EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Balduinstein

Geschichte:

Burg Balduinstein wurde durch den Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg, der eine weiträumige Territorialpolitik betrieb, anlässlich einer Fehde mit den auf der Schaumburg ansässigen Herren von Westerburg 1319-21 als Gegenburg zu dieser nahe einer Lahnfurt errichtet. Sie liegt auf einem Felsen zwischen der Lahn und der Schaumburg, um diese vom Fluss und somit der Verkehrsverbindung abzuschneiden. Die Burg, die Balduins Namen trägt, muss in ihren Grundzügen rasch fertig gestellt worden sein, denn bereits 1321 kommt es zum Sühnevertrag zwischen Balduin und Reinhard von Westerburg, in welchem dieser zudem das mit Gewalt in Besitz genommene Baugelände an Balduin verkauft. Zugleich verleiht König Ludwig der Bayer der geplanten Siedlung unterhalb der Burg Stadtrechte. 1334 werden die Burg und die Amtmannschaft als Pfandlehen an den Ritter Dietrich von Staffel übertragen, der 1339 dem Erzbischof zusichert, die Burg auszubauen und unterhalb dieser eine befestigte Stadt anzulegen. Die Stadtbefestigung wurde nach 1429 unter Wilhelm und Dietrich von Staffel weiter ausgebaut. 1553 ist noch einmal eine Instandsetzung der Anlage unter Philipp und Balthasar von Staffel belegt. Seit Mitte des 17. Jhs. war die Burg in einem schlechten Zustand, denn 1665 ersuchen die Brüder von Staffel, die verfallene Burg abbrechen zu dürfen, was trotz Genehmigung glücklicherweise bis auf kleine Abtragungen im 19. Jh. unterblieb. Als die von Staffel 1683 ausstarben, wurde die Adelsfamilie von Reifenberg Besitznachfolger, ab 1754 die von Eltz-Rübenach. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Die Burg war offenbar bereits 1321 fertiggestellt. Folgt man den Angaben der Limburger Chronik, so wurde die Anlage "in der neuen Weise" angelegt. Die Deutung der Textstelle ist umstritten. Bezieht sich die Textstelle auf Befestigungstechnik, Grundrissdisposition oder Wohnkomfort? Eine Zusammenfassung des Diskussionsstandes bietet Scholz, Balduin von Luxemburg (2004), S. 76ff. Die Schriftquellen berichten von baulichen Aktivitäten nach 1339, 1429 und 1553 von einer Instandsetzung der Anlage unter Balthasar von Staffel. Seit der Mitte des 17. Jhs. geriet die Anlage in Verfall. 1670 wird Balduinstein als "völlig ruinös" bezeichnet. (Jens Friedhoff / Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Den Grundriss der gut erhaltenen Kernburg bestimmt eine polygonale, hohe, mit Scharten versehene Umfassungsmauer, die eine ungefähr ovale Felskuppe umschließt. Darin steht weitgehend frei ein leicht trapezoider Hauptbau, eine Art Palas mit späteren Wohnturmelementen kleinen Ausmaßes. Dieser Gründungsbau war zunächst nur eingeschossig mit überwölbtem Erdgeschoss, er teilt den Innenraum in zwei Hofbereiche. Die Burg wurde nach einer Limburger Chronik "in der neuen Weise" angelegt, was sich vielleicht darauf bezieht, dass sie keinen Bergfried hat. An der Südostecke des 1,40 - 1,60 m starken Berings steht ein viereckiger Turm, der Eingang befindet sich an der Nordspitze beim Halsgraben, über den eine Brücke führte. Wohl beim Ausbau nach 1334 wurde der Palas, der nur eine Schmalseite mit der Ringmauer gemeinsam hat, zweigeschossig aufgestockt und erhielt schließlich als oberen Abschluss eine zinnenbekrönte Wehrplattform. Ebenso wurden der Turm und die Umfassungsmauer erhöht. Desweiteren wurde der jenseits des Halsgrabens liegende, rechteckig-hakenförmige Vorburgbereich (die sog. Niederburg, nach Dehio RP (1984), 1443 erbaut) durch eine Umfassungsmauer und zwei flankierende Ecktürme (einer vorspringend und geschlossen, der andere in der Nordostecke innen offen) befestigt. Der letztere schützte das mittig in der östlichen Schmalseite der Vorburg liegende äußere Tor. Im Westen war der Burg ein bis zu 8 m tiefer liegender, polygonal-fünfeckiger Zwinger vorgelagert. Der ansteigende Burgweg war um den ganzen Komplex herum geführt. Ab 1339 wurde um die Burg herum eine Stadt angelegt, deren Stadtmauer insgesamt vier Tore sowie mehrere Schalentürme, die in den Quellen als Wichhäuser bezeichnet werden, aufwies, angelegt. Einen späteren Ausbau erfuhr die Burg nach 1553 unter Philipp und Balthasar von Staffel. (Reinhard Friedrich)

Arch-Untersuchung/Funde:

Bei den Restaurierungsarbeiten 1991-98 zahlreiche mittelalterliche Keramik des 14.-16. Jh.s (darunter Ofenkacheln und qualitätvolles Steinzeug) als Lesefunde gesammelt und vom Verfasser bearbeitet. (R.F.)