EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Marsbach

Geschichte:

Das Passauer Lehen taucht mit Wernhard von Mortsbach 1161 erstmals urkundlich auf. Im 13. Jh. provoziert die Familie mehrfach Streitigkeiten, so muss 1222 Kg. Heinrich nach schweren Klagen des Bischofs von Passau die Reichsacht aussprechen, vor 1248 wird der Abzug der Familie verlangt, bereits 1255 muss man sich neuerlich unterwerfen. Auch die bayrischen Herzoge und die Habsburger werden in die Fehden hineingezogen, 1288 versucht König Rudolf I. die Burg wegen Landfriedensbruch in seine Hoheitsgewalt zu bekommen. Die Burg wird den Marsbachern schließlich abgelöst, bleibt aber in Passauer Besitz. 1303 wird ein Leupold als Burggraf genannt, in der Folge wird der Besitz entweder zur Pflege vergeben oder verpfändet, u.a. an die Scherffenberg, Krafft und Oberheimer. 1443 wird anlässlich einer Teilung eine Baubeschreibung angelegt, die ein äußeres sowie ein inneres Schloss mit Türmen, Wehrgänge, Stuben, Kapelle und Bäckerei nennt, der Turm bleibt in gemeinsamer Hand. Otmar Oberheimer entwickelt sich nach 1493 zum Raubritter. Mit Hilfe der Passauer Bürger wird die Burg 1520 vom bayrischen Herzog erobert und Oberheimer hingerichtet. Marsbach dient nun als Passauer Verwaltungszentrum für die Güter ob der Enns. Im ausgehenden 16. Jahrhundert wird die Altburg bis auf den Turm mit Verlies abgebrochen und das neue Schloss errichtet, 1594 zählt Marsbach zu den Fluchtburgen des Landes. 1610 und 1626 wird die Burg dennoch zweimal erobert. Nach der Säkularisierung 1803 wird Marsbach kaiserliches Kammergut und 1824 in einer öffentlichen Versteigerung an Josef Stengl übergeben, danach wechseln die Eigentümer häufig. 1957 folgt ein Umbau zum Hotel, heute ist die Anlage geschlossener Privatbesitz.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Von der seit dem 12. Jh. erschließbaren mittelalterlichen Burg sind nach einem großen Umbau zur Schlossanlage unter Bf. Urban von Passau von 1582-86 neben dem Turm nur geringe Reste erhalten geblieben. Der um 1300 zu datierende Bergfried könnte nach dem Wechsel in bischöflich-Passauischen Besitz errichtet worden sein.

Baubeschreibung:

Hoch über dem Donautal liegt, durch eine tiefe Schlucht vom angrenzenden Hochland getrennt, das langgestreckte Bauensemble. Es lässt sich in einen zentralen Kernbau, einen vorgelagerten Schlossteil sowie eine rückwertige Hochterrasse aufgliedern. Von der umkämpften Burg des 12. und 13. Jhs. haben sich offenbar keinerlei Reste erhalten, ihr Standort könnte auf der östlichen Terrasse gelegen sein, eventuell wären hier unter der künstlichen Planierung noch Teile zu finden.
Als ältester erhaltener Teil ist das Bauensemble rund um den zentralen quadratischen Bergfried zu verifizieren. Der mit 8 Geschoßen bemerkenswert hohe Turm zeigt talseits schmale Lichtscharten sowie Balkenlöcher eines ehemals unter dem krönenden Wehrplateau laufenden Holzumganges. Das ausgeprägte Kompartimentmauerwerk mit großformatiger Eckquaderung und die schmalen, konischen Lichtscharten erlauben eine Datierung um 1300, der Turm entstand damit wohl in Zusammenhang mit der Übernahme durch das Passauer Bistum. Westlich schließt ein schmaler, niedriger Baukörper an, dessen Fundamente aufgrund ähnlicher Mauerstrukturen als zugehöriger Bering um einen winzigen Hof zu deuten sind.
Unter Bischof Urban von Passau wurde um 1582-86 (zahlreiche Gewölbeschlusssteine) die Altburg weitgehend abgetragen und der Bereich der Vorburg umfassend erneuert. Auf einer rechteckigen Fläche von etwa 30 x 50 m entstand ein homogener Schlossbau, der vom monumentalen Westtrakt dominiert wird. Zur Nordseite erhielten die Außenwände Schildmauer-Charakter, zwei integrierte massive Halbrundtürme mit Spatenscharten verstärken das wehrhafte Bild. An der Zugangsfront haben sich Sgrafitti von Wächtern erhalten. Die südliche Talfront ist hingegen heute durch großformatige Fensterdurchbrüche jeglicher Wehrhaftigkeit beraubt. Im Inneren stammen zahlreiche schwere Schalgewölbe, eine spätgotische Wendeltreppe und erkerartige Kamine noch aus dem 16. Jh. Um 1600 wurden die getreppten Dächer des Uhrturmes sowie des Bergfriedes aufgesetzt. Aus dem 18. und 19. Jh. datieren kleinere Umbauten.
(P.S.)