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Liebenstein am Rhein

Geschichte:

Burg Liebenstein, die jüngere der beiden "Feindlichen Brüder", ist erstmals 1294/1295 erwähnt. Errichtet wurde sie wohl von Albrecht von Lewenstein zwischen 1284 und 1290 - möglicherweise zunächst als Vorwerk zu Sterrenberg - auf Reichsgut, das sich in Händen der Reichsministerialen von Bolanden befand. Sie diente zur Sicherung des Erbes seiner Gattin Luckarda von Bolanden gegen deren Onkel Werner von Bolanden, der im Besitz eines Pfandanteils der Sterrenberg war. 1294/1295 gab der Erbe des Hauses Bolanden, Graf Heinrich von Sponheim-Dannenfels, sie den Rittern Schenk von Stromberg und Ludwig von Sterrenberg zu Lehen, die sich fortan von Liebenstein nannten. Als die untere Burg Sterrenberg Anfang des 14. Jhs. an Kurtrier kam, könnte dies das Gegeneinander beider Burgen bedingt haben. Bereits 1340 befand sich die Burg durch Erbteilung in der Hand von ca. 10 Parteien (Ganerben), darunter die Herren von Liebenstein und die Schenken von Liebenstein-Sterrenberg. Entsprechend wurden verschiedene Ganerbenhäuser errichtet. Nach Mitte des 15. Jhs. nahm die Zahl der Ganerben stetig ab, 1510 hatte Philipp von Liebenstein alle Anteile in seinen Händen. Noch 1587 war die Burg bewohnt, wurde bald darauf aber weitgehend aufgegeben und 1592 als unbewohnbar bezeichnet. Weitere Beschädigungen brachten die Kriege des 17. Jhs.. Zusammen mit der Herrschaft Osterspai kam die Burg Liebenstein 1637 in den Besitz der Herren von Waldenburg genannt Schenkern. Diese beerbten 1783 die Freiherrn von Preuschen, die die Burg noch heute besitzen. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte der vielgestaltigen Ganerbenburg ist bislang nur unzureichend erforscht worden. Dem ältesten Baubestand des ausgehenden 13. Jhs. gehört vermutlich noch der ruinöse Bergfried auf einem steil abgearbeiteten Felsklotz an. Der Wohnturm der Burg datiert aufgrund der Ausstattung des repräsentativen Gemachs und des recht hohen Wohnkomforts in die zweite Hälfte des 14. bzw. in den Beginn des 15. Jhs.. Die Schriftquellen belegen für die Jahre 1652 bis 1660 umfangreiche bauliche Aktivitäten an der vermutlich im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstörten Burg. Das sich an die Nordostseite des Wohnturms anlehnende sog. 'Hofhaus" war Ende des 18. Jhs. noch intakt und dient zusammen mit dem 1977 restaurierten Turm als Pension. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Als ältester Teil der Anlage ist wohl Ende des 13. Jhs. auf dem zentralen Felsen ein rechteckiger Bergfried (9,20 x 10,30 m) errichtet worden, von dem aber nur noch eine Ecke steht. Er war von einer engen, ebenfalls nur noch im Unterbau erhaltenen Mauer umgeben. Der Felsklotz ist am Fuß zusätzlich von einer polygonalen Ringmauer umfasst, welche die Osthälfte des Felsens eng umschließt, während im Westen und Norden, zur Rheinseite, ein Hof freigelassen wurde. An diese Mauer lehnten sich im Hofbereich verschiedene Gebäude an, die durchweg als Wohnhäuser der verschiedenen Ganerben anzusehen sind.
Ein erstes turmartiges Gebäude, das sog. Wachthaus, liegt unmittelbar neben dem heutigen Eingang. Es ist am östlichen Ende des Halsgrabens in den Bering eingebunden. Ein Kamin im Erdgeschoss belegt die Nutzung als Wohngebäude. Bemerkenswert ist, dass sich hier die Abdrücke eines älteren Fachwerkbaus erhalten haben, der später ummantelt wurde. An der Südwestecke, direkt an der Rheinseite, findet sich der alte Haupteingang der Burg. Hier sind noch die über den Halsgraben führenden Pfeiler zu sehen. Der Zugang wurde durch eine Wippbrücke und einen zum Burginneren offenen, quadratischen Torturm (Seitenlänge 3,80 m) geschützt, in dessen Obergeschossen noch eine schmale Schießscharte sowie zwei Fensteröffnungen auszumachen sind (um 1356). In der Mitte der rheinseitigen Mauer ist der nach den Schenken von Liebenstein benannte Schenkenturm so in den Abhang gestellt, dass zwei seiner Untergeschosse unterhalb des Hofniveaus liegen. Die oberen Geschosse sind nur in Resten erhalten (Fenster, ein Kamin, Ansätze einer Treppe). Zwischen dem Schenkenturm und dem Torturm kamen Grundmauern zu Tage, die zeigen, dass auch dieser Bereich einst bebaut war. Das damals wie heute repräsentativste Gebäude steht an der Nordecke des unteren Hofes, direkt an die rheinseitige Felskante gesetzt und somit weithin sichtbar. Es beherbergt heute das Restaurant. Bei diesem annähernd quadratischen (9,20 x 10 m), ca. 17 m hohen Turm aus dem fortgeschrittenen 14. oder dem frühen 15. Jh. handelte es sich offenbar um den wichtigsten Wohnbau der Ganerbenburg, Sitz der Herren von Liebenstein um 1334. Der aus schmucklosem Bruchstein errichtete Bau ist fast vollständig erhalten und wurde 1977 restauriert. Er weist insgesamt sieben Geschosse auf, von denen die unteren drei - nämlich zwei Keller und ein Souterrain mit Kamin, Wandschrank, Aborterker und zwei Fenstern - unter dem Hofniveau liegen. Der südliche Anbau mit Schrägdach ist jünger (1614). Durch ein spitzbogiges Portal gelangt man in das Erdgeschoss, die heutigen Gaststättenräume. Das saalartige erste Obergeschoss war als repräsentativer Raum ausgestattet. An der Nordseite, Richtung Sterrenberg, befindet sich ein vorgelagerter, etwas niedrigerer Bering mit einer Geschützbatterie. Diese sichtbar gegeneinander gerichteten Befestigungswerke ("Streitmauer" Sterrenberg) dürften die im Volksmund übliche Bezeichnung als "Feindliche Brüder" mit begründet haben. (Reinhard Friedrich)