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Oberwallsee

Geschichte:

Am 30. 10. 1364 gestattet Herzog Rudolf IV. seinem Hauptmann ob der Enns, Eberhard von Wallsee, im Gebiet der Herrschaft Freudenstein eine Feste zu bauen und sie Wallsee zu nennen, damit dem Familienname "ewiggleich werde gedacht". Zum Unterschied zur etwa gleichzeitig errichteten Niederwallsee wird diese Anlage Oberwallsee getauft. 1386 wird eine Kapelle geweiht. 1415 erhält Oberwallsee den Blutbann. Nach dem Aussterben der Familie erben die Schaunberger 1483 den Besitz. Die Burg wird von Pflegern verwaltet oder verpfändet, nach dem Aussterben des Geschlechts 1559 zieht Kaiser Ferdinand I. die Herrschaft ein und vergibt sie gemeinsam mit dem Hofmarschallamt. Mit diesem fällt sie 1717 an die Starhemberg. Sie vereinen den Besitz mit Eschelberg, die Burg wird dem Verfall überlassen. Der in der Vorburg befindliche Meierhof wird im späten 18. und 19. Jh. bäuerlich genutzt. Seit 1931 ist die Ruine Privatbesitz. Nach 1958 wird die Vorburg als Wohnsitz adaptiert.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Mit dem durch eine landesfürstliche Baugenehmigung für die Herren von Wallsee für 1364 überlieferten terminus post quem für die Errichtung der Burg sind Teile des Berings sowie Reste eines Wohngebäudes zeitlich in Übereinstimmung zu bringen. Weitere Ausbauten des 15. Jhs. dürften ebenfalls unter den Wallseern erfolgt sein. Die bauliche Umwandlung in ein Wohn-Schloss, welche bauhistorisch um 1600 zu datieren ist, kann nicht gesichert einer Besitzerfamilie zugewiesen werden.

Baubeschreibung:

Das mit etwa 120 m Durchmesser bemerkenswert große, künstlich geebnete Plateau wird durch die zentrale, auf einem Felskopf sitzende Kernanlage dominiert. Nordöstlich schließen zwei unterschiedlich ausgeprägte Terrassen - in den Quellen "Hühnergärtlein" und "Kuchlgarten" genannt, an, die einst wohl als Wirtschaftsbereich dienten. Südlich hat sich die äußere Umwehrung stark überformt erhalten, heute finden sich hier neuzeitliche Einbauten - der ehem. Meierhof - die als Sommerwohnsitz genutzt werden. Mehrere Mauerpfeiler sind bei Merian noch als kleine Türmchen dargestellt, an der Ecke des Vorburgbereichs befand sich nach Darstellungen von Merian 1649 und Vischer 1674 ein großer polygonaler Turm, der sog. "Reckturm", welcher bis in das 18. Jh. Gerichtsfunktionen hatte.
Die zentrale Hochburg ist stark ruinös. Dennoch erlauben gut erhaltene Mauerpartien eine Rekonstruktion der Baugeschichte. Demnach bildet der polygonale Bering mit einem Durchmesser bis 40 m und Mauerstärken zwischen 2 und 3 m den ältesten Bestand, der einst wohl als hoher geschlossener Mantel ausgebildet war. Das homogene Mauerwerk besteht aus lagerhaftem Bruchstein in niedrigen Kompartimenten, einer klassischen Technik des 14. Jhs., weshalb im Bering wohl der urkundlich nach 1364 begonnene Erstbau zu sehen ist. Obwohl durch Baufugen getrennt, zeichnet sich im Westen ein primärer randständiger Palasbau ab. Das indizieren die gleiche Bautechnik sowie die charakteristischen Giebelbögen mit Keilschluss. Der heute dominante östliche Palas, der dem Bering folgend zweifach abgeknickt ist, kann aufgrund seines großformatigen Zwickelmauerwerks bereits ins 15. Jh. gestellt werden. Dazu passt auch das mächtige Tonnengewölbe mit gotisch gefastem Gurtbogen und pyramidenförmigen Anläufen. Erst sekundär an diese Bauten schließt die Burgkapelle Hl. Pankraz an, deren Polygonalchor noch qualitätvolle Reste der Wandvorlagen eines ehemaligen Rippengewölbes aufweist. Gleichartige Steinmetzzeichen am Gurtbogen des Palas sowie an der Kapelle weisen auf Gleichzeitigkeit der Bauten trotz der Baufuge zwischen den Gebäuden hin. Eine nach Piper längst verschwundene Inschrift mit dem Weihedatum "1386" stammte jedenfalls erst aus 1713. Wenn dieses auch nicht völlig auszuschließen ist, weisen v.a. die Baudetails des Palas auf eine jüngere Entstehungszeit hin. Zu diesem Ausbauhorizont des 15. Jhs. Gehört weiters die direkt westlich unterhalb befindliche, große zweiteilige Toranlage, die heute weitgehend rekonstruiert ist, aber das charakteristische Zwickelmauerwerk des späten 14.-15. Jhs. zeigt. Reste deuten auf zwei ehemalige Doppelwippbrücken (mit innenliegender Wolfsgrube), wie sie auch auf Schaunberg, Neuhaus und Haichenbach zu finden sind. Spärliche Fundamente im Hof der Unterburg weisen vielleicht auf eine ältere Vorburg.
Um 1600 erfolgte ein letzter großer Ausbau zum neuzeitlichen Schloss. In der Kernburg wurde der Palas durch große Fenster dem Zeitgeschmack angepasst, die Kapelle profaniert und in mehrere Geschoße geteilt und umlaufende Hoftrakte errichtet, die nach Merian und Vischer von einem schmalen Zwiebelturm überkrönt waren. Heute sind von diesen Ziegelbauten bis auf die großen Maueröffnungen im Palas kaum noch Reste erhalten. In der südlichen Vorburg entstanden weitere Bauten, deren Grundmauern noch heute erhalten sind. Ein Neubau einer Schlosskapelle im Vorburgbereich ist ungesichert. Ab dem 18. Jh. im fortschreitenden Verfall, wird seit 1984 versucht, durch laufende Konservierungsarbeiten den Bestand zu sichern.
(P.S.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Lesefunde des 14.-17. Jhs.