EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Dunaföldvár

Geschichte:

Die bisher bekannten historischen Angaben geben uns keinen direkten Auskunft über die Entstehung der heute als Burg oder Turm genannten, am Rande der Lößhöhe am rechten Donau-Ufer errichteten Anlage. Sie sollte zu der hiesigen, seit dem 12.Jh. bekannten Benediktiner-Abtei gehören, aber die genauere Lokalisierung dieser kirchlichen Institution ist bisher noch nicht möglich. Sie stand aber wahrscheinlich auf einer Anhöhe, in der Nähe des heutigen Turmbaues. Die Ruinen der Abteikirche wurden jedenfalls beim Bau der barocken Franziskanerkirche als Baumaterial verwendet. Aus der Zeit vor der osmanischen Eroberung besitzen wir keine Angaben über eine Befestigung. Der Ausbau einer Planke (türkisch: parkan), also einer kleinen, vor allem mit Holzbauten umwehrten kleinen Befestigung - ein Glied der osmanischen Burgenkette entlang der Donau - ist in die erste Hälfte der 1550er Jahre zu setzen. Ihre wichtige Aufgabe war die Kontrolle der Zollstation beim Flußübergang. Den bekannten Soldlisten nach hatte sie fast immer eine bedeutende Mannschaft. Die zwar schematische Zeichnungen von Heinrich Ottendorf (1663) bzw. von Ottavio Marsigli (Ende 17. Jh,), sowie die Beschreibung des türkischen Reisenden Evlia Cselebi - nach dem König Ludwig II. der Erbauer der Burg wäre - sind unsere wichtigsten Quellen über diese typische türkische Befestigungsanlage, die erst 1686 zurückerobert werden konnte. Während der Kämpfe des Rakóczi-Aufstandes spielte die Befestigung noch eine militärische Rolle. Im 18-19. Jh. diente der Turm als Gefängnis bzw. als Kornspeicher. Nach dem Brand von 1858 war auch der Abbruch des Gebäudes geplant. Seit der 1974 abgeschlossenen Sanierung dient der Turm als Museum (stvan Feld.)

Bauentwicklung:

Zwar während der Ausgrabungen auch frühere Siedlungsspuren freigelegt wurden, der früheste Massivbau auf dem heutigen, etwa 30 x 50 m großen Burgelände, der quadratische Turm selbst wurde wahrscheinlich erst um 1510-1520 erbaut. Später hatte man vor allem die Fenster und der Decken umgebaut. Als Reste der äußeren Befestigungen sind nur die großen Pfostenlöcher der osmanischen Burg an der Ostseite des Turmbaus bekannt, im NW stand ein Haus des 17. Jhs. Die jetzigen Außenmauer an der Süd- und Ostseite stammen schon aus dem 18-19. Jh., ähnlich, wie die ebenerdige Erweiterung des Turmes, deren Vorgängerbau auch schon nach der Türkenzeit entstand. Im Erdgeschoß des Turmes wurden Ende des 18. Jhs. Gefängniszellen ausgebildet (Istvan Feld)

Baubeschreibung:

Nicht weit von dem Stadtzentrum, am Südrand der Lößhöhe über die heutige Donaubrücke, erhebt sich der viergeschossige, massive Turm mit dem modernen Zeltdach des Aussuchtsplattforms inmitten von verschiedenen Gebäuden des 18-19. Jhs. Das Aussehen des Turmes ist durch die rekonstruierten kleineren bzw. größeren Renaissance-Fenster des 1. und 2. OG-s, sowie durch den rekonstruierten Holzerker der Südfassade bestimmt. Seine L-förmige Erweiterung besitzt nur einfache Öffnungen, die – wie auch die meisten Details des Inneren – den letzten Sanierungsarbeiten zu verdanken sind. Im Erdgeschoß findet man u.a. die Gefängniszellen, mit Wandzeichnungen der Gefangenen aus dem 19. Jh. Nördlich bzw. südwestlich vom Turm sind die freigelegten Baureste aus dem 16-17. Jh. didaktisch präsentiert. (I.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Anläßlich der Sanierungsarbeiten wurden 1964-66 und 1971 begrenzte Ausgrabungen um den Turmbau, bzw. in dem Turm selbst durchgeführt, auch einen Bauuntersuchung fand in den Gebäuden statt (Č. Kozák). Die Grabungen konnten die Haupzüge vor allem der Bebauung des 16-19. Jhs. Klären und brachten ein bedeutendes osmanisches Fundmaterial (vor allem Keramik) ans Tageslicht. In den Gebäuden wurden die verschiedenen Gehniveaus, wie auch das frühere Öffnungs- und Verkehrssystem geklärt. (Istvan Feld)