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Osterspai

Geschichte:

Die Burg Osterspai war die einzige Burg der Grafen von Sponheim auf rechtsrheinischem Gebiet. Bedingt durch ihre Lage auf dem rechten Rheinufer blieb sie auch nach der französischen Annexion des linken Rheinufers (1792) und dem Reichsdeputationshauptschluss (1803) in sponheimischem Besitz. Ihre Verbindung zur Grafschaft Sponheim endete erst mit der Mediatisierung im Gefolge des Rheinbundes (1806), wodurch die Burg an das Herzogtum Nassau gelangte. Heute befindet sich Burg Osterspai in Privatbesitz.
Gegründet wurde die Burg durch die Grafen von Sponheim im Jahr 1302. Graf Heinrich I. von Sponheim-Tannenfels (gest. 1310) von der vorderen Grafschaft hatte durch seine Heirat mit Kunigunde von Bolanden den Osterspaier Besitz erworben und der damals regierende Graf von Sponheim, Johann II. (1270-1340)) verfolgte eine aktive Burgenpolitik. Nach dem Aussterben des sponheimischen Geschlechts war die Burg Osterspai gemeinschaftliches Lehnsobjekt (Kondominat) von Baden und Pfalz. Noch im Jahre 1673 wird die Burg Osterspai der Vorderen Grafschaft Sponheim zugerechnet, später gilt sie als Burg der Hinteren Grafschaft Sponheim, was mit den vielfältigen Teilungen und Übertragungen des sponheimischen Besitzes erklärt werden kann.
Im Besitz des sponheimischen Burglehens waren verschiedene rheinische Adelsfamilien:
1302-1637 von Liebenstein
1430-1476 von Kolbe von Boppard
1637-1673 von Carben zu Staden gemeinsam mit denen von Steinkallenfels
1673-1793 Freiherren von Waldenburg zu Schenkern
1793-1806 Freiherren von Preuschen von und zu Liebenstein.
(Rüdiger Freiherr von Preuschen)

Bauentwicklung:

Eine Untersuchung zur Baugeschichte der Burg Osterspai hat jüngst Markus Fritz in einem Beitrag in der Zeitschrift "Burgen und Schlösser" (2003/2) vorgelegt. Die Anfänge des 1400 erstmals in den Schriftquellen erwähnten Wohnturms reichen in die erste Hälfte des 14. Jhs. zurück. Im Rahmen einer dendrochronologischen Untersuchung des Dachstuhls wurde ein Balken befundet, der in das Jahr 1302 datiert, so dass der Schriftquellenbefund durch die Ergebnisse der bauhistorischen Forschung bestätigt bzw. präzisiert werden konnte.
Eine Abbildung aus dem Jahr 1673 vermittelt eine Ansicht der 1573 baulich umgestalteten Anlage. 1901 entschloss sich Freiherr Ludwig von Preuschen zu einem Umbau des baufälligen Turmes zum Sommersitz. 1909/10 wurde schließlich der spätmittelalterliche Wohnturm durch einen späthistoristischen Anbau in Stein- und Fachwerkkonstruktion ergänzt. 1919 erfolgte die Erweiterung des Baus zu einem ständigen Wohnsitz. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Von der mittelalterlichen, ursprünglich von wohl wasserführenden Gräben umzogenen Anlage ist ein Wohnturm ("Alte Burg") aus dem 14. Jh. erhalten. Nach jüngsten bauhistorischen Beobachtungen - dendrochronologische Datierung eines Holzes aus dem Dachstuhl in das Jahr 1302 - entstand der Bau zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Über einem gewölbten Keller weist der Turm drei flachgedeckte Geschosse auf. Unter dem Dach, an der ehem. Wehrplatte, befinden sich deutliche Reste von vier runden Ecktürmchen. Die Fenster weisen Spitzbogenblenden auf. 1910 wurde an der NO-Seite ein Fachwerkwohnhaus angebaut. Das ganze Areal ist weitläufig von einer rechteckigen Mauer umgeben, die wohl dem Verlauf des mittelalterlichen Berings folgt. An der Uferseite des Berings steht die angeblich aus dem 13. Jh. stammende Jakobskapelle. Ein doppelgeschossiger spätromanischer Rechteckbau. Unter den Ausmalungen von 1647 stieß man bei der Restaurierung auf Reste mittelalterlicher Malereien. (Reinhard Friedrich)