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Schillingsfürst

Geschichte:

Das edelfreie Geschlecht der Herren von Schillingsfürst erscheint erstmals 1129 mit Konrad von Schillingsfürst in der urkundlichen Überlieferung. Der Name Schillingsfürst an sich ist jedoch älter, er wird erstmals in einer Grenzbeschreibung aus dem Jahr 1000 als Ortsbezeichnung überliefert. Den Edelherren von Schillingsfürst folgten die Herren von Hohenlohe im Besitz der Burg, der Zeitpunkt ist aber nicht überliefert. Aus einer Schenkungsurkunde der Jutta von Schillingsfürst aus dem Jahr 1262 lässt sich erschließen, dass der Schillingsfürster Besitz damals bereits an die Hohenlohe übergegangen war, möglicherweise die Folge einer falschen Seitenwahl beim Aufstand Heinrichs gegen seinen Vater König Friedrich II. 1234/35. Ebenfalls schlimme Folgen besaß die Parteinahme Krafts II. von Hohenlohe für Herzog Friedrich von Österreich gegen Herzog Ludwig von Bayern in deren Streit um den deutschen Königsthron ab 1314. 1316 belagerte Ludwig die Burg und zündete sie nach ihrer Eroberung an. Die Hohenlohe blieben aber nach der Versöhnung von Kraft und dem siegreichen König Ludwig im Besitz von Schillingsfürst und ließen die Burg durch Vögte verwalten.
Burg und Herrschaft Schillingsfürst wurden im Jahr 1337 an den mit den Hohenlohe verschwägerten Graf Gerlach von Nassau verpfändet. Durch den Verzicht auf die Pfandeinlösung seitens Kraft III. von Hohenlohe ging die Burg schließlich an die Grafen von Castell. Nach komplizierten Rechtsstreitigkeiten waren die Hohenlohe 1436 wieder alleinige Besitzer des Schlosses, trugen es aber 1444 dem Hochstift Würzburg als Lehen auf. 1450 wurden die Hohenlohe in den Reichsgrafenstand erhoben. Im Bauernkrieg wurde die Burg 1525 niedergebrannt, aber wiederaufgebaut. Bei einer Erbteilung erhielt 1555 die Waldenburger Linie die Burg. Eine erneute Brandzerstörung erfolgte 1632 im Dreißigjährigen Krieg. Erst ab 1696 erbauten die Grafen die Anlage als ausgedehntes Schloss wieder auf. Die Hohenlohe-Schillingsfürst wohnen weiterhin auf dem Schloss, aber nach dem Aussterben der ortsansässigen Linie 1993 gehört es dem Wiener Zweig des Geschlechts. Berühmtester Vertreter des Schillingsfürster Zweigs in neuerer Zeit war Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der von 1894 bis 1900 als deutscher Reichskanzler amtierte. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die Zerstörung der in der 1. Hälfte des 12. Jhs. Errichteten Burg 1316 durch Ludwig dem Bayern hatte einen umfangreichen Neubau zu Folge. 1356 wird eine Burgkapelle erwähnt. Die Burg wurde 1632 durch Kroaten vom kaiserlichen Regiment Pappenheim in Brand gesteckt. Die unteren Räume der Ruine wurden notdürftig wiederhergerichtet, so dass die Familie dort 1640 wieder einziehen konnte. Von 1660 bis 1664 erfolgte der eines dreiflügeligen Schlosses mit Kapelle an der Stelle der ehemaligen Vorburg im Osten. Die Reste der Alten Burg wurden von 1696 bis 1705 abgetragen. Mit dem Bau des Schlosses wurde 1696 nach Plänen des Würzburger Baumeisters Joseph Greising begonnen, der Spanische Erbfolgekrieg und eine Spanienreise des Fürsten sorgten aber 1705 für eine bis 1723 dauernde Unterbrechung. Bis dahin scheinen die Substruktionen und wahrscheinlich auch das Erdgeschoss fertig gestellt worden zu sein. Der 1750 vollendete Weiterbau erfolgte nach Plänen des Darmstädter Oberbauinspektors Louis Remy de la Fosse, Vorbild war das barocke Palais Alberoni in Madrid. 1816 wurde der 1660 errichtete Bau auf dem Vorburggelände wieder abgerissen. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Das Schloss Schillingsfürst liegt in landschaftsbeherrschender Lage auf einem nach Westen gerichteten Bergsporn. Es ist durch zwei Halsgräben vom Hinterland abgetrennt, die ehemals dazugehörigen Wälle sind heute verschwunden.
Das heutige Schloss aus der ersten Hälfte des 18. Jhs. besteht aus einer dreigeschossigen Dreiflügelanlage mit tiefem Ehrenhof, die auf einem auffallend hohen Fundament steht. Die einzelnen Trakte weisen Mansardwalmdächer, Pilaster- und Gesimsgliederung und reiche Sandsteinornamentik auf. Die Mittelachsen der Flügel werden zum Hof hin durch Risalite mit flachen Nischen und halbrunden Giebeln betont. Denen ist je ein erdgeschossiger Mansardwalmdachbau im Osten vorgestellt. Die Brücke über den inneren Schlossgraben stammt aus dem 18. Jh., die äußere Brücke ist eventuell noch mittelalterlich.
Über die Gestalt der Burg gibt nur ein im 18. Jh. Jh. Nach älteren Vorbildern entstandener Grundriss und ein Stich von Merian aus dem Jahr 1648 Auskunft, die beide den Zustand vor der Zerstörung 1632 zeigen sollen. Demnach wurde der Osten des Burgareals von einer langrechteckigen Vorburg eingenommen, die quadratische Ecktürme aufweist. Nach einem sehr breiten Halsgraben folgt die Hauptburg, die außen durch eine polygonale Zwingermauer mit fünf runden Flankentürmen gesichert ist. Die ebenfalls polygonale Kernburg weist keinen Bergfried, nur einen kleinen polygonalen Treppenturm auf. Der Burghof ist außer im Süden von Gebäuden mit Treppengiebeln umgeben. Heute existieren davon aufgrund der vollständigen Überprägung durch das Schloss keine Reste mehr. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

1970 Fund von Blidenkugeln am nördlich des Schlosses gelegenen Schafhof, wahrscheinlich ein Relikt der Belagerung 1316.