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Kendenich

Geschichte:

Ein im Kölngau gelegener Hof "Cartinich" lässt sich in den Schriftquellen bereits für das Jahr 941 nachweisen. Mit der Existenz einer mittelalterlichen Burg ist nicht vor dem 13. Jahrhundert zu rechnen. Im 13. Jahrhundert treten gelegentlich Angehörige eines Niederadelgeschlechts als Lehensleute des Kölner St. Ursula-Stifts in Erscheinung, die sich nach Kendenich benennen. Die Burg selbst wird explizit 1374 anlässlich der Belehnung eines Heinrich von Kendenich als "castrum" bezeichnet. 1475 befand sich das Lehen in der Hand des Edelherrn Matthias Walraven zu Kendenich. 1517 gelangt die Burg samt Zubehör durch Kauf an Dham von Orsbeck und Sophia von Brempt. Ihre Tochter, Agnes, heiratet Adolph Freiherr Raitz von Frentz, wodurch die Burg mit dem gesamten Lehen- und Allodialbesitz an diese Familie gelangte, die fortan den Namenszusatz "zu Kendenich" führte. Unter Johann Sigismund Raitz von Frentz erfolgte 1660-1664 der Bau des noch erhaltenen imposanten barocken Herrenhauses. Da er ohne männliche Nachkommen starb, fiel das Erbe an seine älteste Tochter Maria Elisabeth, die den Besitz ihrem Gatten Sigismund von Reuschenberg zubrachte, der sich 1690 mit Kendenich belehnen ließ. Das hochverschuldete Rittergut wurde 1766 an den Kölner Bürgermeister Jacob Gabriel de Groote und seine Ehefrau Maria Ursula von und zu Pütz veräußert. In dem Lehnbrief findet sich der Hinweis auf die von Kurköln lehnsabhängige Unterherrschaft Kendenich. Eine Hälfte von Kendenich gelangte durch Heirat 1821 an August Philipp von Kempis. 1964 erwarb die Gemeinde Schloss Kendenich von der Erbengemeinschaft Kempis und 1978 ging die Anlage in den Besitz des Unternehmers Herbert Hillebrandt über. Die sehr gepflegte und aufwändig sanierte zweiteilige Wasserburg beherbergt heute eine Wohnanlage und ist nicht zu besichtigen. (J. Friedhoff)

Bauentwicklung:

Der noch erhaltene Baubestand des Schlosses reicht vornehmlich in das 17. und 19. Jahrhundert zurück. Das mächtige Herrenhaus wurde ab 1660 unter Johann Sigismund Raitz von Frentz - vermutlich unter Verwendung von Mauerwerk der Vorgängeranlage errichtet. Teile der dreiflügeligen Vorburg entstanden ebenfalls in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der östliche Teil der Ökonomiegebäude wurde 1667 aufgeführt. 1771 ließ der damalige Besitzer des Schlosses, Franz Jakob Gabriel des Groote, Bürgermeister zu Köln den gegenüber dem Herrenhaus gelegenen Nordflügel der Vorburg ausführen. Der Westflügel entstand 1834, während der Westflügel des 17. Jahrhunderts 1831 verlängert wurde. Philipp von Kempis, der 1821 die Erbin Maria Theresia Walburge de Groote geheiratet hatte, ließ 1842 durch den Anton Walle, einen Schüler Schinkels die Innenräume und das Portal des Herrenhauses im klassizistischen Stil umgestalten. Über dem Eingang befindet sich das Allianzwappen der Familien Groote-Kempis. Die im Krieg zerstörten Dächer der Vorburg wurden 1963 wiederhergestellt. Die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, die sich u. a. auf das Herrenhaus erstreckten, kamen 1981 zu einem Abschluss. (J. Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die am Ortsrand gelegene Wasserburg Kendenich präsentiert sich dem Betrachter als gepflegte Zweiinselanlage inmitten eines weitläufigen englischen Landschaftsgartens, dem ein barocker Park vorausging. Man betritt den Hof der dreiflügeligen Vorburg mit vier Ecktürmen durch ein repräsentatives aus rustizierten Sandsteinen errichtetes Hauptportal. Im Gebälk befinden sich die Wappen Waldbott und Velbrück. Der Giebel wird von zwei Pyramiden flankiert und im Giebelfeld ist das von zwei Löwen flankierte Allianzwappen Groote-Pütz platziert. Der Innenhof des Wirtschaftshofes ist heute gärtnerisch gestaltet. Über eine Brücke erreicht man das Herrenhaus, einen mächtigen kubusförmigen Bau, dessen drei Geschosse sich über einem annähernd quadratischen Grundriss erheben. Nach Westen weist die Fassade sechs, nach den übrigen Seiten fünf Fensterachsen auf. Die Geschosse werden durch Gesimsbänder gegliedert. An den Ecken befinden sich versetzte Quader. Auf einer um 1730 von dem Wallonen Renier Roidkin angefertigten Zeichnung sind Fenster als Standerker ausgebildet. Einen besonderen architektonischen Akzent verleiht dem Herrenhaus das mächtige geschwungene Zeltdach, das in einer eleganten Zwiebelhaube gipfelt. Sie korrespondiert mit den kleinen Zwiebelhauben, die sich an den vier Ecken des Daches befinden. Die Innenräume des Schlosses erfuhren in den 1840er Jahren eine Umgestaltung. Vor der Ost- und Südseite des Schlosses liegt der im Stil englischer Landschaftsgärten gestaltete Park. (J. Friedhoff)