EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Wanfried

Geschichte:

Die Burg hat sich aus einem Gutshof heraus entwickelt, der ursprünglich zum Königsgut gehörte. 1015 schenkte ihn König Heinrich II. an die Abtei Hersfeld. 1306 gelangte der Ort Wanfried von der Abtei Hersfeld an die Landgrafschaft Hessen. Er war lange Zeit der östlichste Ort ihres Territoriums. Eine mit Wall und Graben befestigte Burg in Wanfried wird erstmals 1334 ausdrücklich erwähnt, sie diente dem Schutz der Handelsstraße nach Leipzig. Die Landgrafen nutzten sie vor allem als Pfandgut, von dem auch kleinere Anteile vergeben wurden. 1348 besaßen die Herren von Eschwege den vierten und den zwölften Teil der Burg und 1371 Reinhard Keudel ein Viertel und 1/24 der Burg als Pfand. Ein weiteres Burglehen wurde 1386 durch Heimbrod von Boyneburg an Kurt von Amra verkauft. Ein weiterer Boyneburger bat 1383 den Landgrafen, sein Burglehen an Reinhard Ratgeber abtreten zu dürfen. Zwischen 1385 und 1433 war Wanfried zusammen mit anderen Orten der Werragegend im Besitz der Landgrafen von Thüringen, die sie im Konflikt mit der Landgrafschaft Hessen erobert hatten. Am Ende des 15. Jhs. besaßen zwei Ritter von Herda das Lehen über Dorf und Schloss Wanfried. 1503 wurde beides an Heinrich von Baumbach verpfändet, 1514 wurde dieser gewaltsam vom Schloss vertrieben und das Pfand an die Herren von Eschwege übertragen. Zwischen 1667 und 1755 war das Schloss Residenz der teilunabhängigen Landgrafschaft Hessen-Wanfried. Nach dem Aussterben dieser Nebenlinie kam das Schloss an den Zweig Hessen-Rotenburg, deren Erlöschen 1834 es wieder zurück an das Kasseler Stammhaus brachte. 1868 erwarb es der Kammerherr Karl Xaver von Scharfenberg. Im Südflügel war bis 1928 das Amtsgericht untergebracht. Das Schloss gehört heute der Familie von Hagen als Erben der Scharfenberg, die weiterhin den Unterhof bewirtschaften. In einem Teil der Gebäude ist eine Textildruckerei untergebracht. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Ein erster Umbau der Wasserburg fand 1534 unter Landgraf Philipp dem Großmütigen statt. Das heutige Schlossgebäude ist unter Verwendung von Mauerwerk der älteren Burg durch Landgraf Wilhelm IV. 1589 errichtet worden. 1609-19 wurde die Anlage unter Landgraf Moritz mit Wall und Graben umgeben. Nachdem das Schloss im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt wurde, ließen es die Landgrafen ab 1645 wieder aufbauen. 1906 wurde der Ostflügel abgerissen. Im 19./20. Jh. wurden die Innenräume mehrfach umgebaut. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Schlossanlage bildete ursprünglich ein vierseitiges Ensemble um einen Innenhof. Der Ostflügel existiert nicht mehr, an seiner Stelle wurde eine Mauer gezogen, die 1887 für den heutigen Zugang durchbrochen wurde. Der Zugang erfolgte ursprünglich von Westen über eine Brücke, Wassergraben und Wall sind heute eingeebnet.
Die Kernanlage besteht aus dem südöstlichen Wohnflügel (Hauptbau) und einem einfacheren Parallelbau im Nordwesten. Im Südwesten ist der Hof durch einen Fachwerkflügel, der auf der Außenseite eine hohe Mauer als Rest eines früheren Steinbaues aufweist, als Verbindung der beiden Hauptflügel geschlossen.
Der Hauptflügel weist ein massives Erdgeschoss und ein Fachwerkobergeschoss auf. An beiden Enden befindet sich auf der Hofseite ein eingeschossiger, risalitartiger Vorbau.
Der westlich gelegene Wirtschaftshof stammt aus dem 19. Jh. Nur eine Bruchsteinscheune im Südwesten dürfte noch aus dem 17. Jh. stammen. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Keine