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Siegburg bei Sulzau

Geschichte:

Wäre nicht durch den Abt Benedict zu Wiblingen, der in den Jahren 1629 bis 1632 Administrator des Klosters Reichenbach war, ein Stiftungsbrief gefunden und dieser nicht nach der Säkularisation des Klosters durch Württemberg nach Wiblingen mitgenommen worden, wäre über die Geschichte der Siegburg und deren Burgherrn nie etwas ans Licht gekommen. Die mittelalterliche Markung Haigerloch, links der Eyach, bestand ursprünglich aus Waldland, Withau, Haigerloch und Owenloch genannt. Parallel zum Westrand des Waldes verlief ein Heerweg, der von Horb über Weildorf nach Owingen und Steinhofen führte. Im 11. Jahrhundert errichteten hochadelige Herren auf einem Bergsporn links der Eyach eine Burg im Wald Haigerloch und nannten die Burg nach dem Wald, der auch namengebend für das Geschlecht wurde. Zubehör bildeten die Dörfer Weildorf, Gruol, Bittelbronn und Heiligenzimmern. Im Jahr 1060 lebte Berno, Freiherr von Sigburg und Haigerloch. Er besaß einen Bruder namens Arnold. Sie dürften diese hochadelige Herren und damit direkte Vorfahren der Grafen von Zollern-Haigerloch gewesen sein, welche 1095 mit Adalbert, dem Mitbegründer des Klosters Allerheiligen, zum ersten Mal genannt werden. Berno lebte mit seiner Ehefrau Anastasia von Ehingen (Martin Crusius wie auch Martin Gerbert nennen in ihren Chroniken allerdings die Ehefrau Anastasia von Kürnberg bei Freiburg). Diese Ehefrau starb bei der Entbindung samt dem Kind. Aus Trauer hierüber unternahm Berno eine Wallfahrt nach Rom. Die Zeit der langen Abwesenheit nutzte offensichtlich sein ihm wenig wohlgesonnener Bruder Arnold von Haigerloch und plünderte dessen Siegburg. Obwohl beide Brüder sehr vermögend waren - neben der Siegburg besaßen beide noch je einen Sitz in Haigerloch "sampt dem Stättlin Haigerloch und seiner Zugehörde" - verschonte der hinterlistige Arnold auch Bernos Vermögen in Haigerloch nicht. Die Ereignisse werden auch in der Zimmerschen Chronik detailliert geschildert. Aufgrund dieser Schicksalsschläge beschloss Berno von Sigburg, der Welt zu entsagen. Er trat als Mönch in das Kloster Hirsau ein und "setzet im vestigclich für niemandts anders, dann Got allain, zum erben seiner zeitlichen gueter zu machen." Neben Schloss und Gütern hier und in Haigerloch hatte Berno darüber hinaus ein Gut in Reichenbach im Schwarzwald. Dieses übergab Berno von Sigburg dem Kloster Hirsau in Gegenwart adeliger Zeugen mit der Auflage, "daß Abbt Wilhelm ein Closter daselbst errichten sollte".
Dies geschah schließlich im Jahr 1082. Berno selbst begab sich in die neu erbaute Celle St. Georgii in Reichenbach, aus der im Lauf der Zeit das heutige Kloster Reichenbach wurde. Mit ausreichender Dokumentation belegt, gilt also Berno von Sigburg als Begründer des Klosters Reichenbach. Die Siegburg mit Höfen in Sulzau schenkte er dem Benediktiner-Kloster Reichenbach, die ebenso wie das Kloster selbst bei der Reformation an Württemberg kamen. Die Siegburg selbst fand ab dem 11. Jahrhundert nirgendwo mehr geschichtliche Erwähnung. (T.T.)

Bauentwicklung:

Zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt (1060 oder früher?) begann Berno von Siegburg mit dem Bau einer Burg. Die Größe der Anlage lässt dabei sogar daran denken, dass er eine Vorgängeranlage, eine Fluchtburg aus karolingisch-ottonischer Zeit für seine Zwecke nutzte. Das archaische mörtellose Mauerwerk der Ringmauer könnte in diese Epoche passen. Zeichen dieser möglichen Umnutzung einer älteren Anlage sind des weiteren ein zweiter (unvollendeter) Halsgraben, sowie das deutlich kleinteiligere Mauerwerk der dazu gehörigen nördlichen Ringmauer. Auch die östliche Ringmauer zeigt in wenigen ganz oben erhaltenen Steinlagen solch kleinteiliges Mauerwerk.
Durch die genannten Schicksalsschläge des Erbauers (Tod von Frau und Kind, Streitigkeiten mit dem Bruder, Eintritt ins Kloster) scheint das Bauprojekt jedoch nicht vollendet worden zu sein. Die Siegburg fiel an das Benediktiner-Kloster Reichenbach, das keine Verwendung für die weit entfernte Anlage hatte. Ein weiterer Ausbau unterblieb. (T.T.)

