Geschichte:
Bei der unweit der Niederburg Manderscheid gelegenen Oberburg handelte es sich höchstwahrscheinlich um die ältere der beiden Anlagen. Als Initiatoren der Burggründung kommen die Grafen von Luxemburg und Namur in Betracht, die die Anlage jedoch bereits frühzeitig an das Erzstift Trier abtreten müssen. Ob die Oberburg zu Manderscheid einem sich nach ihr benennenden, 1133 erstmals mit Richard bezeugten Edelherrengeschlecht von Manderscheid den Namen gab, ist unklar. Während einer langjährigen Fehde gelang es dem Trierer Erzbischof Albero die Oberburg dem Grafen Heinrich von Luxemburg und Namur wegzunehmen. Nach dem Friedensschluss 1147 gelangte die Oberburg Manderscheid endgültig an das Erzstift Trier. Nach dem Tod des Erzbischofs Albero gelang es Heinrich von Luxemburg 1152 die Burg mit Unterstützung Richards I. von Manderscheid wieder an sich zu bringen, aber Alberos Amtsnachfolger, Hillin, belagerte sie und konnte sie schließlich wieder einnehmen. Er ließ die Burg 1160 schleifen und wenige Jahre später, 1166, erneut wiederherstellen und mit neuen Türmen versehen. Seit dem Ausgang des 13. Jhs. dient die Oberburg Manderscheid als Sitz eines kurtierischen Amtes und verbleibt bis zur Säkularisation 1803 bei dem Erzstift. Im Spätmittelalter teilt die Oberburg das Schicksal zahlreicher kurtrierischer Landesburgen und wird mehrfach versetzt. Als Pfandinhaber lassen sich 1438 Johann Hurt von Schöneck (bis 1452), Dietrich von Lontzen gen. Bogen (ab 1461), Hemann Boos von Waldeck und die Pfalzgrafen bei Rhein (bis 1504) nachweisen. Wie die benachbarte Niederburg, so hatte auch die Oberburg im Dreißigjährigen Krieg zu leiden. Die wehrtechnisch veraltete Anlage wurde schließlich 1673 durch französische Truppen zerstört. Ob die Anlage zumindest in Teilen wiederhergestellt wurde, ist unklar. 1790 wird die Oberburg in einem Bericht des kurtrierischen Amtsverwalters als gänzlich verfallen und unbewohnbar bezeichnet. 1803 gelangte die Ruine in bürgerlichen Besitz. 1870 erwarb sie Graf Brühl, ein Nachkomme der Grafen von Manderscheid, dessen Erben sie jedoch 1921 an die Gemeinde Manderscheid weiter veräußerten. Die Gemeinde ließ die Ruine in den 1920er Jahren sichern. (Jens Friedhoff)
Bauentwicklung:
Die Baugeschichte ist bislang erst unzureichend untersucht worden. Dem hochmittelalterlichen Baubestand der Anlage dürften der über rhombenförmigem Grundriss aufgeführte Bergfried sowie Teile der Ringmauern angehören. Wie die von den Grafen von Luxemburg und Namur in der ersten Hälfte des 12. Jhs. gegründete Burg ausgesehen hat, ist unbekannt. Die Quellen berichten für das Jahr 1160 von einer Schleifung der Anlage durch den Trierer Erzbischof Hillin, der die Burg 1166 wiederherstellen ließ. Weitere bauliche Aktivitäten erfolgten vermutlich unter dem Trierer Erzbischof Heinrich von Finstingen (1260-1286). Ein weiterer Um- und Ausbau der Burg im Spätmittelalter ist - betrachtet man die Zwingeranlagen sowie einen hufeisenförmigen Schalenturm, der die Zugänge zur Burg sichert - anzunehmen. Bereits im Dreißigjährigen Krieg beschädigt, wurde die Oberburg schließlich 1673 zerstört. Nach dem Erwerb durch die Gemeinde Manderscheid, erfolgte 1921 eine Sanierung des bis dahin in starkem Verfall begriffenen Baubestandes. (Jens Friedhoff)
Baubeschreibung:
Die Burg wurde auf einem steilen Berggrat etwa 80 m über dem Tal der Lieser über einem annähernd rechteckigen nach Westen zugespitzten Grundriss von 90 x 54 m errichtet. Von Westen erfolgt auch der Zugang zur Burg. Sowohl an der Nord- als auch an der Südseite befinden sich Tore, die beide durch einen hufeisenförmigen Schalenturm, der sehr wahrscheinlich dem Spätmittelalter angehört, geschützt werden. Zusätzlich werden die Zugänge durch Zwingeranlagen gesichert. Insbesondere der an der Nordwestseite durch den Zwinger verlaufende Weg zum Haupttor der Burg ist aufgrund der erhaltenen Mauerreste noch gut nachzuvollziehen. Ob sich westlich vor der Burg Gebäude der Vorburg befunden haben, lässt sich nur durch Grabungen klären. Den Durchlass in den oberen Burghof ermöglicht ein Tor an der Nordseite der Ringmauer. Von der Randbebauung des Hofes haben sich lediglich Reste eines Wohnbaus an der durch den Steilabsturz des Burggeländes gesicherten Ostseite erhalten. An der Nordwestseite befindet sich ein viereckiger Turm. Zu den am besten erhaltenen Bauteilen der Ruine zählt der über rhombenförmigem Grundriss aufgeführte ehemals fünfgeschossige Bergfried, dessen Mauerwerk sich nach oben leicht verjüngt. Der ursprünglich wohl durch Balkendecken unterteilte Turm hat eine Seitenlänge von ca. 9 m und weist auf der Nordwest- und Südostecke halbkreisförmige Tourellen auf, die für das Mittelrheingebiet erst seit dem beginnenden 14. Jh. nachweisbar sind. Der ehemals 80 m tiefe Burgbrunnen reichte bis zur Talsohle, wurde jedoch zugeschüttet. (Jens Friedhoff)