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Blankenstein bei Gladenbach

Geschichte:

Zuverlässige Informationen zur Gründung sowie zur Frühgeschichte der hochmittelalterlichen Burg Blankenstein bei Gladenbach, dem ehemaligen Hauptort der oberen Salzböde, fehlen. In der spätmittelalterlichen Landeschronik des Wigand Gerstenberg wird Burg Blankenstein erstmals 1248 im Zusammenhang mit dem Kampf der Herzogin Sophie von Brabant um das ludowingische Erbe in Hessen erwähnt. In den Auseinandersetzungen bzw. dem Kampf um die Landeshoheit ließ die Herzogin unweit von Burg Blankenstein als Gegenburg die Naumburg errichten. Die frühen Besitzverhältnisse im Raum Gladenbach sind infolge der dürftigen urkundlichen Überlieferung unklar, so dass bislang keine gesicherten Erkenntnisse zu den Initiatoren der Burggründung Blankenberg vorliegen. Als territoriale Kräfte agierten im Raum Gladenbach, der zur Grafschaft Ruchesloh zählte, im Hochmittelalter die Edelherren von Merenberg sowie die Edelherren von Eppstein. Wertvolle Informationen zu einer vagen Eingrenzung der Entstehungszeit der Burg Blankenstein bieten die Ergebnisse von Grabungskampagnen, die in den Jahren 1957 und 1959 auf dem Burgberg durchgeführt wurden. Zur Gründungsanlage, die um 1200 entstanden sein könnte, gehörte offenbar ein runder Bergfried, der nach Zerstörung und Einnahme 1248 nicht wiederhergestellt wurde. Sophie von Brabant gestattete den Herren von Rodheim und Rotenstein den Wiederaufbau der Burg. Nach einer weiteren Einnahme der Burg 1293 wurde sie als erledigtes Lehen von den Landgrafen von Hessen eingezogen und verblieb in landesherrlichem Besitz. Gelegentlich diente die hessische Landesburg als Pfandobjekt. So z.B. 1322, als der Amtmann Volpert von Hohenfels den Blankenstein als Pfand innehatte. Zahlreiche Belege aus der spätmittelalterlichen Rechnungsüberlieferung belegen die herausragende Bedeutung der Burg Blankenstein als häufig aufgesuchten Herrschaftsmittelpunkt von Mitgliedern der landgräflichen Familie. Für 1442, 1457, 1471 und 1478 lassen sich Aufenthalte der Landesherren auf dem Blankenstein nachweisen. Der Kölner Erzbischof Rudolf von der Pfalz wurde nach seiner Niederlage gegen seinen Kontrahenten, Hermann von Hessen 1478 als Gefangener auf dem Blankenstein interniert, wo er schließlich 1480 verstarb. Während des Dreißigjährigen Krieges wechselte die Burg mehrfach ihre Besitzer. Im sog Hessischen Bruderkrieg zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt wurde die Burg wechselweise von beiden Parteien belagert, eingenommen und besetzt. 1647 wurden die Darmstädter aus der Burg vertrieben und Ende November dieses Jahres verließ die hessen-kasselsche Garnison den Blankenstein, der auf Befehl des Oberst Stauff schließlich zerstört wurde, um den Gegnern nicht als militärische Operationsbasis in die Hände zu fallen. Unterhalb der ruinierten Hauptburg entstand nach dem Übergang von Gladenbach an Hessen-Darmstadt Mitte des 17. Jahrhunderts ein Amtshaus mit Nebengebäuden, das nach Verlegung der Amtsverwaltung in das ehemalige Bergamtshaus in Gladenbach schließlich aufgegeben wurde und ebenfalls verfiel. Es folgte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Ausbeutung der Burg als Steinbruch. Erst 1855 unternahm die großherzoglich darmstädtische Regierung erste Schritte zur Erhaltung der Ruine. In den 1930er Jahren entwickelte sich die Burg zu einem beliebten Ausflugsziel. Im Jahr 1984/85, der Burgberg mit der Ruine war zwischenzeitlich in den Besitz der Postgewerkschaft übergegangen, die am Fuße des Burgbergs ein Erholungsheim betrieb, wurde die Burgruine saniert. