EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Broich bei Mülheim

Geschichte:

Im Jahre 883 eroberten die Wikinger auf einem ihrer Raubzüge den Königshof Duisburg und schlugen hier ihr Winterlager auf. Zur gleichen Zeit ließ der ostfränkische Herzog Heinrich eine namenlose Burg an der Stelle erbauen, wo der Hellweg von Duisburg nach Essen mit einer ganzjährig nutzbaren Furt die Ruhr überquerte. Dadurch wurden die Wikinger von einem Überfall auf die Abtei Werden oder das Damenstift Essen abgehalten. Hier konnte eine grössere Mannschaft stationiert werden. Nach dem Ende der Wikingergefahr blieb die Burg ungenutzt. Eine weitere Besiedlung konnte archäologisch für das letzte Viertel des 11. Jahrhunderts nachgewisen werden. In einer Urkunde von 1093 wird ein Edelherr von Broich erwähnt. Wie diese namengebenden Herren an die verlassene Burg gekommen sind, ist ebenso wie ihre genaue Herkunft aus dem linksrheinischen Niederrhein-Gebiet bislang unbekannt. Um 1188 kauft der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg die Burg Broich für 400 Mark von den Brüdern Theoderich und Erwin Bruke. Im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts begannen die umfangreichen Bauarbeiten, die aus der karolingischen Wehranlage die stauferzeitliche Burg mit der noch erkennbaren Ringmauer entstehen ließen. Die Herren von Broich stiegen zu einem mächtigen Adelsgeschlecht an der unteren Ruhr auf, gegen die sogar der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden 1240 eine erfolglose Belagerung der Burg Broich abbrechen musste. 1372 starb die Linie Broich im Mannesstamme aus und die Herrschaft ging an die Grafen von Limburg über, der die Burg weiter befestigten, diese aber 1376 zu einem bergischen Offenhaus machen mussten. 1430 wurde die Burg klevisches Lehen und Offenhaus. 1443 eroberte der Kölner Erzbischof Dietrich von Moers im Zuge der Soester Fehde in 17 oder 18 Tagen die stark zerschossene Burg, die aber nach kurzer Zeit wieder aufgebaut wurde. 1511 traten die Grafen von Daun nach dem Aussterben der Limburger die Herrschaft in Broich an. 1598 wurde die Burg von den Spaniern erobert und der Burgherr, Graf Wirich von Daun, ermordet. 1605 eroberten spanischen Truppen Burg Broich. Die Dauner Grafenlinie starb 1682 aus, die Burg kam an die Grafen von Leiningen, von diesen durch Erbe an die hessische Landgräfin Marie Luise Albertine. 1806 endete die Herrschaft Broich, 1857 ging die Anlage in Privatbesitz über, 1938 kaufte die Stadt Mülheim das Schloss, dessen Abriss erwogen wurde, aber dann in den Jahren 1965-1974 archäologisch untersucht und restauriert wurde. (Horst Kibbert)

Bauentwicklung:

Die spätkarolingische Burg bestand aus einem ovalen Areal von etwa 60 x 40 m, umgeben von einer Ringmauer mit vorgelegtem Graben. In der Mitte der Befestigung erstreckte sich der Hauptbau von 30 m Länge mit Anbauten in Nord-Süd-Richtung. Die Burg weist Ähnlichkeiten zu den karolingischen Burgen des 9. Jhs. auf, Brunnen und Kapelle fehlten in der Burg. Durch die Herren von Broich wurde die Burg im 11. Jahrhundert ausgebessert und mit zusätzlichen Gebäuden an der Ringmauer versehen. Nach dem Kauf durch den Kölner Erzbischof um 1188 wurde die bis heute stehende Ringmauer außen entlang der bisherigen Mauer bis zu einer Höhe von 9 Metern errichtet, wobei das nördliche Drittel der ovalen Anlage aufgegeben wurde. Innerhalb des runden Mauerrings wurde um den viereckigen Turm ein runder Turm von über 17 m Durchmesser errichtet. An der Westseite wurde der Turm verstärkt. Die früheren Wohngebäude wurden abgebrochen. Wohn- und Wirtschaftsgebäude müssen sich in der südwestlich der Kernanlage erstreckenden Vorburg befunden haben. Ein neues Burgtor entstand im Nordwesten und im Südwesten ein Turm an der Aussenmauer. Nach 1372 wurde in der Vorburg ein "Steinhaus" errichtet, dessen Südmauer die Vorburgmauer einschloss. Nach der Eroberung wurde der zerschossenen Rundturm bis auf Hofhöhe abgebrochen und die nördliche Ringmauer verstärkt. Nach mehreren Zerstörungen und Wiederherstellungen gestaltete man 1644-1648 die Anlage zu einem frühneuzeitlichen Schloss um. Innerhalb der Ringmauer entstanden mehrere Wohngebäude und an der Westseite wurde über dem Tor das so genannte Hochschloss aufgeführt (heute Museum).
In der Vorburg entstanden weitere Gebäude, so dass fast der gesamte Hof der Vorburg von zweigeschossigen Bauten umgeben war. Eine Verstärkung der Anlage erfolgte durch das heute nicht mehr vorhandene Vorwerk "Veränderung" im Südwesten, das mit eigenem Wassergraben ausgestattet war. Nach dem Übergang in Privatbesitz wurden innerhalb der Ringmauer Fachwerkbauten abgebrochen und das Gelände aufgefüllt. Das Hochschloss wurde durch eine klassizistische Villa mit Balkon erweitert, die jedoch vor Beginn der archäologischen Untersuchungen 1965 abgerissen wurde. (Horst Kibbert)

Baubeschreibung:

Bei der imposanten Niederungsburg Broich handelt es sich um eine großflächige Dynastenburg, deren geschichtliche Anfänge bis in das 9. Jahrhundert zurückreichen.
Ein stauferzeitliches Burgtor verbindet den gotischen Palas mit der Aussenmauer der Kernburg. Südlich an der Aussenmauer der Vorburg erhebt sich der Palas mit angrenzenden Bauten. Im Westen und Norden wird der Schlosshof durch eine Umfassungsmauer begrenzt, während sich an der Ostseite die Kernburg befindet.
Das so genannte Hochschloss liegt auf der Westseite der Ringburg und bildet im Erdgeschoss den Eingang in den Hof der Burg. Darüber liegt ein Stockwerk mit Balkon auf der Innenseite. An beiden Seiten befindet ein zweigeschossiger Turm mit Satteldach. Das Gebäude dient einer musealen Nutzung. Von der ca. 9 m hoch erhaltenen Ringmauer im Norden bietet sich ein umfassender Blick auf die Schlossumgebung und besonders auf den Ruhrübergang. In der verstärkten Ringmauer befinden sich noch Reste eines Abortes und zwei Geschützräume. In der Mitte des Hofes liegt der runde Turmstumpf von 17 m Durchmesser, in ihm der Rest des mittelalterlichen viereckigen Bergfriedes, die beide bis etwa 2,5 m Höhe erhalten sind. Spätkarolingische Mauerzüge ziehen sich bis zur Nordmauer. (Horst Kibbert)

Arch-Untersuchung/Funde:

Unter der Leitung von Prof. Günther Binding fanden in den Jahren 1965-1969 Ausgrabungen in der Kernanlage und in der Vorburg statt. 1967-1969 wurden unter Roland Günter Wiederherstellungsarbeiten am Hochschloss durchgeführt. Funde sind in einem Museum im Hochschloss ausgestellt. (Horst Kibbert)