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Drosendorf II

Geschichte:

Ein "Albero de Drozendorf" erscheint um 1188. In jener Zeit wäre nach Dehio die planmäßige Anlage der Burgstadt anzunehmen. Nach dem Aussterben der Gfn. v. Pernegg geht der Besitz an den Landesfürsten. Um 1240 wird Drosendorf als Stadt genannt. 1278 wird Drosendorf durch Ottokar II. belagert, 1279 gelangt es an die Habsburger, die an Stephan v. Maissau verpfänden. 1327 folgen die Hrn. v. Wallsee, 1438 die Eitzinger, 1506 Johann Mrakesch und 1574 die Mollarth. Während die Hft. ab 1607 erbliches Eigen wird, verbleibt die Stadt selbst in landesfürstlichem Besitz. Als Besitzer folgen die Muschinger, Kurz, Sprinzenstein, Lamberg-Sprinzenstein und ab 1822 die Hoyos-Sprinzenstein. Heutiger Eigentümer des Burg-Schlosses ist DI Hans Hoyos, Horn. (G.R.)

Bauentwicklung:

Das heutige Schloss geht im Kern auf die hochmittelalterliche Burg zurück, deren urspr. Bering weitgehend noch durch den Verlauf polygonalen Außenmauern beschrieben wird. Freiliegendes Mauerwerk an der Basis der nördl. Feldseite lässt durchaus hochmittelalterliche Strukturen, mglw. des späten 12., zumindest des frühen 13. Jhs. erkennen, doch reichen die bisherigen Erkenntnisse nicht zur Postulierung einer Baugeschichte aus.

Baubeschreibung:

Die eine erhöhte Terrasse am südl. Abfall der Stadt nutzende, durch einen bergseitigen Halsgraben gesicherte Burg-Schlossanlage geht im Kern auf die hochmittelalterliche Burg zurück, deren urspr. Beringverlauf weitgehend noch durch die stark polygonal abgewinkelten Außenmauern beschrieben wird.
Der durchwegs 3-gesch. 4-Flügelbau gruppiert sich um einen annähernd rechteckigen Hof, der nur im nördl. Teil durch die den Außenmauern folgenden N- und W-Trakte etwas unregelmäßiger schließt. Der gegenwärtige Bau geht auf Neubauten des 16. Jhs. zurück, worauf ein "1548" bezeichneter Wappenstein der Mrakesch am S-Trakt weist. Erneuerungen erfolgen nach einem Brand von 1694, der Barockumbau A. d. 18. Jhs. Dementsprechend zeigt der unter einheitliche Dachhöhe gebrachte Bau regelmäßige Fensterachsen mit profilierten Steigewänden des 16. und 18. Jhs. und barocken Putzfelddekor. Die östl., durch eine Brücke erschlossene Einfahrtssituation aus dem 16. Jh. ist durch einen barocken Volutengiebel betont, südl. davon springt die im Kern spätmittelalterliche Kapelle mit Polygonalchor aus dem Bering vor. Die Innendekoration und die Ausstattung der Kapelle stammen aus dem 17. und 18. Jh. Das Stiegenhaus im S-Trakt soll nach Dehio innerhalb eines spätmittelalterlichen Turmes liegen, worauf die höheren Mauerstärken hinweisen könnten. Auch der polygonale NW-Turm soll auf einen mittelalterlichen Eckturm zurückgehen.
Südl. und westl. ist die Anlage von der Stadtbefestigung umgeben, die hier zwingerartige Verstärkungen mit Rundbastionen besitzt. Der südl. Zwinger, der nach der Mauerstruktur dem späten 15. Jh. zuzuweisen ist, umschließt auch das östl. situierte "Horner Tor" der Stadtbefestigung, eine durch 2 quadratische Türme gesicherte Toranlage des 13. Jhs. Im Zuge der inneren, schlossnäheren Zwingermauer, die zentral auf den westl. Torturm zuläuft, ist der urspr. Stadtmauerverlauf zu rekonstruieren. Burg, Stadtmauer und das mit Biforen versehene Doppelturmtor des "Horner Tores" lassen die intentionell geplante, ehem. wehrhaft-repräsentative Hauptzugangsseite der Stadt erkennen.
Das dem Burg-Schloss benachbarte sog. "Stockkastl", Schlossplatz Nr. 3, soll nach Dehio auf die 1. Burg von Drosendorf zurückgehen. Für den "hohen, kubischen Bau" wird ein mglw. aus dem 12. Jh. stammender Baukern vermutet, doch lässt die partiell verputzlose Außenfront nur Mauerwerk des späten Mittelalters beobachten. Ein östl. halbrunder Abschluss wird mglw. als Apsis gedeutet, profilierte Fenstergewände stammen aus dem 17. Jh. Im 18. Jh. wurde der heute stark in die örtliche Bebauung integrierte Bau als Gefängnis verwendet. Dieses Gebäude auf einen Vorgängerbau des heutigen Schlosses zurückzuführen erscheint, da das Schloss offensichtlich einen Bering des späten 12./frühen 13. Jhs. benutzt, nicht gerechtfertigt. Der Bau ist mglw. mit dem ehem. wirtschaftlichen Umfeld (Meierhofbereich) in Verbindung zu bringen. (G.R.)