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Wolframs-Eschenbach, Deutschordensschloss

Geschichte:

Der Ort Eschenbach wird erst seit 1917 Wolframs-Eschenbach genannt, als Hommage an den bekanntesten Vertreter des Ortsadelsgeschlechts, den zu Beginn des 13. Jhs. Lebenden Dichter des "Parzival" Wolfram von Eschenbach.
Der Deutsche Orden fasste erstmals um 1220 in Eschenbach Fuß. Als eigene Komturei erscheint Eschenbach aber nur zwischen 1253 und 1306 in den Quellen, ab spätestens 1315 wird die dortige Niederlassung vom Nürnberger Haus des Deutschen Ordens verwaltet. 1332 erhielt der Orden das kaiserliche Privileg, aus Eschenbach "eine Stadt zu machen". In der Folge wurde der noch heute erhaltene Befestigungsring um die Stadt gebaut. Da die Deutschordensmeister nicht mehr in dem benachbarten, auch "Fürstenherberge" genannten Gasthof absteigen wollten, wurde zwischen diesem und der Kirche 1623 ein neues Schlossgebäude errichtet. Nach dem Übergang der Markgrafschaft Ansbach 1791an Preußen verlor der Deutsche Orden 1796 seine Stellung als eigenständiger Landesherr. 1809 wurde der Orden ganz aufgehoben, wodurch auch seine Grundherrschaft ein Ende nahm. Seit 1859 befindet sich die Stadtverwaltung im ehemaligen Schloss. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Das Deutschordensschlösschen wurde laut einer Inschrift 1623 errichtet. Außer der Hinzufügung eines modernen Anbaus für die Stadtverwaltung im Norden haben keine Veränderungen am Gebäude stattgefunden. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Das Deutschordensschloss besteht aus einem dreigeschossigen Zweiflügelbau mit Walmdach und Schweifgiebel. Im Winkel zwischen beiden Flügeln steht ein Treppenhausturm mit Renaissanceportal und Haubendach. Das Schlossgebäude von 1623 bildet mit seiner repräsentativen Natursteinfassade den Südflügel. Auffallend ist die Variation der Fensterformen in der Südfront. Den drei Fenstern im Erdgeschoss folgen in den nächsten beiden Stockwerken jeweils zwei Doppelfenster. Im ersten Dachgeschoss befinden sich zwei ovale Fenster, während unter dem Giebel noch ein kleines, rundes Fenster eingefügt ist. An der Südecke springen im ersten Geschoss mehreckige Erkertürme hervor, die mit einer Zwiebelhaube bekrönt sind.
Am Oberteil der Fassade ist mittig ein Relief mit dem Kreuz des Deutschen Ordens und dem Wappen des Hoch- und Deutschmeisters Erzherzog Karl von Österreich (1618-24) angebracht. Darunter befinden sich noch die kleineren Wappen des fränkischen Landkomturs Johann Eustach von Westernach (1618-25) und des Nürnberger Hauskomturs Caspar Moritz von Thürheim (1620-24). Zudem weist eine Gedenktafel darauf hin, dass hier 1704 zweimal Kaiser Josef I. abgestiegen ist.
Der Ostflügel wird durch die ehemalige Zehntscheune gebildet. Dieser dreigeschossiger Satteldachbau ist dendrodatiert auf die Jahre 1594/96. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Hof des Deutschordensschlosses wurden bei dem Bau der Rathauserweiterung 24 Bestattungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit ergraben. Schläfenringe datieren einige Bestattungen sogar noch in das 8. Jh. Ein Zusammenhang mit dem Schloss besteht dabei nicht. (Stefan Eismann)