Baubeschreibung:

Die Siegburg liegt auf einem Bergsporn in 465 m Höhe gegenüber von Sulzau über einer Schleife des Neckars. Das Burgareal liegt somit ziemlich genau 100 m über der Talsohle. Die Längsachse des Bergsporns ist nord-südlich orientiert.
Das trapezförmige Burgareal ist rund 75 m lang und zwischen 21-45 m breit. Es ist im Norden und Nordosten durch einen gewaltigen, hakenförmigen Halsgraben (11) vom höher ziehenden Bergrücken abgetrennt worden. Der Halsgraben ist 19 m breit, 8 m tief und ca. 40 m lang. Wahrscheinlich musste man den Graben aber nicht als Ganzes aus dem Sporn heraus arbeiten, sondern man hat eine günstig gelegene, vorhandene Geländerinne künstlich vertieft und verbreitert.
Auf der Westseite fällt der Bergsporn steil ab. Dies genügte als Annäherungshindernis, weshalb hier der Ringmauer kein Graben vorgelagert war. Der Zugang zur Burg erfolgte recht bequem vom Talrand im Norden her. Der Weg führte dem Sporn folgend abwärts. Das letzte Stück führt er dabei parallel zum nordöstlichen Halsgraben bis zu dessen östlichem Ende (16). Für den weiteren Verlauf gibt es nach den Spuren im Gelände zwei Möglichkeiten. Die erste wäre, dass der Weg vom östlichen Ende des Halsgrabens steil zur Burg empor führte, um in einer Art Kammertor auf der Nordostspitze zu münden (1). Vom Mauerwerk sind in diesem Bereich oberirdisch nur noch langgezogene Schuttwälle zu erkennen, so dass sich diese Möglichkeit ohne Grabungen wohl nie überprüfen lassen wird. Bei der zweiten Alternative führte der Zugangsweg vom östlichen Ende des Halsgrabens ostseitig auf einer 6-7 m breiten Terasse, die 4 m unterhalb des Burgniveaus verläuft, entlang der Ringmauer zur Südostecke der Anlage (14). Die Hangböschung und die Terrasse sind heute mit Bruchsteinen aller Formate bedeckt. Zudem behindern gerade auf dieser Seite umgestürzte Bäume die Begehung, die dem Orkan „Lothar“ zum Opfer fielen. Dann biegt der Zugangsweg nach Westen in den südlichen Graben ab, der hier mit einem vorgelagerten Wall das Burgareal begrenzt. Jenseits des Walls fällt der Bergsporn, südlich zum Neckartal hin, relativ sanft ab. Die Krone des Walls, der vielleicht früher noch von einer hölzernen Palisade gekrönt war, liegt 2-3 m über der Grabensohle. Der Wall ist an der Basis ungefähr 5-6 m stark (13). Das Niveau der Burg liegt hier ungefähr 9 m über der Grabensohle. Der südliche Graben ist an der Sohle ungefähr 4,5 m breit und steigt nach Westen hin deutlich an (12). Durch diesen Graben führte der Zugangsweg, der am westlichen Ende nach Norden abbiegt, zum vermutlichen Eingang zur Burg an der Südwestecke der Anlage. Die Südfront der Burg ist rund 21 m lang, mit einem leichtem Knick ungefähr in deren Mitte. Von der Ringmauer ist nur noch eine Steinlage teilweise oberirdisch sichtbar. Die Größe der Quader aus Kalkstein ist z.B. 40 x 60 cm, mit bruchrauher Sichtfläche. Die Grabenböschung ist mit Steinen übersät. Darunter Blöcke mit 0,5 x 0,5 x 1 m, die Flächen bruchrauh, ohne Buckel. Zwei Meter vom Südwestende entfernt vermute ich den Zugang (2). Zwei abgelaufene Blöcke am Boden, über die auch heute noch der Weg ins Burginnere führt, mit ungefähr 1 m Breite, deute ich als Schwellensteine des ehemaligen Zugangs. Fundamentreste zeugen von einem Einbau, der die Südostecke der Burg besetzte (3). Das Gebäude bildet im Grundriss ein unregelmäßiges Viereck. Die Südseite ist 9 m lang, die Ostseite 11 m, die Nordseite 12,5 m und die Westseite 12 m. Die Grundfläche beträgt also rund 120 m². Diese beachtliche Größe lässt hier einen Wohnturm vermuten. Im Süden und Osten bildet die Ringmauer auch gleichzeitig die Außenmauer des Gebäudes. Die Mauern haben eine Stärke von ungefähr 2 m. Bei der Grube im Gebäude ist unklar, ob es sich um einen verstürzten Keller, oder um die Gruben einer Raubgrabung handelt. Ob im Südteil der Burg weitere Gebäude (z.B. aus Holz) standen, oder ob es