EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Rothenburg o. d. T., Essigkrug

Geschichte:

Die lokale Forschung ist mittlerweile zur Erkenntnis gekommen, dass die ursprüngliche Grafenburg in Rothenburg nicht im Bereich der späteren Reichsburg, sondern auf dem "Essigkrug" genannten Burgplatz lag. Bestätigt wird dies durch eine Archivalie aus dem Jahr 1339, in der ein Berg "Alteburg" beim Hospital erwähnt wird.
In der 2. Hälfte des 11. Jhs. gründeten die Grafen von Komburg in Rothenburg eine Burg, nachdem sie 1075/78 ihren Stammsitz in ein Benediktinerkloster umgewandelt hatten. Verantwortlich für den Burgenbau dürfte der letzte der Grafen, der 1116 gestorbene Heinrich gewesen sein. In fünf - allerdings zweifelhaften - Urkunden wird er nach Rothenburg genannt. Das in der Mitte des 12. Jhs. redigierte Schenkungsbuch des Klosters Komburg enthält ein Testament des Grafen Heinrich, in dem das oppidum Rothenburg ausdrücklich unter den Besitzungen genannt wird, die Heinrich und seine Gattin Geba dem Kloster vermacht hätten. Andererseits fielen nach Heinrichs Tod viele seiner Besitzungen an Kaiser Heinrich V., von denen dieser zahlreiche an seine Neffen, den Staufern Friedrich und Konrad weitergeben hat. In jedem Fall sind keine weiteren Nachrichten über diese Burg bekannt, ihr Schicksal nach der Errichtung der Reichsburg weiter nördlich ist unklar. Nach einer Nachricht aus dem ersten Viertel des 16. Jhs. soll eine Burg auf dem Essigkrug 1356 durch ein Erdbeben zerstört worden sein, die Keramikfunde sprechen jedoch für ein deutlich früheres Ende.(Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die Keramikfunde sprechen für eine Burganlage des 11./12. Jhs., die mit der Errichtung der Stauferburg in der Mitte des 12. Jhs. Ihr Ende gefunden hat. Das 13. Jh. Ist unter den Funden nicht vertreten, während spätmittelalterliche Keramikscherben im Zusammenhang mit der Ummauerung der Südstadt stehen dürften. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burgstelle "Essigkrug" befindet sich auf einem nach Westen gerichteten Sporn an der Südwestecke der Rothenburger Stadtbefestigung. Das dreieckige Areal ist 70 m lang und im Osten 50 m breit. Eine topographische Trennung vom anschließenden Hochplateau erfolgte erst durch Steinbrucharbeiten im 19. Jh.
Spuren einer Befestigung sind noch vorhanden. Früher erwähnte Wallstrukturen im Osten und im Norden sind heute nicht mehr nachvollziehbar. An der Südkante verläuft noch streckenweise ein Randwall, in dem die Fundamente einer 1,20 m breiten Mauer stecken sollen. Ein zu vermutender Halsgraben ist im Osten zeichnet sich möglicherweise auf einer winterlichen Luftbildaufnahme als 6-8 m breiter, schneefreier Streifen ab. 1837 sollen Spuren des Walls und der Ringmauer zu sehen gewesen sein.
Bei der geophysikalischen Prospektion fanden sich für keine Anzeichen für einen Halsgraben, dafür wurden Mauerteile und ein mögliches Turmfundament nachgewiesen. Diese lassen sich aber nur schwer mit einer Burganlage in Übereinstimmung bringen, vielmehr scheinen sie Überreste einer neuzeitlichen Artilleriestellung zu sein. Eine solche ist auf einem Plan von 1781 angedeutet. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

1977-79 Lesefunde mittelalterlicher Keramik des 11./12. Jhs.
1995 geophysikalische Prospektion.