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Lichtenberg bei Oberstenfeld

Geschichte:

Die mutmaßlich um 1180 erbaute und 1197 erstmals durch den mutmaßlichen Erbauer Albertus/Albrecht von Lichteneck indirekt erwähnte Burg, bildete den Kern einer Adelsherrschaft. Die edelfreien Herren von Lichtenberg sind über das gemeinsame Wappen zu verbinden mit den von Heinriet und den Hacken von Hoheneck. Sie waren, wenn nicht Vasallen der Markgrafen von Baden, so doch deren Parteigänger. Ihr Herrschaftsgebiet versuchen sie Mitte des 13. Jh. mit Gründung der Stadt Großbottwar abzurunden. Prominente Angehörige der Familie sind: Sigibodo 1302-1314 Bischof von Speyer, Hermann 1333-1335 Bischof von Würzburg und Kanzler Kaiser Ludwigs des Bayern. Albrecht Hummel, der Bruder Hermanns, zeichnete sich als kaiserlicher Heerführer aus. Er legte sich den Beinamen Hummel zu, den auch einige seiner Nachkommen führten. Schon mit Albrechts Sohn setzte der wirtschaftliche Niedergang ein. Die Familie starb nach 1407 aus. Schon 1357 kaufte der württembergische Graf Eberhard der Greiner Burg und Herrschaft, wobei die Hintergründe im Dunkel bleiben. 1361 trug er diese der Krone Böhmen (Kaiser Karl IV.) als Lehen auf. Ziel war die Festigung der landesherrlichen Gewalt durch das Recht der Befreiung von fremden Gerichten. Dies Lehen hatte Bestand bis 1805. Schon seit 1483 ist die Burg als Afterlehen, später Eigentum in den Händen der Herren von Weiler, die sie noch heute innehaben. Die Burg wurde lediglich 1634 geplündert und danach eine aufschlussreiche Inventarliste angelegt. (Christoph Engels)

Bauentwicklung:

Die Bauteile mit Buckelquadern stammen aus der romanischen Periode des späten 12. Jh. Die übergroßen Zinnen und das Zeltdach des Bergfrieds jedoch erst von 1906. Zur ältesten Phase zählen Ringmauer und Bergfried. Aus einer nur unwesentlich jüngeren Phase oder einer Planänderung während des Baues stammt der nordöstliche Turm. Bald nach 1200 wurde an der Südseite das äußere Tor in einer Linie mit der Ringmauer errichtet und durch einen quadratischen Bau zur Talseite hin gesichert. Bemerkenswertes Relief von 1486 statt eines Wappens darüber. Auch die Bauten im Inneren der Ringmauer stammen aus dieser zweiten Bauphase, die gegen 1250 wohl abgeschlossen war. Zu diesen zählt der Palas im Süden mit der auf 1232-50 dendrochronologisch datierten Eichenholzdecke in der Dürnitz. Fensterdurchbrüche des Übergangsstiles in der Kapelle und der Dürnitz sekundär eingefügt. Mit Übernahme der Herren von Weiler muss es Ende des 15. Jh. zu großen Umbauten gekommen sein, beklagt Dietrich von Weiler doch Kosten von 9.000 Gulden. Demgegenüber wären einige fortifikatorische Neuerungen im Bereich Zwinger, Flankierungsturm im Westen und äußeres Tor stilistisch bereits ins frühe 15. Jh. zu datieren. Letzteres wurde dann noch in der ersten Hälfte des 16. Jh. durch eine Barbakane verstärkt. Nur durch Ansichten, wie von A. Kieser, aus der zweiten Hälfte des 17. Jh., belegt ist ein Turm, der an der Stelle des späteren Rondells (18. Jh.?) im Norden stand. Ferner sind westlich der Burg Gebäude im Zwinger nachweisbar. Das zwischen Bergfried und Nordturm eingezeichnete Tor oder Rondell ist hingegen bislang vor Ort ohne Nachweis. Im April 1945 diente der Bergfried den Artilleriebeobachtern als Stützpunkt und wurde daher von amerikanischen Truppen unter Feuer genommen. Diese Schäden führten bis Anfang der 1960er-Jahre zu Restaurierungsarbeiten. 1966 Ausbau der Unteren Gastronomie und Renovierung des Nordwestflügels, 1988 Anschluss an die Kanalisation. 2006 denkmalgerechte Wiedererrichtung der eingestürzten Bastion an der Nordwestecke. (Christoph Engels)

Baubeschreibung:

Die Anlage ist eine polygonale Ringmauerburg aus Buckelquadern, die in etwa einem Nord-Süd-orientierten Oval folgt. Dabei sind einige konzeptionelle Grundzüge mit der Burg Reichenberg (Oppenweiler, Rems-Murr-Kreis) vergleichbar. Hier wie dort hat die Ringmauer auf der Feldseite Charakteristika einer Schildmauer und zieht der Umriss der Anlage am Zugang ein. Der Zugang zum Lichtenberg erfolgt heute über eine den Halsgraben querende Bogenbrücke. Sie führt zu einem, schon der ältesten Bauphase zuzurechnenden, äußeren Tor, das nach Süden durch einen quadratischen, turmartigen Bau abgeschlossen und gesichert wird. An dieser Stelle sichert der quadratische Bergfried von 9,5 auf 10,3 m Seitenlänge die Anlage. Dessen Mauern sind 3 m dick und der Turm insgesamt 30 m hoch. Der Zugang befindet sich im zweiten OG und die darunterliegenden Räume sind nicht benutzbar. Auch die oberen Stockwerke haben ausschließlich fortifikatorischen Charakter. Die Ringmauer ist auf der Feldseite auf 3 m Stärke schildmauerartig verdickt. Der an der Nordostseite angefügte, niedrige Turm von den Abmessungen des Bergfrieds kann ebenfalls nur von der Plattform aus genutzt werden. Er beinhaltet jedoch zwei tonnengewölbte Räume. Der Turm ist kein zweiter Bergfried, sondern wohl Folge einer Planänderung nach dem Erkennen der fortifikatorischen Schwäche durch den hier etwas flacheren Graben. Der Burghof war wohl schon immer nur im Süden und Westen von Gebäuden eingefasst. Das Hauptgebäude im Süden gliedert sich zunächst zur linken in die Dürnitz, die Durchfahrt zum Hof und die St. Laurentiuskapelle zur rechten. Die Kapelle mit bemerkenswertem Freskenschmuck, der bis auf den Anfang des 13. Jh. zurückgeht. Flügelaltar 1940 „verschwunden“ und heute in den USA. Über Dürnitz und (sekundär eingewölbter) Durchfahrt ein Saal und zum Graben hin ein beheizbarer (?) Wohnraum. Erst im zweiten OG befanden sich die Wohnräume der Herrschaft, die hier die volle Südsonne nutzen. Die Obergeschosse über eine hölzerne Außentreppe erschlossen. Es schließen sich im Westflügel Wirtschafts- und Bedienstetenräume an, die mehrfach verändert wurden, doch im Sockelbereich noch aus dem frühen 13. Jh. stammen. Auch der Turm an der Westseite ist eine Zutat des „gotischen“ Umbaus. Die Anlage wird von einem weiten Zwinger umgeben, der keine Flankentürme, Kasematten oder Wehrgänge aufweist. (Christoph Engels)

Arch-Untersuchung/Funde:

1960 werden Malereien aus dem Anfang des 13. Jh. sowie eine Stiftergruppe von 1449 in der Kapelle aufgedeckt.