EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Laurenburg

Geschichte:

Die Laurenburg war der Sitz eines edelfreien Geschlechtes, deren Angehörige zugleich die unmittelbaren Vorfahren der Grafen von Nassau waren. Als erste sichere schriftliche Nennung der Laurenburg gilt das Jahr 1117, wobei sie zu diesem Zeitpunkt bereits existierte. Vermutlich wurde sie kurz vor 1100 gegründet, denn bereits 1093 wird in der Stiftsurkunde der Benediktinerabtei Maria Laach erstmals ein "Dudo comes de Lurenburch" genannt. 1117 wird Dudo als Graf bezeichnet. Dabei nennt er seinen Vorfahren namens "Drutwin", der wohl identisch ist mit Drutwin von Lipporn im Einrichgau. Im gleichen Jahr überlässt Dudo von Laurenburg die von seinem Vorfahren Drutwin 940/47 gegründete Stiftskirche zu Lipporn dem Allerheiligenkloster Schaffhausen zur Stiftung einer Propstei. Dudo von Laurenburg ist wohl der Onkel der ab 1124 bezeugten Brüder Ruprecht und Arnold, die ihren Verwandten beerben und sich seine Herkunftsbezeichnung "von Laurenburg" zulegen. Bereits 1126 verlegt Ruprecht I. von Laurenburg die ältere Familienstiftung in Lipporn ins nur 2 km entfernte Strüth und gründet das Kloster Schönau als Hauskloster. Diese Brüder oder die offenbar gleichnamigen Söhne Ruperts I. gelten wohl als Gründer der lahnabwärts gelegenen Burg Nassau, nach der sich das Geschlecht fortan nennt. Wir haben hier mit Dodo von Laurenburg und seinen Söhnen gewissermaßen eine Zwischenphase dieses wohl aus dem Raum Lipporn (siehe dort Schanze und Alteburg) stammenden Geschlechtes, das wenig später als Grafen von Nassau eine erhebliche Bedeutung in dieser Region erlangen sollte. Bei der Teilung des Hauses Nassau in einen ottonischen und einen walramischen Zweig wurde die Laurenburg 1255 beiden Linien gemeinsam zugesprochen. An der Ganerbenburg Laurenburg hatten durch Verpfändung und Verkauf im frühen 15. Jh. neben den beiden Linien des Hauses Nassau auch die Grafen von Katzenelnbogen als Gemeiner Anteil. Über die weitere Entwicklung der Burg und deren Ende ist wenig bekannt. Als Reichsgraf Peter Melander von Holzappel sie im Jahre 1643 erwarb, wurde sie bereits als verfallen bezeichnet. (Reinhard Friedrich; Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die Anfänge der Burg reichen in das frühe 12. Jh. zurück. Aus dieser Zeit haben sich keine sichtbaren Reste erhalten. Der in den 1980er Jahren sanierte fünfeckige Bergfried der Frontturmburg datiert in die Mitte des 14. Jhs. Um 1600 scheint die Burg nicht bewohnt gewesen zu sein. 1643 wird sie bereits als ruinös bezeichnet. (Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Am besten erhalten ist der markante, auf einen Felsen aufgesetzte, weithin sichtbare fünfeckige Turm, bei dem es sich wohl um den ältesten noch aufrecht stehenden Teil der Burg handelt. Allerdings dürfte er nicht der frühesten Burgphase Ende des 11. Jhs. zuzuordnen, sondern in der Mitte des 14. Jhs. zu datieren sein. Seine im unteren Teil massive Spitze ist nach Osten gegen den Bergrücken gerichtet. Von dieser gefährdeten Seite war am ehesten ein Angriff möglich. Sie wurde daher zusätzlich durch einen vorgelagerten, tiefen Halsgraben gesichert, der trotz Veränderungen noch heute gut erkennbar ist. Bei einer Grundfläche von ca. 9,70 m x 10 m hat der Turm einen nutzbaren Innenbereich von ca. 6,5 m x 8 m. Der Turm besitzt vier Innengeschosse, von denen das zweite und das oberste ein Tonnengewölbe aufweisen. Der heutige und wohl auch ursprüngliche Zugang befindet sich an der ungefährdeten Westseite in ca. 6,50 m Höhe im zweiten Geschoss. Nur im oberen Turmbereich finden sich Fensteröffnungen mit Sitznischen, der untere Teil und die Nordseite haben keine, was die Wehrhaftigkeit betont. Dennoch dürfte der Innenbereich bewohnt gewesen sein, wie auch zwei als Abtritte anzusprechende Erker in der Nordostecke belegen, so dass der mächtige Bau als "bewohnbarer Bergfried" anzusprechen ist. In der Spitze des Turmes befindet sich eine Wendeltreppe, die die obersten Geschosse verbindet. Seine Verteidigungsfähigkeit wird durch den oberen Abschluss betont. Hierbei handelt es sich um eine Wehrplattform, die an allen Seiten von einer gemauerten Brüstung umgeben war. Der Treppenaufgang in der Ostspitze ist zu einem kleinen, die Plattform überragenden Rundturm hochgezogen, an den beiden Ecken im Westen sind zwei weitere kleine Rundtürme aufgesetzt. Zugänglich ist der Turm heute über eine hölzerne Treppe an der Westseite. Den Turm, der auf der höchsten Stelle des Felsvorsprungs steht, umgab eine mehreckige Umfassungsmauer, deren Reste noch in unterschiedlicher Höhe erhalten sind. Von weiteren Gebäuden im Inneren des Berings sind nur geringe Mauerzüge vorhanden, die keine sicheren Zuweisungen erlauben. Im Norden ist noch der rechteckige Unterbau eines größeren Gebäudes vorhanden, die Fundamente im Süden könnten von einem möglichen Palas stammen. Durch ein Tor gesichert, befand sich der Eingangsbereich an der Südostseite zu Füßen des Turmes und war dadurch zusätzlich gedeckt. Weiter im Westen schlossen sich an die Oberburg auf zwei tiefer liegenden Plateaus noch eine Unterburg und eine Vorburg an, die den Rest des Sporns einnahmen. Von diesen haben sich kaum Reste erhalten. Die Burg, insbesondere der einsturzgefährdete Turm, wurde ab 1985 von privater Hand restauriert. Die Anlage befindet sich heute in Privatbesitz, im Turminneren ist eine private Militaria-Sammlung untergebracht. (Reinhard Friedrich)