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Lichtenfels bei Zwettl

Geschichte:

Die 1. gesicherte Nennung ist jene des Hugo Turs zu Lichtenfels von 1248. Die Tursen erscheinen als bedeutendes Ministerialengeschlecht und entstammen den Hrn. v. Rauheneck. Als Stammburg ist die Burg Rauheneck bei Baden bei Wien anzusehen. Die Tursen besitzen die Hft. Lichtenfels als landesfürstliches Lehen bis 1335. Danach ist die Burg an die Hrn. v. Kapellen verliehen. 1408 ist Ulrich Öder v. Öd als landesfürstlicher Pfleger genannt. 1415 - 1423 im Besitz des Georg v. Dachsberg, anschließend bis 1437 im Besitz von Jörg v. Rappach. Während der Hussiteneinfälle 1427/28 ist die Burg Bergeort für das Stift Zwettl. In der Folgezeit findet ein rascher Besitzerwechsel statt: Es scheinen die Hauser, Eckartsau, Hohenfels, Hager, ein Hans v. Allentsteig, Peter Häckhl und dessen Nachfahren auf. 1623 gelangt die Hft. als freies Eigen vom Landesfürsten an Hans Unterholzer v. Kranichberg, der sie 1628 mit Rastenberg vereinigt. Ab 1774 im Besitz der Frhn. v. Bartenstein, beginnt der langsame Verfall der Burganlage. 1790 werden Teile von Dächern an das Stift Zwettl verkauft, 1804 wird die letzte Wohnung verlassen. Seit 1872 im Besitz der Fam. Thurn-Valsassina. (G.R.)

Bauentwicklung:

Der von N nach S streichende Felssporn wird durch insgesamt 4 Grabenvorlagen vom Hinterland getrennt. Reste der Brückenpfeiler weisen auf die ehem., sämtliche Gräben überspannende Zugangssituation. Der burgseitige innerste Wallriegel ist Ausgang für ein umlaufendes Wall-Graben-System, das die Burg mit Ausnahme der S-Seite zusätzlich sichert. Von der Burganlage der 1. H. d. 13. Jhs. sind wesentliche Teile erhalten. Sie weisen auf mehrere Bauphasen hin und sind durch qualitätsvolles Granit-Quadermauerwerk gekennzeichnet. Innerhalb eines geländebedingt nicht völlig rechteckigen Berings von ca. 45 x 35 m liegt zentral an der Zugangsseite der quadratische Bergfried (10,13 x 10,12 m). Mit dem Bering auch zeitlich im Verband stehen Reste eines Gebäudes an der W-Seite, worauf allerdings nur noch dessen südl. (Stirn-)Wand und eine im Inneren angelegte, z-förmige Abtrittanlage weisen. Im Zuge von Ausbauten wurde die Burg durch einen erweiternden Bering um knapp 20 m gegen S vergrößert. Dabei kam es zur Anlage eines Flankentores an der O-Seite und eines 2., bergfriedartigen Turmes an der S-Spitze der Burg. In das 1. Geschoß des Turmes ist die Burgkapelle, ein kleiner rechteckiger Apsidensaal mit hofseitig vortretender Apsis integriert. Die Turmobergeschoße sind über nur 0,50 m breite Stiegenläufe in der W- und S-Wand erschlossen, die in der Laibung des hochgelegenen Emporenzuganges beginnen.
Ab dem späten Mittelalter erfolgten massive Umgestaltungen und Ausbauten. Um 1300 ist die Anlage eines neuen Palas in der NO-Ecke zu datieren, in das frühe 14. Jh. die Errichtung eines saalbauartigen Wohnbaues am westl. Bering, an Stelle des ehem. Palas. In der Folge (14. - 16. Jh.) kam es zur weitgehenden Verbauung des Hofes mit randständigen Gebäuden unterschiedlicher Zweckbestimmung. Im 16. Jh. erfolgte die Verlegung der Toranlage nach N und die Errichtung des quadratischen, barbakaneartigen Torzwingers mit Renaissance-Toranlage und zahlreichen Scharten für Feuerwaffen. Dabei wurden Teile des rom. Berings abgetragen und ältere, spätmittelalterliche Zwingeranlagen an der N-Seite überbaut und verändert. Die gesamte Innenbebauung der Burg zeigt mannigfaltige Umgestaltungen und Modernisierungen des 16. und 17. Jhs., die als Umgestaltung der mittelalterlichen Burg zu einem Wohnschloss der Renaissance und des Frühbarock zu sehen sind. Dabei wurde u. a. auch der Bergfried zu einem zentralen Treppenturm umfunktioniert und der Kapellenturm mit einem schartengekrönten Wehrgeschoß versehen. Reste von Putzgliederungen und -dekorationen und der Sgraffitoausstattung an den Hoffronten zeigen eine ehem. repräsentative Architektur. Geringe Mauerreste am SW-Hang der Burg sind nicht schlüssig zu deuten und sind mglw. Reste von Planänderungen im Zuge der Erweiterungen des 13. Jhs.
Größe und Form der Burg zeigen den herrschaftlich-repräsentativen Anspruch der Bauherren, des bedeutenden Ministerialengeschlechts der Rauhenecker. Die qualitativ hochstehende Architektur wird durch die Hinzunahme eines 2., bergfriedartigen Turmes wesentlich betont. Das Mauerwerk aus durchschnittlich ähnlich großen Granitquadern ist streng in Einzellagen verlegt. Streckenweise ist das aufgehende Mauerwerk über einem exakt gearbeiteten Ausgleichsockel errichtet und zeigt an einigen Stellen Reste des Fugenmörtels mit Kellenstrich. Berücksichtigt man die 1. Nennung von 1248 und die Relativchronologie der noch dem 13. Jh. zuzuweisenden Bauphasen erscheint eine Datierung allgemein in die 1. H. d. 13. Jhs. gerechtfertigt. (G.R.)

Baubeschreibung:

Die annähernd rechteckige Kernburg wird durch 2 an den Schmalseiten befindliche Haupttürme dominiert. Entlang des Berings umschließen spätmittelalterliche und Renaissancezeitliche Wohn- und Wirtschaftsbauten einen zentralen Hof. Im Erdgeschoss des talseitigen Turmes ist ein Kapellenraum mit vorspringender Apsis integriert. Dem feldseitigen Tor ist ein Renaissancezeitlicher Torzwinger vorgelagert.

Arch-Untersuchung/Funde:

Streufunde des 14./15. Jhs.