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Rechberghausen

Geschichte:

Während das in Rechberghausen gelegene Neue Schloss als Gemeinderathaus noch immer eine Art repräsentativer Herrschaftssitz ist, ist der Vorgängerbau auf der Anhöhe heute weitgehend abgebrochen und vergessen. Ebenso wenig liegen zur Geschichte der Anlage - neben einigen wenigen heimatkundlichen Werken -wissenschaftliche Publikationen vor.
Die Geschichte der Burg bei Rechberghausen steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der heutigen Stadt. Diese entstand aus dem Dorf Husen und dem im 14. Jahrhundert gegründeten Städtchen; wobei Dorf und Stadt bzw. Burg in mittelalterlicher Zeit z.T. in unterschiedlichem Besitz waren. Die Burg Rechberghausen war mindestens seit dem frühen 13. Jahrhundert, womöglich schon früher, bis 1685 im Zugriff und oftmals sicher Sitz lokaler Herrschaften. Die Anfänge der Burganlage in staufischer Zeit belegen archäologische Funde. Als früheste Burgherren werden staufische bzw. später rechbergische Dienstleute angenommen: Diese Herren von Husen treten in den Schriftquellen mit verschiedenen Verbindungen zur regionalen Adelsschicht und oftmals mit dem miles-Titel auf. Beispielsweise gilt die Nennung von "C. et E. milites de Husen", Konrad und Ernfried, in einer Aichelberger Urkunde von 1245 als Erstbeleg der Gemeinde Rechberghausen. Beziehungen zu den Rechbergern zeigen sich beispielsweise, wenn 1259 Konrad und Ulrich von Rechberg u. a. an das Kloster Gotteszell bei Gmünd stiften und ein "dominus Anshelmus miles de Hvsen" diesen Rechtsakt bezeugt. Ebenso ist ein "dominus Rugerus de Husen", Ritter, 1274 Zeuge in jener Urkunde, in welcher den Rechbergern das Wäscherschloss bei Wäschenbeuren verpfändet wird. Auch im 14. Jahrhundert zeugten die Herren von Husen mehrfach im Umkreis der Rechberger. Als Ritter bzw. Edelknechte hatten sie bis ins frühe 15. Jahrhundert Besitz und Sitz vor Ort - zumindest urkundete noch 1406 ein "Rudiger von husen Edelknecht ze disen ziten ze husen gesessen". Unklar ist, ob und wann diese Kleinadligen tatsächlich auf der Burg auf der Anhöhe oder in der Stadt saßen.
Im 14. Jahrhundert muss der Besitz der Burganlage an die Herzöge von Teck gegangen sein, denn zwischen 1361 und 1370 wurde sie durch Herzog Friedrich von Teck ausgebaut. 1366 gab ebendieser Friedrich die Burg und Stadt Rechberghausen mit allen Zugehörungen den Herzögen Albrecht und Lupolt von Österreich zum Lehen auf. Diese Lehnshoheit hat schließlich bis Ende des 18. Jahrhunderts bestand. 1374 verkauften die Herren von Text das Lehen an die Herren von Rechberg zu Hohenrechberg, welche kurze Zeit später auch das Dorf in ihren Besitz bekamen. Siedlung und Burg Rechberghausen erlangte in der Folge sogar namensgebende Bedeutung für eine der zahlreichen Nebenlinien der Rechberger, welche bis 1413 existierte.
Weiterhin wechselten Burg und Siedlung mehrfach den Besitzer: Anfang des 15. Jahrhunderts gehörte die Burg hälftig dem Niederadligen Ulrich von Ahelfingen, welcher in einer Urkunde von 1409 als "zu Rechberghusen gesessn" benannt wird. Urkunden zu Rechtsstreitigkeiten mit dem Kloster Adelberg u.a. Schriftquellen belegen, dass zwischen 1445 und 1478 Siedlung und Burg den Niederadligen von Zillenhart gehörten - so wird z.B. in einem Schlichtungsbrief von 1445 ein "Hansen von Zullenhart Ritter gesessen zu Rechberghusen" mit "siner Burg" genannt.
Anschließend waren abermals die Rechberger für neun Jahre die Besitzer. 1487 bezeugt ein Lehenbrief über das Städtlein Rechberghausen von Jörg von Ehingen den Verkauf des Lehens. Die Ehinger hatten in der Folge Ort und Burg bis 1528 inne.
Ein Thomas von Ehingen wird in den Urkunden ebenfalls als "zu Rechberghausen" geführt.
1525 wurden Burg und Städtchen im Bauernkrieg teilweise zerstört. Über Aufbaumaßnahmen im Anschluss ist nichts bekannt. Nach 1528 war Walter von Hürnheim, u.a. bis 1530 Bundeshauptmann des Adels des Schwäbischen Bundes, Inhaber von Rechberghausen. Ab 1558 war die Burg abermals im Zugriff der Rechberger und Haug Erkinger von Rechberg begann spätestens 1575 mit dem (Wieder-)Aufbau und -ausbau der Anlage, angepasst an die Bedürfnisse seiner Zeit: Die Gebäude sollen große Wohnräume gehabt haben und es soll beispielsweise ein Wasserleitungssystem mit einem Rohrbrunnen eingebaut worden sein. Das prachtvolle und große Renaissanceschloss fiel jedoch 1685 einem Brand zum Opfer. Erhalten ist nur noch ein Torbau mit angrenzender Doppelkapelle mit St. Johannes Baptist Patrozinium von 1584.
Der Burgplatz wechselte mit der Herrschaft anschließend noch mehrfach den Besitzer und ging an die Herren von Adelmann, die Grafen von Rechberg-Donzdorf und schließlich an die Grafen von Preysing. Diese verkauften 1789 die Schlossreste an die Grafen von Degenfeld-Schomburg, deren Privatbesitz sie heute noch zugehörig sind. Der Burgplatz wurde fortan nur noch für wirtschaftliche Aufgaben genutzt und entsprechend überbaut. Nachfolger als repräsentatives Herrschaftszentrum wurde das sogenannte Neue Schloss im Ort Rechberghausen, 1721 errichtet. Adelssitz wurde dieser Schlossbau jedoch nicht mehr. (Jonas Froehlich)

