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Passau, Oberhaus

Geschichte:

Die historische Überlieferung zur Feste Oberhaus setzt im Jahr 1219 mit der Erwähnung der baulichen Aktivitäten des Bischofs Ulrich II. von Passau ein. Zwei Jahre zuvor hatte Kaiser Friedrich II. den Kirchenfürsten mit dem Ilzgau belehnt, womit das Bistum in den Rang eines Reichsfürstentums erhoben wurde. Burg Oberhaus diente in der Folgezeit als Bollwerk der geistlichen Landesherren gegen die nach Autonomie strebende Passauer Bürgerschaft, die die Feste Oberhaus 1298 und 1367 erfolglos belagerte. Als bischöfliche Residenz ist das Oberhaus erstmals Ende der 1360er Jahre unter dem Bischof Albert von Winkel nach dem Aufstand von 1367 bezeugt. Seine Amtsnachfolger hielten sich vom 15. bis zum 17. Jh. häufig - vornehmlich während der Sommermonate - auf der Burg auf. In der Barockzeit verlor die im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit zur Festung ausgebaute Anlage ihre Funktion als Residenz. Nach der Säkularisation fiel die Feste Oberhaus an Bayern und diente fortan als Grenzfestung gegen Österreich. Die Aufhebung der Festungseigenschaft erfolgte erst 1867. 1931 gelangte die Anlage an die Stadt Passau, die 1952 in der Burg das Oberhausmuseum einrichtete. (J.F.)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte der Burg, deren Anfänge bis in das erste Viertel des 13. Jh.s zurückreichen, konnte bislang nur unzureichend geklärt werden. Von der ältesten Anlage des Hochmittelalters haben sich keine sichtbaren baulichen Reste erhalten. Die noch bestehende Bausubstanz datiert ins Spätmittelalter bzw. in die Frühe Neuzeit. Im Zuge einer archäologischen Grabung stieß man 1995/96 auf die Fundamente eines mächtigen rechteckigen Wohnturms, der sehr wahrscheinlich in den ersten Jahrzehnten des 18. Jh.s niedergelegt wurde. Zusammen mit der St. Georgskapelle, deren noch erhaltene Bausubstanz in das 14. Jh. zurückreicht und einer nördlich des sogenannten Schachnerbaus gelegenen, 1571 durch den Trennbachbau überbauten Schildmauer, bildet der Turm den Kernbestand der hochmittelalterlichen Burg. Über die baulichen Aktivitäten des Bischofs Otto von Lonsdorf, die in die Jahre 1255/56 datieren, sind wir nur unzureichend informiert. Ob der unter Bischof Leonhard von Layming (reg. 1423-54) errichtete Fürstenbau mit den bischöflichen Gemächern und der sich anschließende Dürnitztrakt (Böhmerland) auf den Resten eines Palas- oder Saalgeschossbaus des 13. oder 14. Jh.s entstand, bedarf noch einer Klärung. Zum spätgotischen Baubestand der Burg zählt ferner der nach dem Bischof Christoph von Schachner errichtete, durch die Jahreszahl an der Außenfassade und ein Wappen datierte "Schachnerbau" im Bereich des inneren Burghofs. Der von halbrunden Türmen flankierte Wehrgang zur Burg Niederhaus am Zusammenfluss von Ilz und Donau entstand 1367 als Reaktion auf die Belagerung der bischöflichen Burgen durch die Passauer Bürgerschaft. Die Bebauung des äußeren Burghofs, den man durch einen spätmittelalterlichen Torturm betritt, datiert vornehmlich ins 16. Jh. (u.a. Zeughaus), An die Stelle des 1934 niedergelegten Lazarettgebäudes trat das heute als "Neue Galerie" bezeichnete Gebäude des Oberhaus-Museums. Unter Leonhard von Layming entstand die Batterie Linde, während der Großteil der übrigen Festungsanlagen im 16. und 17. Jh. errichtet wurde. Ende des 17. Jh.s wurden die Steildächer des Fürstenbaus durch schlichte Grabendächer ersetzt. Die letzte Sanierung der Anlage fand 1997 statt. (J.F.)

Baubeschreibung:

Zum hochmittelalterlichen Kernbestand der Burg Oberhaus zählt der 1995/96 archäologisch nachgewiesene, zu Beginn des 18. Jh.s abgetragene rechteckige donjonartige Wohnturm mit einem Seitenmaß von 11 x 19 m. Darüber hinaus wird die St. Georgskapelle sowie die im 16. Jh. überbaute Schildmauer dem 13. und 14. Jh. zuzuweisen sein. Der Ausbau der Vor- und Hauptburg (äußerer und innerer Burghof) erfolgte im 15. Jh. im Kontext der Ausweitung der Residenzfunktion der Burg Oberhaus und angesichts der raschen Entwicklung der Kriegstechnik. Den Zugang zur Festung an der nördlichen Bergseite sichern die im 16. Jh. entstandenen Bastionen "Katz" und "Maus". Eine Brücke überspannt den imposanten "Bärengraben" (Halsgraben) und führt zum gotischen Torturm des äußeren Burghofs, der von Gebäuden des 16. Jh.s eingerahmt wird. Die Randbebauung des Inneren Burghofs der ehemaligen Hauptburg besteht aus dem repräsentativen, im Wesentlichen im 15. Jh. entstandenen Fürstenbau, dem als "Böhmerland" bezeichneten Dürnitztrakt sowie dem 1499 als Saalbau entstandenen Schachnerbau. Unmittelbar an die Hoffassade des Fürstenbaus lehnt sich die Burgkapelle St. Georg mit einem kleinen Glockenturm an. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die den Fürstenbau umgebenden Zwingeranlagen und Bastionen sowie der durch Flankentürme gesicherte Wehrgang zur Feste Niederhaus. (J.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Funde aus der Feste Oberhaus werden im Rahmen der Dauerausstellung im Oberhaus-Museum präsentiert. (J.F.)