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Fulda

Geschichte:

Die Abtsburg von Fulda wurde ab 1300 von Fürstabt Heinrich V. von Wellnau (1288-1313) errichtet, um eine räumliche Trennung von Konvent und Abt zu vollziehen. Sie lag östlich außerhalb des eigentlichen Abteigeländes auf einer kleinen Anhöhe und gleichzeitig im nördlichen Anschluss an die mittelalterliche Stadt, von der sie durch die Ringmauer und den vorgesetzten Graben abgegrenzt war.
In der sich mit der Fuldaer Abtsburg beschäftigenden Literatur wird oft davon ausgegangen, dass vor deren Errichtung bereits eine ältere Burg im 13. Jh. bestanden habe. Dies beruht insbesondere darauf, dass die Abtsburg in den Schriftquellen als neue Burg (Neuenburg, newe burg, novum castrum) angeführt wird. Über deren genaue Lage, ob im Süden des Klosters bei den Konventsbauten oder leicht nördlich des Abteigeländes, sowie über die Errichtungszeit gibt es keine konkreten Hinweise.
1331 wurde die Burg bei einem Bürgeraufstand unter der Führung von Stiftvogt Graf Johann von Ziegenhain zumindest teilweise zerstört. Nach Niederschlagung des Aufstands kam es zu einem Wiederaufbau zu Lasten der Bürger bis 1335.
Von 1607 bis 1612 ließ Fürstabt Friedrich von Schwalbach einen teilweisen Abriss der Burg und Umbau zum Renaissanceschloss unter Einbeziehung mittelalterlicher Bauteile, u.a. dem Bergfried, vornehmen.
Von 1706 bis 1714 lässt Fürstabt Adalbert I. von Schleiffras wiederum Teile abreißen und durch Baumeister Johann Dietzenhofer, wieder unter Einbeziehung älterer Bauteile, ein Barockschloss errichten.
Seit 1894 ist das Schloss durch Verkauf im Besitz der Stadt Fulda und heute Sitz der Stadtverwaltung und des Schlossmuseums. (Thorsten Sonnemann)

Bauentwicklung:

Die ursprüngliche, mittelalterliche Anlage entstand, initiiert von Fürstabt Heinrich V. von Wellnau, um 1300. 1312 waren die Arbeiten an der Burg wohl abgeschlossen, obgleich auch der nachfolgende Fürstabt Heinrich VI. von Hohenburg (1315-1353) zu Anfang seiner Amtszeit noch nicht näher definierte Baumaßnahmen vorgenommen hat.
Die aus den Schriftquellen zum Jahr 1331 überlieferten Schäden an Ringmauer und Bergfried, die bis 1335 wieder behoben wurden, lassen sich archäologisch bislang nicht näher konkretisieren.
In den Jahren 1607 bis 1612 wurde anstelle der Abtsburg unter Fürstabt Johann Friedrich von Schwalbach ein Renaissanceschloss errichtet, wobei aber zumindest Teile der mittelalterlichen Bausubstanz mit einbezogen wurden. Bei dieser sich um einen geschlossenen Innenhof gruppierenden, dreigeschossigen, unregelmäßigen Vierflügelanlage mit Vorburg wurde insbesondere der ehemalige Bergfried als Schlossturm weiter verwendet, der dabei den markanten, achteckigen Oberbau erhielt.
1706 bis 1720 entstand nach den Plänen Johann Dietzenhofers das bis heute erhaltene Barockschloss, eine weitläufige Anlage, die sich um Innen- und Ehrenhof erstreckt. (Thorsten Sonnemann)

Baubeschreibung:

Die ehemalige Abtsburg war eine viereckige, mit Ringmauer und Graben umschlossene Anlage mit Bergfried und dreigeschossigem Palas. Ihr konkreter Grundriss kann bislang nur unter Vorbehalt erschlossen werden. Für ihr Aussehen und Umfang lässt sich zum einen der Stich von Brosamer aus dem Jahr 1550 sowie der Stich von 1655 von Merian (abgebildet ist allerdings der Bauzustand vor 1607) heranziehen. Danach befand sich neben dem Bergfried ein zweistöckiges Gebäude. Weiterhin hatte die Ringmauer im Nordwesten in der Mitte und am östlichen Abschluss einen kleinen Turm. Durch die archäologischen und baugeschichtlichen Untersuchungen ließen sich an den Ecken im Süden und Westen kleine Rundtürme nachweisen. Die Fundamentreste eines Kellers könnten zu einem Gebäude gehören, dass sich auf den Stichen hinter dem Turm in der Mitte der Ringmauer andeutet.
Laut den Schriftquellen zur Wiederherstellung der Burg nach 1331 besaß die Ringmauer eine Breite von 6 Fuß/ca. 1,50 m und eine Höhe von 30 Fuß/ca. 7,50 m. Ihr im Nordwesten vorgelagert waren ein Zwinger und ein Graben. Auf den Stichen lässt sich dort ebenso ein kleines Gebäude außen an der Ringmauer erkennen, bei dem es sich um ein erst ab 1516 erwähntes Torhaus handeln könnte.
Nachweislich erhaltene mittelalterliche Bauteile sind der untere, rechteckige Bereich des ehemaligen Bergfrieds, heute der Schlossturm, und Reste im Mittelbau des heutigen Schlosses, die bis zur zweiten Etage auf der alten Bausubstanz des ehemaligen Palas aufbauen.
Heute wird die mittelalterliche Anlage vom weitläufigen (ca. 170 x 70 m) Barockschloss überlagert, das zu einen der schönsten Schlösser in Hessen zählt. (Thorsten Sonnemann)

Arch-Untersuchung/Funde:

1979-1981 Ausgrabungen im Ehrenhof
2017 bauhistorische Untersuchung/Ausgrabung im ehemaligen Bergfried, heute Schlossturm