Bauentwicklung:

Die frühe Entwicklung der Anlage seit dem 12. oder 13. Jahrhundert erscheint bisher als Forschungsdesiderat. Ende des 14. Jahrhundert sind Aus- bzw. Umbauten unbekannten Ausmaßes zu vermuten. Vermutlich kam es 1525 durch aufständische Bauern zu größeren Zerstörungen.
1575 erfolgten unter den Herren von Rechberg die Wiederherstellung und der umfassende Ausbau zur ausgedehnten Schlossanlage. Da deren Bestand Ende des 17. Jahrhunderts jedoch weitestgehend niederbrannte und Schriftquellen bisher nicht erschlossen sind, ist auch diese Bauphase nur schlecht - bzw. indirekt aus einigen wenigen Bildquellen - erschließbar. Die Schlossanlage besaß wohl einen weitläufigen Hof, geschützt durch Mauer und Tor. Der Gebäudekomplex bestand aus zwei Längstrakten, welche durch einen dritten Quertrakt verbunden waren. Diese repräsentativen Wohngebäude waren mit Haubentürmchen geschmückt. Auf einer Schlossansicht von Andreas Kieser von 1685, also aus der Zeit des Brandes, sind diese Wohnkomplexe bereits ohne Dächer, aber mit vielen erkennbaren Fenstern, abgebildet. Die Innenausstattung war vermutlich repräsentativ mit großen Wohn- und Schlafzimmern. Ebenso soll die Wasserversorgung über einen Rohrbrunnen erfolgt sein. Von der gesamten Anlage ist nur ein Torbau mit angrenzender Doppelkapelle erhalten. Der Kapellenturm ist bereits auf der Kieserschen Abbildung zentral dargestellt. Ins Kapelleninnere gelangt man heute über eine überdachte Holztreppe. Das untere Geschoss ist kreuzgewölbt mit Nischen in der Westwand. Das obere Geschoss besitzt einen dreiseitigen Chorschluss und die Decke ist mit reichen Stuckaturen verziert. Erleuchtet wird der Altarraum durch mehrere runde Fenster. 1996 wurde die Schlosskapelle restauriert.
Nachfolgebau des Adelssitzes auf der Anhöhe bei Rechberghausen ist das Neue Schloss (heute Rathaus), welches 1721 von den Herren von Rechberg in Tallage im Stadtinneren errichtet wurde. Beim Bau des Neuen Schlosses wurde Baumaterial vom alten Schlosshof verwendet. Heute ist der Hof mit Kapelle und Tor umgeben vom Meiereihaus und anderen Wirtschaftsgebäuden aus dem späten 18. Jahrhundert, welche noch in Verwendung sind. (Jonas Froehlich)

Baubeschreibung:

Erhalten ist ein Torturm sowie die Schlosskapelle (St. Johannes Baptist) von 1583 mit Renaissancestuckdecke. Die anliegenden Wirtschaftsanlagen stammen vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. (Jonas Froehlich)