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Schwarzenburg bei Rötz

Geschichte:

1048/60 ist "Heinricus de Swarcenburc", der erste bekannte Vertreter der älteren Schwarzenburger, als Klostervogt von St. Emmeram bezeugt. Das letzte bekannte der in enger Beziehung zum europäischen Hochadel stehenden Familie war Berthold II. (1125-1147), der Sohn des Kärntner Pfalzgrafen Engelbert und Neffe des Kölner Erzbischofs Friedrich. Nach seinem Tod auf dem 2. Kreuzzug kam die Burg offenbar über die Grafen von Mödling an die Staufer. 1212 übertrug sie König Friedrich II. an König Ottokar von Böhmen. Ob zu dieser Zeit bereits die ab 1256 nachweisbaren jüngeren Schwarzenburger auf der Burg saßen ist unklar, ebenso deren genealogischer Zusammenhang mit der älteren Linie. Die Familie starb 1391 mit Bertha von Schwarzenburg aus. Der Niedergang der Familie, die über umfangreiche Ländereien verfügte und wichtige Ämter innehatte, begann um 1300. Bereits 1307 verpfändete der Lehensherr Herzog Stephan I. von Niederbayern die Burg an die Chamerauer, obwohl die Schwarzenburger noch bis 1317 hier ansässig waren. 1331 verkaufte Herzog Heinrich XV. die Burg an Landgraf Ulrich von Leuchtenberg. Die Leuchtenberger besaßen die Burg bis ca. 1404, als sie diese an Amalia Kagerin und deren Söhne Hinczik und Hans Pflug verkauften. Von den Pflug kam sie 1495 an Heinrich von Plauen, der sie 1505 an Heinrich von Guttenstein veräußerte, der Herzog Friedrich von der Pfalz ein fünfjähriges Öffnungsrecht einräumen mußte. 1509 veräußerte er nach zahlreichen Überfällen und drohenden Strafaktionen des Schwäbischen Bundes die Burg an Kurfüst Ludwig V. und seinen Bruder Friedrich. In der Burg wurde ein Pflegamt eingerichtet, doch zogen die Pfleger bereits 1542 in den Bauhof und Mitte des 17. Jh.s ins Rötzer Stadtschloss. Die wohl nur noch notdürftig unterhaltene Burg wurde 1634 von schwedischen Truppen zerstört. (B.E.)

Bauentwicklung:

Die ältesten Bauteile, also die Kapelle samt anschließendem Wohnbau und die Ringmauer der Hauptburg sowie ein Turm und ein Wohnbau in der Vorburg , datieren noch in die 1. H. des 12. Jh.s In der 1. H. des 13. Jh.s entstanden Bergfried und jüngerer Wohnbau in der Hauptburg. Zwischen 1439 und 1460 fanden umfangreiche Baumaßnahmen für 600 fl. statt, zu denen auch die drei erhaltenen Schalentürme zu rechnen sind. Zwischen 1495 und 1505 verbaute Heinrich von Plauen 4000 fl. auf der Burg. In der Hauptsache wurden damals die vier Bollwerke an den Ecken, das Vortor und der ausgemauerte Halsgraben angelegt. Bis 1514 erfolgte die Beseitigung der durch den Eigenbeschuss Heinrichs von Guttenstein entstandenen Schäden. Danach wurde bis zur Zerstörung der Burg noch wenig zu ihrem baulichen Unterhalt getan. (B.E.)

Baubeschreibung:

Die umfangreiche Anlage gliedert sich in Vor- und Hauptburg. Letztere nimmt ein trapezoides Areal an der höchsten Stelle des Berges ein. Von der ursprüngliche Ringmauer aus kleinquadrigem Mauerwerk sind nur Reste erhalten, dazu Teile einer Erneuerungsphase. Das Tor liegt im Osten neben der Heiligkreuzkapelle. Der einfache Rechtecksaal besaß eine Westempore. Daran schließt sich ein ehemals turmartiger Wohnbau von 9 x 11 m an. Ein zweiter, jüngerer Wohnbau von 19 x 8 m stand frei im Hof. Davon sind nur Fundamente erhalten. In der Nordecke erhebt sich der 1987-1902 aufgestockte und veränderte Bergfried, der offenbar in Teilen spätmittelalterlich erneuert ist, wie ein Wechsel von Quader- zu Bruchsteinmauerwerk nahelegt. An der Nord-, Süd- und Westecke der Hauptburg bestehen Schalentürme. Der im Westen wurde später in eine große zungenförmige Bastion integriert. Nach Norden wird die Hauptburg von einem später vertieften und ausgemauerten Halsgraben geschützt. Die rechteckige Vorburg schließt sich im Südosten an. Deren ins 12. Jh. zurückgehende Ringmauer wurde vielfach erneuert. An der Ostecke befinden sich Reste eines romanischen Turmes mit angefügtem Wohnbau, wohl ein Burgmannensitz. Im Norden bestand ein einfaches Tor. Die Nordecke wird von einem vorgeschobenem Tor mit Zwinger und zweigeschossigem Rondell gesichert, die Südostecke von einer zungenförmigen Bastion und die Südecke von einer kleinen Fünfeckbastion.Diese Befestigungen der Zeit um 1500 weisen bis zu 3,8 m starke Mauern und zahlreiche Scharten auf. In der Mitte des Hofes befindet sich der Brunnen. (B.E.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die stark verwachsene und verschüttete Anlage war seit dem späten 19. Jh. wiederholt Ziel von Grabungen. So wurden um 1900 die Kapelle samt anschließenden Baulichkeiten und 1905 Teile der Ringmauer der Vorburg samt Anbauten freigelegt. 1949 gab es in der Unterburg weitere Entschuttungen. 1970/71 legte man den Brunnenschacht frei. 1985/86 wurde ein Schalenturm an der Hauptburg ausgeräumt. 1993/94 schließlich wurde die Westbastion archäologisch untersucht. Neben etwas Keramik des 12.-14. Jhs. dominiert auf der Burg Fundmaterial des 15. und frühen 16. Jh.s Neben Keramik (teils ganze Töpfe) gibt es Glasgefäße, Armbrustbolzen, Pfeil- und Lanzenspitzen, Kienspanhalter, eine Fußangel, Beile, eine Schere und Hufeisen sowie eine Bronzeschnalle. Leider verschollen ist ein bereits 1875 geborgener Gürtelhaken des 15. Jh.s (B.E.)