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Sachsengang

Geschichte:

1021 wird die Insel Sachsengang als Orientierungspunkt einer Schenkung K. Heinrichs II. an das Kloster Weihenstephan genannt. Auch wenn in einer Urkunde zu 1024/31 dieses Schenkungsgut eingetauscht worden sein soll, nimmt die Forschung einhellig an, dass Freising als eigentlicher Herrschaftsträger nicht nur Besitzer des Schenkungsgutes blieb, sondern auch rasch mit der Kolonisierung durch bischöfliche Gefolgsleute begann. Zu den bayrischen "milites", die nach der Mitte des 11. Jhs. ins Marchfeld gekommen sind, haben nun mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Vorfahren der Sachsenganger gehört. Die eher ungünstige Quellenlage lässt sie erst Jahrzehnte später fassen, doch sind sie über die charakteristischen Leitnamen Hartnid und Gerold wahrscheinlich bis ins 10. und 11. Jh. direkt in die freisingische "familia" zurückverfolgbar. Weltin mutmaßt, dass die Sachsenganger im Zuge des Investiturstreits gleich anderen Gruppen von der freisingischen in die markgräflich-babenbergische Gefolgschaft wechselten. Dass die erst ab ca. 1120 urk. belegten Hrn. v. Sachsengang ihre Burg auf Eigenbesitz besaßen, ist in diesem Zusammenhang kein Widerspruch, errichteten doch die Mehrzahl von Gefolgsleuten im Zuge der Kolonisation ihre Stützpunkte auf freiem Eigen, was auch von Freising nie beeinsprucht wurde. Die Familie ist bis ca. 1412/32 nachweisbar, wobei ihre bedeutende Stellung als Ministerialen v.a. in der 2. H. d. 13. Jhs. ihren urk. Niederschlag findet. Unter dem 1261 bis vor 1298 belegten Leopold I. lassen sich verwandtschaftliche Beziehungen zu den beiden Linien der Hrn. von Himberg-Ebersdorf sowie Himberg-Pillichsdorf nachweisen. Leopold I. hatte mit seiner Frau Margarethe einen gleichnamigen Sohn, der 1292-1307 urk. präsent ist, wobei um 1300 ein weiterer Nachkomme dieses Namens belegt ist. 1299 und 1306 tauchen die Brüder Hernit und Rudolf als Söhne Margarethes in den Quellen auf. Nach dem Aussterben des Geschlechts wird die Hft. Sachsengang landesfürstliches Lehen, auf welchem vor 1423 die Scheuerbecken, von ca. 1423 bis 1510 die Stickelberger sitzen. 1550 ist das Schloss im Eigenbesitz der Habsburger, die es als Jagdsitz verwenden. Später ist es im Teilbesitz des kaisl. Kammerdieners Berchtold, zwischen 1590 und 1652 schließlich im Eigenbesitz dessen Familie. 1655 gelangt der Besitz vom Vicedomamt an Johann Konrad v. Richthausen und 1659 an Dr. Jakob v. Thavonat, dessen Familie bis in die jüngste Vergangenheit Eigentümer bleibt. Letzter Höhepunkt in der Geschichte des Schlosses ist die erfolgreiche Verteidigung gegen die Franzosen im Jahr 1809. Heutige Eigentümer sind nach Clam-Martinic die Fam. Ettmayer, Nägerl, Niemann, Erb, Hennerberg, Karner und Gabardi-Nägerl.
(T.K., G.R.)

Bauentwicklung:

Die auf einem hausbergartigen Erdwerk errichtete Burg dürfte weit gehend im schlossartigen Neubau von 1654/72 unter Johann Konrad v. Richthausen bzw. Jakob v. Thavonat aufgegangen sein. Sodass möglicherweise nur noch die Aufschüttung aus der urkundlich erschließbaren Gründung des Sitzes durch Freisingische Gefolgsleute des 11./12. Jhs. stammen dürfte.

