Geschichte:
Eine erste urkundliche Erwähnung der Burg Kessenich, die auch den Namen Stamge trug, stammt aus dem Jahr 1339, als der damalige Besitzer Otto von Kessenich seinen Stammsitz dem Markgrafen von Jülich zum Lehen auftrug. Sein Nachfolger Ludwig von Kessenich verkaufte die Burg 1363 an Reinhard von Binsfeld. Unter Heinrich von Binsfeld zu Stamge und seiner Frau Elisabeth von Denhoven entstand um 1562 ein neues Burghaus. Durch die Heirat der Elisabeth von Binsfeld mit Johann Richard Waldbott von Bassenheim wechselte das Anwesen 1586 in deren Besitz. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts ließ der kaiserliche und kurpfälzische Rat Heinrich Waldbott von Bassenheim die Burg umbauen und erweitern. Spätestens seit 1769 war ein Freiherr von Kleist im Besitz von Kessenich, der das Anwesen jedoch 1828 in bürgerliche Hände veräußerte. Seit 1884 befindet sich die Burg und Gut Kessenich im Eigentum der Familie Arnolds, die es heute noch als landwirtschaftlichen Betrieb nutzt. (Hans-Jürgen Greggersen)
Bauentwicklung:
Der Gewölbekeller des Herrenhauses weist als ältester Gebäudeteil auf eine Entstehungszeit des späten 14. Jahrhunderts hin. Um 1562 entstand auf den Resten des älteren Burghauses ein Neubau, der in seinen Grundzügen bis heute erhalten blieb. Etwa in die gleiche Zeit fiel auch der Ausbau der Vorburg. 1634 erhielt das Haupthaus einen neuen Südostflügel. Im gleichen Jahrhundert wurde der gesamte Bau modernisiert. Besonders nach 1884 fanden zahlreiche Veränderungen statt, so wurde der trennende Wassergraben zwischen Haupt- und Vorburg verfüllt sowie die Wirtschaftsbauten bis auf Reste der Außenmauern vollständig erneuert. (Hans-Jürgen Greggersen)
Baubeschreibung:
Über das Aussehen des mittelalterlichen Adelssitzes geben weder Abbildungen noch Beschreibungen nähere Auskunft. Der erhaltene Wassergraben umzieht in einem etwa quadratischen Verlauf die bestehende Anlage. Der Graben, der einst die Vor- von der Hauptburg trennte, ist heute eingeebnet. In der südlichen Ecke befindet sich das zweigeschossige Herrenhaus, dessen geschlämmtes Bruchsteinmauerwerk durch seinen roten Anstrich schon von weitem ins Auge sticht. Die beiden Flügel des Winkelbaues gruppieren sich um einen runden Eckturm. Der größere und ältere Nordflügel nimmt etwa die doppelte Fläche des Südflügels ein. Nach Osten gliedert sich ein rechteckiger Vorbau an. Zwischen diesem Anbau und dem Eckturm führt eine enge Wendeltreppe empor, die wohl noch der mittelalterlichen Bausubstanz angehört. Ein Erker des 19. Jahrhunderts mit renaissancehaften Zügen kragt an der nördlichen Wand vor. Vor allem die schmalen Querstockfenster des Turmes gehören noch der Bauphase des 16. Jahrhunderts an. Der Turm wird von einem mansarddachartigen, achtseitigen Dach gedeckt. Daran schließen die Walmdächer des Süd- und Nordflügels an. Über dem Nordtrakt knickt das Dach wiederum nach Süden ab und endet als Krüppelwalm in einem Giebel, so dass der Verlauf der Firste den Anschein einer Dreiflügeligkeit erweckt. Eine hohe Terrasse mit Außenmauern liegt dem Herrenhaus im Südosten gegenüber. Darunter befinden sich noch Teile eines mittelalterlichen Gewölbekellers. Von der dreiflügeligen Vorburg haben sich noch umfangreiche Reste des Außenmauerwerks in den erneuerten Gebäuden erhalten, in denen noch schmale Schlitzfenster und Schlüssellochschießscharten zu erkennen sind. Der ebenfalls noch der Bauzeit des 16. Jahrhunderts angehörige Torbau barg ehemals eine Zugbücke, auf die eine rechteckige Blende im Mauerwerk hinweist. (Hans-Jürgen Greggersen)