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Herzberg im Harz

Geschichte:

Das Schloss Herzberg war eine der bedeutenden Residenzen unterschiedlicher Linien des welfischen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg. Nach einer sehr wahrscheinlich unkorrekten Überlieferung wurde als Vorgänger der Burg im Jahr 1029 durch einen Werner von Lutterberg hier ein Jagdhaus errichtet. Der erste indirekte Hinweis auf das Bestehen der Burg ist das Erscheinen eines Ministerialen, Luipold von Herzberg, als Zeuge in einer Urkunde von 1050. Die ältesten direkten Zeugnisse für die Burg sind zwei Urkunden Heinrichs des Löwen aus den Jahren 1156 und 1158, in denen Herzberg als Ausstellungsort genannt wird. Heinrich besaß somit damals die Verfügungsgewalt über die Burg, erworben hat er die damals reichseigene Burg aber erst 1157 durch ein Tauschgeschäft mit Friedrich Barbarossa. Nach Heinrichs Tod kam die Burg an Otto IV. und diente nach dessen Tod 1218 seiner Gemahlin Marie als Witwensitz. Diese Rolle spielte die Burg in ihrer weiteren Geschichte noch mehrmals. Zunächst wurde sie aber mit dem Beginn der welfischen Linie Braunschweig-Grubenhagen deren Residenz. 1342 verkauft Herzog Heinrich II. sein gesamtes väterliches Erbe mitsamt der Burg an das Erzbistum Mainz, der Verkauf wurde aber nie wirksam. Allerdings war ein Drittel der Burg ab 1420 für mehrere Jahrzehnte an das Erzbistum verpfändet. 1510 brannte die Burg ab und wurde danach bis 1528 als Schloss wiederaufgebaut. Nach dem Aussterben der Grubenhagener Linie 1590 wurden Fürstentum und Schloss von der Linie Wolfenbüttel okkupiert. Auf dem Schloss saßen danach nur noch Amtmänner. 1616 mussten die besetzten Ländereien aufgrund einer kaiserlichen Entscheidung Herzog Christian von Celle übergeben werden. Das Schloss stellte darauf die Residenz für seinen Bruder Georg, den Stammvater des heutigen Hauses Hannover. Nachdem Hannover 1714 die englische Krone zufiel, wurde das Schloss als Residenz aufgegeben und das Mobiliar 1788 verkauft und verschenkt. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Zum Baubestand und der Baugeschichte der mittelalterlichen Burg ist nur sehr wenig bekannt. 1420 werden in der Verpfändungsurkunde an Mainz Turm, Brunnen, Kapelle, Tore und ein Mushaus, wahrscheinlich das Hauptgebäude, erwähnt. 1430 wird eine Kemenate auf der Burg genannt.
Die vier Flügel des Schlosses bekamen ihre Gestalt grundsätzlich mit dem Wiederaufbau nach dem Brand von 1510. Dabei konnten die Mauern des Stammhausflügels offenbar vom Vorgängerbau wiederverwendet werden. Der sog. Sieberflügel im Norden wurde samt des Turmes zur Zeit des Herzogs Christian Ludwig ca. 1648-1660 errichtet. Das zweite Obergeschoss des Südflügels wurde 1722 erbaut oder erneuert. 1735 wurde das Torhaus umgebaut. Der "Graue Flügel" im Osten wurde ca. 1860 abgetragen und auf dem alten Keller in spätklassizistischer Form 1861 wieder errichtet. Von 1948 bis 1963 erfolgten umfangreiche Renovierungsarbeiten. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg liegt beherrschend auf dem nordöstlichen Sporn eines langgestreckten Bergrückens. Im Süden ist sie durch einen max. 5 m tief erhaltenen Graben geschützt. Im Südosten dient ein Vorwall als zusätzlicher Schutz gegen den dahinter liegenden Bergrücken. Der Wall ist ca. 80 m lang, bis zu 2,5 m hoch und an der Basis bis zu 5 m breit.
Das heutige Schloss ist ein beeindruckender Vierflügelbau, der um einen 40 x 58 m großen Innenhof gruppiert ist. Die Einfahrt erfolgt nach einem Torturm mit folgendem Torzwinger durch ein zweigeschossiges Torhaus in der Südwestecke. Im östlich anschließenden, auch "Stammhausflügel" genannten Südtrakt werden noch Reste der ursprünglichen Burg vermutet. Er beherbergt auch einen Kapellenraum. Der spätklassizistische Ostflügel ("Grauer Flügel") weist ein steinernes Erdgeschoss mit Fachwerkobergeschoss auf. Der Nordflügel ("Sieberflügel") beherbergte in seinem steinernen Erd- und den beiden Fachwerkobergeschossen ursprünglich die herzogliche Hofhaltung. Im Winkel der beiden Trakte steht der quadratische Schloss- bzw. Uhrturm. Auf der Nordwestseite des Hofes befindet sich der massive, zweistöckige Marstallflügel. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Keine