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Allentsteig

Geschichte:

Ursprünglicher Stammbesitz der Kuenringer, die Siedlung "Tigia" wird wahrscheinlich anlässlich der Pfarrerhebung 1132 erstmals genannt. Jener gleichzeitig genannte "Adalold", dem Patronatsrechte übergeben werden, kann als Begründer des Geschlechtes der Kaja-Kamegg(-Allentsteig) vermutet werden. In der Folge sind die Mitglieder der offensichtlich weitverzweigten Familie als Ministerialen des Landesfürsten anzutreffen. Nach den Hrn. v. Kaja erwerben im 14. Jh. die Hrn. v. Sonnberg den Großteil der Hft., verkaufen jedoch 1332 an Eberhard v. Wallsee. Von 1367 bis 1380 ist die Hft. kurzfristig im Besitz der Kuenringer, anschließend im Besitz der Hrn. v. Maissau. 1409 ist der maissauische Lehensritter Hans Hager im Pfandbesitz der Hft. 1430 wird Allentsteig landesfürstlich und 1440 an die Hrn. v. Puchheim verliehen. 1486 ist die Burg von ungarischen Truppen besetzt. Zwischen 1499 und 1515 wird die Fam. Hager mit den Gütern belehnt. 1599 gelangt Allentsteig an Paris v. Sonderndorf. Während des 30-jährigen Krieges vorübergehend von kaisl. Truppen besetzt. 1629 bis 1694 im Besitz der Frhn. v. Rappach. 1701 bis 1804 im Besitz der Gfn. v. Falkenhayn. Ihnen folgt Frh. Leopold v. Haan und 1816 die Fam. Pereira-Arnstein. Nach 1884 gelangt der Besitz an den Prinzen v. u. z. Liechtenstein, 1918 an Baronin Maria v. Preuschen und 1930 an Frh. v. Lantz. 1939 übernimmt das Deutsche. Reich die Güter zur Errichtung des Truppenübungsplatzes. Nach 1945 von russischen Truppen besetzt, wird das Schloss 1957 Sitz des Truppenübungsplatz-Kommandos und wird heute von der Bundesbaudirektion Wien verwaltet. (G.R.)

Bauentwicklung:

Der Burghügel gestattete die Anlage einer durchschnittlich 30 x 37 m großen Burganlage, deren Bering nur gegen S stärker polygonal angelegt ist. Nach den Untersuchungen A. Klaars hebt sich der etwas verwinkelt angelegte S-Trakt von den regelmäßigen N- und W-Trakten ab und wird deshalb als ehem. Palas angesprochen, wozu allerdings jeder Beweis fehlt. Die regelmäßigen Fensterachsen neuzeitlicher Bauphasen werden nur im N von 2 vermauerten Lichtscharten und einem spätmittelalterlichen Fenster, im S von einem weiteren got. Fenster unterbrochen, was auf ehem. entsprechende Innenbauten schließen lässt. An der SO-Ecke ist der heute 34 m hohe, ca. 8,30 m im Quadrat messende Bergfried eingebunden, der bis zu einer Höhe von ca. 27 m Originalsubstanz besitzt. Der heutige, vorkragende Abschluss entstammt einer Restaurierung des frühen 20. Jhs. Die gewaltige Mauerstärke im Erdgeschoß beträgt 3,05 m, bei einem nur 2,20 m weiten Innenraum. Die übergroße Mauerstärke und das im Inneren freiliegende Bruchsteinmauerwerk datieren den Bau nicht vor die M. d. 13. Jhs. Im 1. Obergeschoß liegt nördl. der urspr. Hocheinstieg, eine qualitätsvolle, quadergerahmte Öffnung in der Form früher Schulterbogenportale. Eine Abbruchkante im W des Turmes, nach der der Bering nach außen biegt, lässt mglw. ein höheres Alter der polygonalen Ringmauer vermuten, an die im 13. Jh. der kastellhafte Bereich Turm-Tormauer angebaut wurde. In der nördl. des Turmes anschließenden Tormauer liegt das spätmittelalterliche spitzbogige Tor mit Fallgitterfalz. Der rechteckige Hof wird von einem 3-gesch., "1576" bezeichneten Arkadenhof mit Flachbögen auf toskanischen Säulen 3-seitig umgeben. Als Zugang dient eine Freitreppe am S-Trakt und das Stiegenhaus in der NO-Ecke des Hofes.
Die Burg wurde mglw. bereits im späten Mittelalter mit einer umlaufenden, durch kleine Rundtürme und einen Torturm verstärkten Bastionärbefestigung umgeben, die in der 1. H. d. 16. Jhs. ausgebaut wurde und nördl. der Einfahrt ein den ehem. Torzwinger überbauendes Wirtschaftsgebäude erhielt. Im Erdgeschoß besitzt der Bau ein auf 6 Säulen ruhendes Kreuzgratgewölbe, feldseitig in mehreren Etagen z. T. bemerkenswerte, getrichterte Schießscharten für leichte Feuerwaffen. Der Wappenstein der Hager, bezeichnet "1544", datiert vermutlich diesen Ausbau. Einige romantisierende Bauelemente an Bergfried, Torturm und Dachbereich der Hochburg stammen aus dem frühen 20. Jh., Innenrestaurierungen fanden bereits E. d. 19. Jhs. statt.
Westl. unterhalb der Burg liegt der ehem. ausgedehnte Meierhofbereich ("Unteres Schloss"), der durch eine überdachte Stiegenanlage vom Zwinger der Hochburg zugänglich war. Teile des ehem. "Schlössels" gehen in das späte 15. Jh. und die 1. H. d. 16. Jhs. zurück, Ausbauten erfolgten im 17. und 18. Jh. (G.R.)

Baubeschreibung:

Kastellartige Burganlage mit Bergfried in Ecklage neben Tor. Der polygonal gebrochene Bering verläuft entlang der Terrassenkante. Mittelalterliche und Renaissancezeitliche Randbebauung und einen zentralen Innenhof mit Renaissance-Arkaden. (G.R.)