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwickung der Burg lässt sich zumindest ansatzweise anhand der in den 1950er Jahren erfolgten Grabungen im Bereich der Kernburg sowie der schriftlichen Überlieferung nachzeichnen. Zur Gründungsanlage auf dem Berggipfel gehörte offenbar ein rundre Bergfried, der nach der Zerstörung 1248 nicht wiederaufgebaut wurde. Die noch erhaltenen Ruinenreste erlauben eine Ansprache der Burg als Randhausanlage, die mehrere Gebäude und eine wohl spätmittelalterliche Zwingermauer aufwies. Im Kontext weiterer Ausbauten im Spätmittelalter entstand eine repräsentative Landesburg, deren Raumprogramm ausreichend Platz für die temporäre Versorgung des landesherrlichen Gefolges geboten hat. Nach der Zerstörung der Burg am Ende des Dreißigjährigen Krieges erfolgte eine partielle Nutzung der Anlage als hessen-darmstädtischer Amtshof. Die Hofanlage ist im Bereich der Vorburg zu lokalisieren. Nach dem Umzug der Amtsverwaltung nach Gladenbach wurde auch das Amtshaus aufgegeben und verfiel. Steinraub im 19. Jahrhundert führte zu erheblichen Substanzverlusten, so dass sich die Mitte der 1980er sanierte Anlage nur noch als eine bescheidene Ruine präsentiert. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Von der auf einem nach Süden, Osten und Westen steil abfallenden Berggipfel gelegenen Höhenburg haben sich nur noch wenig Baureste erhalten, die keine exakte Rekonstruktion der Anlage erlauben. Im Wesentlichen handelt es sich um Mauerreste des im Norden der Kernburg gelegenen Hauptgebäudes. Der zuletzt in den 1980er Jahren sanierte Mauerrest, der keine Fenster- oder Türöffnungen aufweist, ist als ein Teil des im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Wohnbaus zu interpretieren. Die älteste, bislang bekannte Ansicht der Burg von Wilhelm Dilich aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts zeigt die noch erhaltene Burg mit einem mehrgeschossigen Wohnbau, dessen Dachlandschaft von mehreren Zwerchhäusern und kleinen Ecktürmchen belebt wird. Utner den deutlich niedrigeren Nebengebäuden, die wohl der Vorburg zuzuordnen sind, verdient das zweigeschossige torhaus mit einem schmalen Türmchen in der Mittelachse des Gebäudes besondere Aufmerksamkeit. Diskussionsbedarf besteht hinsichtlich der in der älteren Literatur vertretenen Auffassung, dass die hochmittelalterliche Gründungsanlage der Burg Blankenstein über einen runden Bergfried verfügte, dessen Spuren sich angeblich in einer leichten Rundung der noch erhaltenen Außenmauer des Hauptgebäudes ablesen lassen. Von der das Hauptburgareal umgebenden ovalen Ringmauer, die eine Fläche von 73 m Länge und bis zu 46 m Breite umschließt, sind lediglich an der Südseite Fundamentreste erkennbar. Im Gelände der Vorburg haben sich Reste der beeindruckenden Gräben erhalten. Ein auf der Nordseite befindlicher, leicht ansteigender Weg führt in das Burggelände. Wähend die Hauptburg nach ihrer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg Ruine blieb, entstanden unter Verwendung von Mauerresten der Vorburg 1649/50 Gebäude des Amtshofes, die bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts als Verwaltunssitz genutzt wurden. Nach dem Neubau eines Amtshauses in Gladenbach wurden die Gebäude auf Abbruch versteigert. Bauliche Reste des Amtshauses haben sich nicht erhalten. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Grabungen und Planierungsarbeiten in den 1930er Jahren. Archäologische Grabungen fanden 1957 bzw. 1959 statt. Die wenigen noch erhaltenen Funde - ein großer Teil des Materials ist verlorengegangen - wird im Museum Gladenbach aufbewahrt. (Jens Friedhoff)