EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Hohenstein a.d.Aar

Geschichte:

Die an der nördlichen Grenze des Vogteibezirks der Abtei Bleidenberg gelegene Burg existierte wahrscheinlich schon um 1190 und wurde demnach wohl in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. erbaut. Ein Dokument aus dem Jahre 1222 nennt für 1187-1190 die Grafen von Katzenelnbogen-Hohenstein, die hier offenbar über einen festen Platz gegen die Grafen von Nassau bzw. das südlich angrenzende Erzbistum Mainz verfügen wollten.
Die nach Hohenstein benannte Seitenlinie der Grafen von Katzenelnbogen erlosch bereits im 13. Jahrhundert wieder. Dagegen begegnen ab 1240 Gefolgsleute der Katzenelnbogener, die sich nach der Burg benennen und zeitweise als Truchsessen der Grafenfamilie fungierten. Im Spätmittelalter finden sich die niederadeligen Familien der Breder von Hohenstein und der Hube von Hohenstein. Nach ihrem Ausbau Mitte des 14. Jahrhunderts diente Hohenstein zeitweise der jüngeren Linie der Grafen von Katzenelnbogen, die sich um 1260 von der älteren Linie abgespalten hatte und sich erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts wieder mit dieser vereinigte, als Residenzburg. Burg Hohenstein bildete den Verwaltungsmittelpunkt der Katzenelnbogischen Besitzungen auf dem Einrich und beherbergte sowohl einen Amtmann als auch einen für die Finanzverwaltung zuständigen Landschreiber. Nach dem Aussterben der Grafen von Katzenelnbogen gelangte Burg Hohenstein 1479 an die Landgrafen von Hessen, die die Anlage im 16. Jahrhundert weiter um- und ausbauten. Im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt, wurden Teile der Burg bis 1778 baulich unterhalten und erst im ausgehenden 18. Jahrhundert zur Ruine. Bereits 1729 erfolgte die Verlegung der Amtsverwaltung von Hohenstein nach Bad Schwalbach. 1815 gelangte Hohenstein an Nassau, 1866 an Preußen. Heute befindet sich die Burg, die im Vorburgbereich einen Gastronomiebetrieb beherbergt, im Besitz des Landes Hessen. (J.F.; R. F.)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte der imposanten Burg Hohenstein ist bislang weder bauhistorisch noch im Blick auf die archivalische Überlieferung eingehend untersucht worden. Die Kernburg von um 1190, die sich zunächst auf das Dreieck hinter der inneren Schildmauer beschränkte, wurde offenbar Mitte des 14. Jahrhunderts beträchtlich erweitert und erhielt eine zweite, die Vorburg deckende Schildmauer. Vor der neuen Schildmauer wurde ein gewaltiger Halsgraben angelegt. 1412 wird erstmals die zugehörige Dorfsiedlung („das Tal“) genannt. Mitte des 15. Jhs. nennen Burglehensurkunden Baudetails, so eine Kapelle sowie mehrere Türme und Häuser. Der schlechte bauliche Zustand der Anlage gegen Ende des 16. Jahrhunderts veranlasste Landgraf Moritz von Hessen zum großzügigen Um- und Ausbau der mittelalterlichen Wehr- und Wohnbauten. Zu diesem Zeitpunkt entstanden wohl die beeindruckenden Fachwerkbauten, die insbesondere auf den Landtafeln des Geographen und Historikers Wilhelm Dilich (1607/08) deutlich erkennbar sind. Bereits im 17. Jahrhundert in Teilen ruinös, verlor die Burg 1864 ihren Palas und den Saalbau, die ins Aartal stürzten. (H.-J. H.; J. F.)

Baubeschreibung:

Die dreieckige Kernburg ist nach Süden mit einer von zwei Türmen flankierten älteren Schildmauer abgeschlossen. Am Südostende dieser inneren Schildmauer befindet sich der unregelmäßig-sechseckige Bergfried mit Wehrplatte und Abortanlage, während das andere Ende ein spitzwinklig vortretender Treppenturm mit Wendeltreppe einnimmt. Die Vorburg entstand in ihrer heutigen Form wohl Mitte des 14. Jahrhunderts und wurde zum leicht ansteigenden Hanggelände durch eine zweite, mächtige, ebenfalls von zwei Türmen flankierte Schildmauer geschützt (20 m Höhe, 30 m Länge, ca. 2,5 m Mauerstärke). Die Innenseite ist durch sieben Bogenblenden gegliedert, und weist außer dem oberen Wehrgang noch drei Reihen mit Schlitz-Schießscharten auf. Die quadratischen, heute noch sechs Geschosse hohen Ecktürme, von denen der südliche als Torturm konzipiert ist, sind innen nur durch Fachwerk verschlossen gewesen. Der Zugang zur Burg erfolgte über eine den Halsgraben überquerende Brücke, die zu einem Vortor des Torturms führt, der zugleich die äußere Schildmauer flankiert. In dem geräumigen Vorhof befanden sich mehrere Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude (u. a. Marstall, Kuhstall und Kornspeicher). Die Nordseite zum Aartal hin nimmt heute ein modernes Gebäude mit der Gastronomie ein. Durch eine der inneren Schildmauer südlich vorgelagerte Zwingeranlage mit Tor gelangt man hinauf zu dem in der inneren Schildmauer gelegenen Kernburgtor. Der Innenhof der Kernburg war - wie die Zeichnungen Dilichs aus dem beginnenden 17. Jahrhundert zeigen - von verschiedenen repräsentativen, an die Ringmauer gesetzten Bauten (u. a. Palas im Westen, Küchenbau mit großem Saal, Kapelle im Osten) umgeben, die in der überlieferten Form wohl der Ausbauphase des 14. Jhs. zuzurechnen sind und die an der Innenseite zum Teil mehrgeschossige Aufbauten aus Fachwerk aufwiesen. Heute sind sie bis auf Reste verschwunden. Ein kleines im Nordwesten befindliches Felsplateau bot Platz für einen Lustgarten. (H.-J. H.; J. F.)