sich um einen großen Hofbereich handelte, lässt sich nicht sagen. Von der westlichen Ringmauer ist nur noch ein kurzes Stück an ihrem südlichen Ende, von vier Steinlagen Höhe erhalten. Im weiteren Verlauf nach Norden sind an der Geländekante keine Reste mehr oberirdisch auszumachen. Die östliche Ringmauer stellt den wichtigsten baulichen Rest der Burg dar. Die Mauerstärke ist mangels der fehlenden inneren Mauerschale nicht mehr eindeutig zu bestimmen, sie dürfte aber ca. 1,5 m betragen haben. Die äußere Mauerschale besteht aus großformatigen, bruchrauh behauenen Quadern aus Kalkstein. Quadergrößen bis zu 80 x 40 cm. Erhalten sind im Süden vier Steinlagen, Lagenhöhe 40 cm, die unterste Lage als Stufenfundament 20 cm zum Hang hin versetzt. Eventuell befand sich noch eine weitere Fundamentlage darunter, was aber durch Schuttablagerung nicht eindeutig zu sagen ist.
Im mittleren Teil besteht sie ebenfalls aus vier Lagen großformatiger Quader, Lagenhöhe 40 cm, darunter sitzen drei Lagen Quader eines Stufenfundaments, die jeweils um ca. 20 cm zum Hang hin versetzt sind. Damit wollte man zweifellos ein Abrutschen der Mauer am Hang verhindern. Über den großformatigen Quadern finden sich noch bis zu vier Lagen kleinformatiger Quader. Die Lagenhöhe beträgt nur noch 12-15 cm. Quadergröße zwischen 60 x 15 cm und 30 x 15 cm. Das gibt diesem Teil der Mauer einen plattenartigen Charakter. Die beiden deutlich zu unterscheidenden Mauerwerksarten lassen hier eine ursprüngliche Mauer und eine sekundäre Aufstockung (Reparatur?) vermuten (4).
Die Situation am Nordende der Burg, zum Halsgraben hin, ist einigermaßen unklar. Direkt über dem Halsgraben befindet sich eine 9-10 m breite Terrasse (9). Deren Kante zum Halsgraben hin weist keinerlei Mauerwerksspuren auf. Es scheint, als wäre die Kante überhaupt nicht, oder nur mit Palisaden befestigt gewesen. Im Anschluss an diese Terrasse, in der ich eine Art Zwinger vermute, folgt dann die nördliche Ringmauer. Diese zieht sich als Schuttwall quer über das Gelände hin. Die Mauerstärke dürfte zwischen 1,5 und 2 m betragen haben. Nach Norden zu ist die Mauerschale nicht mehr erhalten. Nach Süden zu sind noch Reste der Mauerschale übrig. Das Mauerwerk am westlichen Ende besteht aus kleineren, bruchrauhen Steinformaten in lagerhaftem Verband. Erhalten sind noch bis zu sieben Steinlagen, deren Höhe zwischen 20 und 30 cm liegt. Die Quadergröße beträgt z.B. 40 x 28 cm, bis hinunter zu 20 x 20 cm. Südlich direkt vor dieser Mauer befindet sich der Rest eines wohl unvollendeten Grabens (oder eines Kellers?), von 7-9 m Breite und 24 m Länge, der nicht geringe Rätsel aufgibt (8). Jedenfalls ist nur der westliche Teil klar herausgearbeitet, nach Osten zu steigt die Grabensohle bis auf allgemeines Bodenniveau an. Die Südwand des Grabens zeigt noch Spuren von Mauerwerk. Am östlichen Ende des Innengrabens ist an der Südwand ebenfalls noch ein Mauerstück, zwischen zwei und vier Steinlagen hoch, in Situ erhalten. Die Werksteine haben hier einen eher länglichen Charakter, Quadergröße z.B. 60 x 20 cm, 40 x 20 cm. Das westliche Ende dieses Grabens bildet einen jähen Felsabsturz zum Abhang hin. Hierbei denkt man unwillkürlich an die Reste eines Steinbruchs zur Gewinnung des Baumaterials. Südlich hinter dem Graben, im westlichen Teil, befindet sich eine trichterförmige, rund 2 m tiefe Öffnung (7). Es handelt sich wahrscheinlich um den verstürzten Rest eines Kellergewölbes. Daneben befindet sich eine weitere Kellergrube (5). Gleich neben dem Kellergewölbe steigt ein Hügel noch 6 m hoch empor, in dem vielleicht ein Turmrest steckt (6). Die Situation im östlichen Teil ist unklar. Er fällt wieder nach Osten hin ab. Schuttwälle und (Keller?-)Gruben (5) im Boden deuten aber auf eine ehemalige Bebauung hin. (T.T.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Ruine wurde meines Wissens noch nie archäologisch untersucht.