EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Neubolanden

Geschichte:

Offenbar in der ersten Hälfte des 13. Jhs. als Ersatz für die Burg Altbolanden erbaut, es ist allerdings umstritten, wann genau dies geschah; die Nennung von Baumaßnahmen 1206 an einer Burg Bolanden beziehen sich möglicherweise auf die Burg Altbolanden; 1214 wird erstmals ein Altbolanden (vetus Bolandia) unterschieden, was eigentlich nur Sinn macht, wenn eine neue Anlage im Planung oder fertig ist. Sicherer Boden wird erst 1258/62 betreten, als umfangreiche Baumaßnahmen, insbesondere an einem Turm, durch Rechnungen belegt sind, die sich nur auf die Burg Neu-Bolanden beziehen können. Entweder wird sie erst zu diesem Zeitpunkt fertig gestellt, oder es ist bereits ein Ausbau gemeint. In der ersten Hälfte des 14. Jhs. Erbstreitigkeiten um die Herrschaft Bolanden zwischen den Bolandern (Otto v. Bolanden und seine Brüder) und dem Grafen Philipp von Sponheim, Sohn der Kunigunde von Bolanden (Tochter Philipps von Bolanden) und Heinrich I. von Sponheim, die nach dem Tod Ottos von Bolanden 1328 noch eskalierten. Neu-Bolanden diente 1330 bis 1348 Witwensitz für Ottos Gemahlin Loretta von Bolanden. Aufgrund wirtschaftlicher Schwächungen nicht zuletzt infolge dieser Auseinandersetzungen waren die Bolander zu Verkäufen und Verpfändungen von Burganteilen gezwungen. 1337, 1345 und 1375 kamen weitere Herrschaftsanteile an Sponheim. 1376 wurde durch Übereignung des Anteils von Konrad von Bolanden der Pfalzgraf Oberlehnsherr von Burg (Neuen-) