EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Vietzer Schanze

Geschichte:

Die Anlage war als Vietzer Schanze bekannt, bis sie schließlich durch Ausgrabungen mit dem in karolingerzeitlichen Quellen überlieferten Kastell Höhbeck identifiziert werden konnte.
808 errichtete Karl der Große zwei Kastelle an der Elbe, deren Namen nicht genannt werden. Bei einem wird es sich aber um die Vietzer Schanze gehandelt haben, denn 810 wird das "castellum vocabulo hohbuoki" von den Wilzen durch Brand zerstört und der kaiserliche Gesandte Otto getötet. Doch schon 811 erteilte Karl den Auftrag, es wieder aufzubauen. Danach erscheint es nicht mehr in den Schriftquellen.
Durch die in der Grabungskampagne 2008 geborgenen Hölzer konnte die Burg endlich genau datiert werden. Ihre Fälldaten aus den Jahren 805, 809 und 810 n. Chr. belegen die lang gehegte Vermutung, dass es sich bei der Vietzer Schanze um das "castellum hohbuoki" handelt. Da bei der Ausgrabung keine Zweiphasigkeit festegestellt wurde, nimmt Schneeweiß an, dass es sich bei der Vietzer Schanze um den Wiederaufbau des Jahres 811 handelt, der z. T. mit etwas älteren Hölzern durchgeführt wurde. Für die ursprüngliche Befestigung käme dann die in der Nähe und strategisch ohnehin noch etwas besser gelegene "Schwedenschanze" in Frage. Die Vietzer Schanze wäre dann schon nach kurzer Belegungszeit durch die Slawen erstürmt und zerstört worden.
Wie wenige Funde belegen, war der Ort auch in der Zeit davor und danach in geringem Ausmaß besiedelt.
(S. Bieler)

Bauentwicklung:

Die Burg wurde schon kurz nach ihrer Errichtung von Slawen zerstört. Eine Neubewertung der Ausgrabungen von Sprockhoff ergab, dass die von ihm postulierte Zweiphasigkeit der Toranlage nicht haltbar ist. Somit scheint die Befestigung 811 nur notdürftig wiederhergestellt worden zu sein, wenn die Anweisung dazu überhaupt ausgeführt wurde. (S. Bieler, S. Eismann)

Baubeschreibung:

Die "Vietzer Schanze" liegt auf dem Höhbeck, dem Rest einer eiszeitlichen Stauchendmoräne.
Die Wallanlage besitzt eine Größe von 170 x 70 m und befindet sich direkt an der Kante zur 25 m tiefer gelegenen Elbniederung. Nur an der westlichen Seite sind Wall und Graben gut erhalten. Mit einer Breite von bis zu 10 m und etwa 2 m Höhe wirkt er immer noch sehr beeindruckend. Der vorgelagerte Sohlgraben ist noch bis zu 1,5 m tief. Im Süden war ein Spitzgraben vorhanden. Im frühen 9. Jh. dürfte der Graben bis zu 3 m tief bei 10 m Breite und der Wall 6 m breit und ca. 4 m hoch gewesen sein. Die Wallfront wurde durch mächtige Pfosten stabilisiert, die Holzkonstruktion im Wallinneren macht aber den Eindruck eines in großer Eile relativ planlos errichteten Bauwerks. In der Mitte der Südseite lag eine 6 x 6 m große Toranlage, vermutlich ein Torturm.
Im Süden fehlt heute der Wall, da er hier abgetragen wurde, um den Graben zugunsten eines Weges zuzuschütten. Im Osten erreicht der Wall heute noch 1,5 m Höhe; er dürfte dort wegen eines tief eingeschnittenen Trockentales auch ursprünglich nicht so mächtig wie im Westen gewesen sein. Im Norden zur Elbe bestätigen einige schwache Wallreste von 0,4 m Höhe die Tatsache, dass hier wegen des Steilabfalls keine starke Befestigung nötig war. Im Westen befindet sich noch ein kleiner Vorwall von ca. 3 m Breite und 0,3 m Höhe. Bei den Ausgrabungen wurden keine Spuren einer festen Innenbebauung beobachtet.
(S. Bieler, S. Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die frühesten Grabungen fanden unter Schuchhardt von 1897 und 1920 statt. Dabei wurde unter anderem das Tor untersucht und einige Kleinfunde gemacht. Funde und Dokumentation sind im 2. Weltkrieg verloren gegangen. Zwischen 1954 und 1964 grub Sprockhoff ebenfalls am Tor und ging der Frage nach der Konstruktion der Anlage nach. In der Dokumentation erwähnte, erhaltene Hölzer gaben den Anstoß zu einer Grabung durch J. Schneeweiß 2008, die auf die Bergung dieser Hölzer zur - schließlich erfolgreichen - Datierung der Anlage zielte.