EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Diósgyor

Geschichte:

Der als Anonymus genannte Chronist um 1200 erwähnt hier ein gewisses castrum Geuru, was aber in den Urkunden nicht vorkommt. Nach 1261 erhielt Ernye, Mitglied des Ákos-Geschlechtes die Siedlung, wo 1303 über ein curia, 1311 über ein domus seines Sohnes, des Palatins István, berichtet wird. Die Burg erscheint direkt erst 1319 als Újvár (=neue Burg) in den Quellen. Sie ist ab 1323 im königlichen Besitz. Über Bauarbeiten haben wir später keine direkten Angaben, nur die häufigen Aufenthalte vom König Ludwig I. ab etwa 1360 weisen auf eine Nebenresidenz-Rolle der Bauanlage hin. Sie gehörte dann ab der Regierungszeit vom König Sigismund (1387-1437) meist den Königinnen. Ab 1540 ist die Burg im Pfandbesitz von bedeutenden Adelsfamilien (Balassa, Perényi, Török, Nyáry, Haller), im 17. Jh. ist ihr allmählicher Verfall festzustellen. Bis zum 18. Jh. waren noch hier einige Räumlichkeiten bewohnt, ab dem 19. Jh. war aber die Burg nur eine attraktive Ruine. Nach unerfolgreichen Versuchen der 1930er Jahren erfolgte ihre komplette Sanierung zwischen 1953 und 1973. Nach neueren kleineren Reparaturarbeiten ist zur Zeit ein totaler Ausbau durch die Stadt Miskolc geplant.

Bauentwicklung:

Die während der Ausgrabungen von 1963 gefundenen Reste einer frühen Holzkonstruktion reichen nicht aus, um die Frage der Burg Geuru von Anonymus näher beurteilen zu können. Auch die um 1300 errichtete erste Steinburg des Ákos-Geschlechtes ist nur in großen Zügen bekannt, da in der darauffolgenden Bauperiode die Oberfläche des Felsenblocks vollkommen abgetragen wurde. Wir wissen daher nicht, ob innerhalb der ovalförmigen Außenmauer, die ein etwa 35x50 m großes Gebiet umfasst, mit früheren Bauten zu rechnen ist. Im Südwesten sind nur Reste eines Schalenturmes geblieben; der im Nordosten vorgesetzte große Wohnturm ist aber vollkommen hypothetisch. Nach dem Abbruch der ersten Burg ließ dann an ihrer Stelle König Ludwig I. um 1360 einen regelmäßigen, quadratischen Palastbau (45x55 m) mit vier Ecktürmen und Binnenhof errichten. Über die Erdgeschoss- bzw. Kellerräume waren im Obergeschoss der vier Palastflügel die königlichen Wohnräume untergebracht, erwähnenswert ist im Osten die zweigeschossige Kapelle, im Obergeschoss des Nordflügels der durch eine Säulenreihe in zwei Schiffe geteilte Festsaal. Der Kommunikation diente im Hof ein auf Konsolreihen ruhender Gang. Konsolreihen trugen auch die hölzernen Wehrgänge der Ecktürme. Zum Nordeingang führte ein Brückensystem von Osten, die äußeren Mauern umfassten auf einem unregelmäßigen Grundriss den zentralen Palastbau. Es ist nicht näher bekannt, wann das neue, schon fast regelmäßige Außenmauer-System mit doppelten Tortürmen im Osten, Süden und Westen, mit Kanonenständen im Norden sowie mit gewölbten Wehrgängen in der Mauerstärke errichtet wurde. Es diente aber viel mehr der Repräsentation, eine Brücke über den breiten Graben mit Contrascarpa war nur im Westen vorhanden. Von hier führte eine Freitreppe zum Palasteingang. Einige spätgotische Elemente (so direkt hier, wie auch in den äußeren Palastmauern) weisen auf Ende des 15. Jh.s., Anfang des 16. Jh.s. hin. Aus der Zeit von Königin Maria (1522-1526) zeugen auch gewisse Renaissance-Umbauarbeiten. Mitte des 16. Jh.s. wurden die nördlichen Ecken des Palastbaus mit modernen Verteidigungswerken (Kanonenbastion bzw. Rondelle) befestigt. Umbauten der Palasträume sind nicht bekannt.

Baubeschreibung:

Am Fuß des Bükk-Gebirges, westlich der Stadt Miskolc, direkt beim ehemaligen Dorfzentrum, auf einem niedrigen Kalksteinfelsblock erheben sich die attraktiven Ruinen der Burg. Vor dem geplanten Ausbau war ihre Erscheinung durch die Denkmalpflege-Auffassung der 1960-70-er Jahren geprägt, dementsprechend wurde oft Zement und Kunststein als didaktisches Ergänzungsmittel verwendet. Meistens wurden aber nur gewisse Bauelemente (Treppen, Bögen, Öffnungen sowie die Fenster der Türme) ergänzt, im allgemeinen blieb der Ruinencharakter erhalten. Bestimmend waren die Ecktürme – drei vollkommen erhalten – sowie die Außenfassaden der Palastflügel, oft mit Fensteröffnungen, Nischen und Gewölbeansätzen. Die hofseitigen Mauerzüge sind viel niedriger, im Erdgeschoss ist der Grundriss der ersten Steinburg auch markiert. Vom inneren Niveau aus gesehen stehen in einer Höhe von 1-2 m die Teile des Außenmauer-Systems: Türme, Wendeltreppen, Wehrgänge. Ergänzt wurde auch die Freitreppe im Nordwesten, der Kanonenstand im Norden sowie die Rondelle im Nordosten. Vor der Freitreppe sind Details der Küche und der Backstube. Die Contrascarpa wurde nur im Westen ergänzt, hier steht eine moderne Brücke an der Stelle der mittelalterlichen Holzkonstruktion.

Arch-Untersuchung/Funde:

Nach den ersten, nicht besonders fachgemäßen Grabungen von 1934-36 wurde die Burg ab 1955 zuerst nur sporadisch, zwischen 1963 und 1973 aber schon systematisch (zuletzt von Ilona Czeglédy) archäologisch untersucht, nur die Freilegung des Burggrabens, der Contrascarpa sowie die Bauforschung blieb aus. Aus dem besonders reichen Fundmaterial ist vor allem die Kachelkeramik des 14-17. Jhs. erwähnenswert, die schon veröffentlicht wurde.