederaufbau begonnen. Das Hauptgebäude wurde 1870 und 1885 durch Anbauten ergänzt. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Von der Burg steht heute noch ein rechteckiger Bau im Renaissancestil. Der dreistöckige Bau besitzt eine Größe von 10,75 x 17,75 m. An der Längsseite ist ein polygonaler Treppenturm angebaut, der die Jahreszahl 1592 trägt. Im Stich von Merian aus dem 1654 zeigt der Bau ein zusätzliches Fachwerkgeschoss. In der Mitte des 18. Jhs. umschloss er noch zusammen mit Nebengebäuden einen dreiseitigen Hof. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden beim Bau von Luftschutzräumen in 3 m Tiefe Reste einer mächtigen Ringmauer entdeckt. Sie führte in Nordwest-Südost-Richtung parallel zur benachbarten Straße. Diese Mauer muss noch 1846 existiert haben, damals werden auch zwei Tore, eines zur Stadt und eines zur Domäne, erwähnt. Die heute zugefüllten Gräben der Burg wurden früher von der Seckau, einem Abzweig der Schildau, gespeist. Im Südwesten reichten der einstige Evekensee und im Nordwesten ein weiterer Teich bis an die Mauer heran. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Baubeobachtung der Ringmauer 1944/45.
Ausgrabung 1955