EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Stauf

Geschichte:

Bei der Schilderung der Wunder im widonisch/salischen Kloster Hornbach wird berichtet, dass um 1012 auf der Stoufenburc der Sohn Herzog Konrads überraschend verstorben sei, womit wohl Wolfram, der Sohn des Saliers Herzog Konrad (I.) von Kärnten, gemeint ist. Demnach handelt es sich um eine sehr frühe Burganlage dieser Region, da die Burg spätestens Anfang des 11. Jhs. bestanden haben muss und in enger Beziehung zu den Saliern stand. Da noch 1282 bei einem Burgverkauf eine Genehmigung des Erzbischofs und Domkapitels von Trier erforderlich war, hatte die Wormser Linie der Salier die Burg wohl vom Trierer Erzstift zu Lehen erhalten. Möglicherweise ist sie schon Ende des 10. Jhs. durch Herzog Otto gegründet worden.
In der ersten Hälfte des 12. Jhs. war dann Berthold von Winzingen im Besitz der Herrschaft Stauf. Zur Zeit Kaiser Friedrichs I. Barbarossa werden Ulrich und Albert von Staufen (de Stouphen) genannt, bei denen es sich um sich nach der Burg nennende Burgmannen handeln dürfte. Ihnen folgen in den nächsten Jahrzehnten eine ganze Reihe weiterer Burgmannennennungen.
Um 1190 ist Burg Stauf im Besitz des vor allem rechtsrheinisch begüterten Grafen Eberhardt II. von Eberstein. 1243 gründete Graf Eberhardt III. von Eberstein, Burgherr auf Stauf, mit seiner Gemahlin das nahegelegene Zisterzienserkloster Rosenthal, das im Mittelalter das reichste und angesehenste adelige Frauenkloster der Nordpfalz war. Seine Erbtochter Agnes hatte 1238 Graf Heinrich II. von Zweibrücken geheiratet, in dessen Hände die Burg nach 1263 durch Erbe gelangte. Doch bereits 1282 verkauften Heinrich II. von Zweibrücken und seine Frau die Burg samt zahlreich genanntem Zubehör (u. a. 2 Mühlen, Gärten, Wingerten am Burgberg, Wiesen und Wäldern sowie Fischereirecht in der Eisbach) an den Bischof und die Kirche zu Worms. Heinrichs Sohn Eberhard I. hat das Geschäft aber wohl rückgängig gemacht, da er wieder als Besitzer in Erscheinung tritt und 1301 bzw. 1304 Burgmannen auf Stauf aufnahm. 1305 kam es zur Teilung der Grafschaft mit seinem Bruder Walram I. 1324 belehnt Erzbischof Balduin von Trier, in Wahrnehmung seiner Rechte an Burg Stauf, Walram II. von Zweibrücken (Enkel Walrams I.), mit seinem Teil der Burg. 1345 ernannte Balduin den Edelknecht Rinold von Kommern zu seinem Amtmann zu Stauf.
Zwischen 1378 und 1388 kam die Burg durch Kauf sukzessive in den Besitz von Graf Heinrich II. von Sponheim, nach dessen Tod 1393 sie über seine Enkelin Anna an deren Mann, Graf Philipp I. von Nassau-Saarbrücken, kam. Mitte des 15. Jhs. war die Burg zeitweise an die Pfalzgrafen verpfändet, bevor Johann II. von Nassau-Saarbrücken sie wieder einlösen konnte. Im Bauernkrieg wurde die Burg 1525 gebrandschatzt, später diente sie als Steinbruch. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Die genauere Baugeschichte ist unklar. Interessant sind aber der Burgfrieden von 1378 bzw. der Erbteilungsvertrag von 1424 zwischen Graf Johann Ludwig von Nassau-Saarbrücken (Sohn Johanns II.) mit seinem Vetter Graf Philipp. III. Darin werden ein äußeres Tor sowie ein inneres Tor mit Erker, das zum Hof führt, genannt sowie Ringmauer, zwei Weinkeller, Küche, Stuben, Speicher, Backhaus, wobei Kapelle, Brunnen und der Turm bei der Brücke gemeinsamer Besitz waren. (Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Die Nord-Süd orientierte Burganlage erhob sich am Ende eines zu einer Kuppe ansteigenden Bergsporns und war zuletzt in die drei Bereiche Haupt-, Mittel- und Vorburg gegliedert.
Den äußeren und ältesten Teil bildet die auf der Kuppe gelegene Hauptburg (Kernburg) im Süden, die eine Fläche von ca. 50 x 28 Meter einnahm. Sie war durch einen mächtigen, mehr als sieben Meter tiefen, bogenförmigen Halsgraben von der nördlich gelegenen Mittelburg (der wohl salierzeitlichen Vorburg) abgetrennt. Auf dieser Kuppe lag offenbar die salierzeitliche Hauptburg, wobei aber keine Bauspuren des 11. Jhs. erkennbar sind (möglicherweise bestand sie zunächst aus einer Holzkonstruktion, die nur archäologisch nachweisbar wäre). Zudem ist das Areal durch die Anlage eines "Thingplatzes" 1934 verändert worden, insbesondere durch Planierungen. Zuvor war an der Südseite noch ein rechtwinkliger Mauerzug zu erkennen, wohl die Reste eines stauferzeitlichen Wohnbaus (Palas ?). Im aufgeschütteten Areal im Nordwesten der Kernburg erhob sich offenbar der viereckige Hauptturm (Bergfried ?). Am Plateaurand sind noch geringe Reste der Ringmauer auszumachen, deren wenige Lagen keine zeitliche Einordnung zulassen. Am besten erhalten ist das noch mehrere Meter hohe Burgtor im Nordosten, dessen Außenschale aus sorgfältigem Quadermauerwerk mit eingestreuten Buckelquadern besteht und das möglicherweise im späten 13. bis mittleren 14. Jh. - unter Verwendung älterer Quader ? - entstanden ist. Nach Ergebnissen einer 1977 durchgeführten Sondage könnte vor der inneren Ringmauer noch eine äußere Ringmauer gelegen haben.
In der Mittelburg haben sich erhebliche Mauerzüge eines langrechteckigen, wohl gotischen Baus erhalten, der an die ca. 2 Meter starke Ringmauer angebaut war. Seine Ostwand aus Rotsandsteinquadern ist noch 5-8 Meter hoch erhalten, innen war der Bau in drei Räume unterteilt.
In der ehemaligen Vorburg, die heute modern bebaut ist, wurden 1963 die zum Dorf abschließende romanische Ringmauer und ein von halbrunden Mauertürmen flankiertes Tor abgebrochen, um dem Bau des Kinderheimes Platz zu schaffen. (Reinhard Friedrich)

Arch-Untersuchung/Funde:

Sondagen 1977; angeblich Funde von Keramik, Knochen und Glas wohl des 12. bis 16. Jhs. Im Halsgraben wurden vier Steinkugeln von ca. 40 cm Dm gefunden.