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Koblenz, Alte Burg

Geschichte:

Als Initiator des Baus der kurfürstlichen Burg in nordwestlicher Stadtrandlage gilt der Trierer Erzbischof Heinrich von Finstingen (1260-1286). Er begann 1277 zunächst gemeinsam mit der Stadt den Burgenbau und führte ihn seit 1278 alleine weiter. Als Kern der Anlage ist ein älterer, 1275 an das Erzstift gelangter Burgmannensitz der Herren von Arken anzusehen. Nach längeren Unterbrechungen infolge eines Konflikts der Bürgerschaft mit dem geistlichen Stadtherrn 1283 konnte der Burgenbau zu Beginn des 14. Jhs. vollendet werden. Die militärische Bedeutung der Stadtburg wuchs in den 1340er Jahren durch den Bau der unmittelbar neben der Burg gelegenen Moselbrücke (Balduinsbrücke). Zwischen 1334 und 1340 wurde die Anlage durch Erzbischof Balduin von Luxemburg erweitert. Es folgten bauliche Veränderungen unter Erzbischof Otto von Ziegenhain (1418-1430), Johann von der Leyen im Jahr 1557 und Johann Hugo von Orsbeck (1676-1711). 1806 diente die Burg zur Unterbringung einer Fabrik. 1897 erwarb die Stadt Koblenz mit Unterstützung von Staat und Provinz den Bau und ließ sie unter Leitung des Dombaumeisters Ludwig Arntz gründlich wiederherstellen. Einer Nutzung als städtische Sparkasse (1899) folgte 1945 die Unterbringung der Stadtbibliothek und des Stadtarchivs. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Zum mittelalterlichen Kernbestand der Burg (Baubeginn um 1277) gehören Bauteile des im Nordflügel vorhandenen Ministerialensitzes der Familie von Arken. Einer Hypothese von Liessem, Die Alte Burg in Koblenz (1975) folgend wurde der zu Beginn des 14. Jh. im Wesentlichen abgeschlossene Burgenbau zwischen 1334 und 1340 durch Erzbischof Balduin von Luxemburg erweitert. Gegen diese Annahme spricht sich Scholz in ihrer Untersuchung zu Erzbischof Balduin als Bauherr von Landesburgen im Erzstift Trier (2004) aus, und verweist auf das Fehlen von Hinweisen in Chroniken und sonstigen Quellen. Erzbischof Otto von Ziegenhain (1418-1430) errichtete in Verbindung mit einem festen Brückentor der 1343 entstandenen Balduinsbrücke den schmalen nordwestlichen Rundturm der Burg. Etwa zur gleichen Zeit erhielt der nordöstliche Rundturm ein zweites oktogonales Obergeschoss, das zur Aufnahme der Kapelle bestimmt war. Der östliche Teil des rheinseitigen Wohngebäudes wurde 1557 errichtet und hofseitig mit einem achteckigen Treppenturm ausgestattet. Weitere bauliche Veränderungen erfolgten unter Kurfürst Johann Hugo von Orsbeck (1676-1711) nach Plänen des Hofbaumeisters Johann Christoph Sebastiani. 1682 erhielten die beiden moselseitigen Türme barocke Hauben. In den späten 1770er Jahren verfiel die Burg zusehends. Teile der Außenbefestigung wurden niedergelegt. Der Straßburger Dombaumeister und Architekt Ludwig Arntz nahm 1897 eine umfassende Renovierung der Burg vor. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die über einem unregelmäßig trapezförmigen Grundriss entstandene Kastellburg verfügt an der zur Mosel ausgerichteten Hauptfront über einen von zwei Rundtürmen flankierten Wohnbau, dessen Kern ein ursprünglich freistehendes 13,5 x 10 m großes Burghaus der Familie von Arken bildet. Die Nordwand ist auf der moselseitigen Römermauer errichtet worden. An der Nordostecke erhebt sich ein in die Außenmauer des Wohnhauses miteinbezogener runder Flankenturm (7,25 m), dessen im ersten Drittel des 15. Jhs. entstandenes oktogonales Obergeschoss eine Kapelle aufnimmt. Der Nordwestturm entstand ebenfalls erst im 15. Jh. Die Ostseite der Burg wurde in Richtung der 1343 errichteten Balduinsbrücke durch eine Zwingeranlage mit zwei Rundtürmen geschützt. Der Zugang zur Burg lag auf der Ostseite und wurde durch zwei kleine Rundtürme gesichert. 1557 wurde das Wohngebäude um einen Osttrakt mit hofseitigem polygonalen Treppenturm erweitert. Weitere bauliche Veränderungen fanden Ende des 17. Jhs. statt (u. a. barocke Turmhauben). Ende des 18. Jhs. in Verfall geraten, wurde der Baubestand der Burg durch Teilabbrüche auf der der Stadt zugewandten Südseite erheblich dezimiert. (Jens Friedhoff)