EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Caldern

Geschichte:

Historische Nachrichten oder gar Schriftquellen zur Burg Caldern und ihrer möglichen Vorgängeranlage sind bislang nicht bekannt.
Wie auch die Burgen Hollende (Warzenbach), Lüneburg (Mellnau), Marburg und Weißenstein (Marburg-Wehrda) im Kreis Marburg-Biedenkopf stand die Burg Caldern direkt oder indirekt im Einflussbereich der Gisonen; es handelte sich nicht, wie früher vermutet, um eine Ortsadels-, sondern um eine Hochadelsburg der salischen Zeit. Nach den aktuellen Forschungen zur Burg Caldern und weiteren Burgen der Region wurde Caldern wie die Burg Weißenstein und wohl auch das Marburger Schloss von dem 1008 genannten Grafen Giso bald nach 1000 gegründet, wobei ungeklärt bleibt, ob der erste Burgbau an dieser Stelle in Holz aufgeführt wurde. Erst im 2. Viertel des 11. Jh. (um 1030?) wurde die Burg zu einer der für die Region und darüber hinaus typischen salierzeitlichen steinernen Turmburg ausgebaut.
Burg Caldern wurde, wohl ebenso wie Burg Weißenstein, in der 1. Hälfte des 12. Jh. zerstört oder aufgegeben, wobei in Caldern das Burgareal anschließend vermutlich bis in das ausgehende 12. Jh., vielleicht auch frühe 13. Jh. weiter benutzt und dann offen gelassen wurde.
(Michael Losse)

Bauentwicklung:

Die älteste Gefäßkeramik von der Burg Caldern wurde zwischenzeitlich auf den Zeitraum 9./10. Jh. datiert. Sie muss jedoch nicht zwangsläufig das Bestehen einer Burg zu jener Zeit belegen.
Nachdem dann die Burg Caldern bald nach 1000 von dem 1008 urkundlich genannten Grafen Giso gegründet worden war - vielleicht als hölzerne Burg -, erfolgte im 2. Viertel des 11. Jh. (um 1030?) die Umgestaltung zu einer für die Salierzeit typischen Turmburg (mit Wohnturm/Turmhaus und Ringmauer) in Höhenlage (s. ebd.). Diese wurde wohl in der 1. Hälfte des 12. Jh. zerstört oder aufgegeben, doch scheint das Burgareal anschließend vermutlich bis in das ausgehende 12. Jh., vielleicht auch frühe 13. Jh. weiter benutzt und erst dann offengelassen worden zu sein.
(Michael Losse)

Baubeschreibung:

Burg Caldern stand ca. 0,5 km südlich des Dorfes Caldern auf einem nordwestlich in ein Seitental der Lahn ausspringenden, auf drei Seiten steilen Sporn (319 m). Dessen Kuppe verbindet im Süden ein flacher Sattel mit einer weiteren Kuppe. Die Burg gehört zu einer Gruppe salierzeitlicher Turmburgen in Höhenlage im sog. „Marburger Land“ – im mittelhessischen Kreis Marburg-Biedenkopf –, die untereinander mehrere Parallelen aufweisen: Wie bei der Burg Weißenstein nahe Marburg-Wehrda steht auch in der Burg Caldern der Wohnturm übereck zur „Angriffsseite“. Auch den Versprung in der Ringmauer, in dem wohl das Tor platziert war, findet man auf Weißenstein. Die Fläche des Burgareals von 0,04 entspricht der Größe einiger weiterer Burgen jener Zeit in der Region.
Eine etwa 1,15 m starke gemörtelte Ringmauer aus Bruchstein umgab den Burghügel. Der Bering umfasst eine Fläche von ca. 23 x 28 m. In seinem rechtwinkligen Versprung um 4,10 m im Ostsüdosten wurde der Zugang vermutet (Gensen). An der Süd- und Südostseite sicherte ein Halsgraben mit vorgelegtem Wall (vgl. Röderburg bei Roßberg) den Burghügel. Im Sattel angelegt trennt er die Kuppe von der dahinter ansteigenden Hochfläche.
Das bei den Grabungen 1974 teils untersuchte Hauptgebäude (9,60 x 7,50 m, Inneres 6,60 x 4,50 m) besteht aus Zweischalenmauerwerk mit hammerrechtem Kleinquader-Mauerwerk. Da der Archäologe Rolf Gensen (1975) starke Brandspuren im Inneren feststellte, nahm er das Bestehen mindestens einer hölzernen Zwischendecke an und interpretierte das Hauptgebäude als Wohnturm.
(Michael Losse)

Arch-Untersuchung/Funde:

Schon früh wurden der Burg Keramikreste entnommen; solche wurden z.B. anlässlich der Exkursion des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde e.V., Zweigverein Marburg, am 29.5.1918 präsentiert.
In der Burg Caldern fand 1974 ein Aufmaß nebst einer kleineren Grabung im Rahmen eines Praktikums zur mittelalterlichen Archäologie statt, bei der ein Schnitt entlang der Wohnturm-Ostseite gelegt wurde, ein weiterer etwas südlich sowie einige an der Felseite der Ringmauer. Bei der Grabung wurden viele Knochen von Haustieren und Schlachtvieh gefunden, die 1986 Kerstin Gottschall (Osteologische und osteometrische Untersuchungen an Tierknochenfunden von vier frühmittelalterlichen Burgen in den Landkreisen Marburg-Biedenkopf und Kassel. Diss. im Fachbereich Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen, 1986) analysierte. Es fällt auf, dass das publizierte und archivierte Fundmaterial nicht stratifiziert und lokalisiert ist
Zu den besonderen Objekten innerhalb des archäologischen Fundmaterials von der Burg Caldern gehören ein 16 cm langer Reitersporn mit verdicktem, 5,4 cm langem Stimulus, ein Spielstein (in Form einer runden Scheibe aus Hirschhorn) und eine Knochenflöte, doch sind sie „typisch für Burgen des 11. Jh.“ und Objekte dieser Art finden „sich so oder ähnlich auch auf der Burg Weißenstein und dem Marburger Schloß“ (ebd., S. 89). „Eine weitere Parallele zu Burg Weißenstein und allgemein zeittypisch“ ist der durch die archäologischen Funde nachgewiesene überwiegende Verzehr großer Mengen Schweinefleisch (im Verhältnis 2:1 zu Rindfleisch), während sich Wild offenbar kaum unter den Lebensmitteln fand (4% der gefundenen Knochen, s. ebd.).
Die älteste Gefäßkeramik von der Burg Caldern wurde zwischenzeitlich auf den Zeitraum 9./10. Jh. datiert (ebd., S. 69).
(Michael Losse)