Baubeschreibung:

Die Massivbebauung der mittelalterlichen bis neuzeitlichen Burganlage benutzte bis zuletzt die hausbergartigen Erdsubstruktionen des hochmittelalterlichen Sitzes, welche bis in die Neuzeit die Entwicklung der Anlage bestimmten. Der ausführliche Bericht von Schad´n, der unterschiedliche Theorien bezüglich einer höherrangigen Bedeutung und Beziehungen zur benachbarten Anlage am "Kirchberg" äußert, sind mit Hinblick auf die komplexe Besitzgeschichte im Raum Groß-Enzersdorf mit Vorsicht zu betrachten, die beigefügte Planaufnahme lässt jedoch gut die Struktur der Anlage erkennen. Demnach erstrecken sich die N-S orientierten Geländeaufbereitungen über ein Areal von rund 200 x 100 m. Die 2-teilige, klar gegliederte Anlage besteht aus einem kegelstumpfförmigen Kernwerk und einem südl. vorgelagerten pyramidenstumpfförmigen Vorwerk. Beide Teile werden von einem sehr breiten, noch heute in eindrucksvoller Form erhaltenen, ehem. wasserführenden Graben umschlossen und getrennt. Das Kernwerk erreicht eine Höhe von 6-7 m und einen Plateau-Durchmesser von rund 40 m. Das nur gering hohe, in der Deckfläche trapeziode Vorwerk besitzt Seitenlängen zwischen 55 und 80 m. Der Graben erreicht örtlich eine Breite von 18 m, ist jedoch nur noch 2-3 m tief.
Die geschaffene Deckfläche des Kernwerks zwang sichtlich zu einer entsprechenden Grundrisswahl der Massivbebauung, deren äußerer Bering eine Fläche von durchschnittlich 26 m Durchmesser umschließt, wobei der nahezu kreisförmig geführte, ca. 1,20 m starke Bering mit zahlreichen, auch gerundeten Abwinkelungen ausgebildet ist. Das Gelände bot außerhalb bescheidenen Raum für einen ehem., konzentrisch umlaufenden Zwinger, von dem nur noch an der südl. Zugangsseite Teile mit dem ehem. Torbau in stark erneuerter Form erhalten sind. Zur Analyse der Kernburg liefert der Plan von Klaar wesentliche Hinweise. Die zumindest in das späte Mittelalter zurückreichende, randständige Bebauung folgt mit ihren Hoffronten dem äußeren Bering-Polygonal. In ihrem Verlauf ist im NO ein ca. 6,40 x 5,50 m großer, bergfriedartiger Turm feldseitig fluchtend eingebunden, dessen Bausubstanz in höheren Zonen zunehmend in den neuzeitlichen Baumassen aufgeht. Der ebenmäßige Grundriss wird nur durch den regelmäßigen S-Trakt mit der Toreinfahrt unterbrochen, wodurch eine jüngere (neuzeitliche) Zeitstellung dieses Teiles ablesbar wird. Nach Dehio stammt der Kernbau aus dem 12. Jh., für diese Datierung bietet die heutige, vielfach überformte Bausubstanz aber keinerlei Hinweise. Der heutige, 3-gesch. Bau resultiert aus einem durchgreifenden Um- und Neubau von 1654/72, der Stich von Vischer stellt 1672 im Wesentlichen die überkommene Anlage dar. Der abgebildete 2., sichtlich größere Turm ist heute allerdings nicht mehr zu lokalisieren. Die Substanz der oberen Geschoße dürfte weitgehend von den Neubauten des 17. Jhs. bzw. von Auskernungen älterer Bauteile bestimmt sein. Das Innere entzieht sich folglich einer näheren Beurteilung. Die Erdgeschoßräume sind durchwegs neuzeitlich eingewölbt, in den Obergeschoßen sind flache Decken, z.T. mit einfachen Stuckdekorationen des frühen 19. Jhs. vorhanden. Entsprechend stammt die Gliederung der Fassaden, die an der Feldseite durch zahlreiche Strebepfeiler durchbrochen werden, aus dem 17. und dem frühen 19. Jh., wobei besonders an der Zugangsseite romantisierende Elemente auftreten.
Das Vorwerkplateau wurde wohl früh für wirtschaftliche Zwecke genutzt, die heutige mehrflügelige, 1- bzw. 2-gesch. Verbauung, welche einen großen Hof umschließt, stammt im Kern aus dem späten 18. Jh. Die Vorburg wird durch gemauerte Brücken von S und W erschlossen, mittels einer ansteigenden Steinbrücke wird der Niveauunterschied zum Kernwerk überbrückt. 170 m ostnordöstl. des Schlosses liegt ein kleiner, kegelstumpfförmiger Hügel mit 24 m Durchmesser und 2 m Höhe. Die Funktion dieses am gegenüberliegenden Ufer des Altarmes situierten Erdwerks ist unbekannt, Schad´n vermutet ein Vorwerk zur Burganlage.
Gesicherte Befunde zur Baugeschichte der Anlage, insbesonders der Erdsubstruktionen und der frühen Massivbebauung, wären nur durch eine interdisziplinäre Untersuchung auf den Gebieten der Archäologie und Bauforschung zu gewinnen.
(G.R.)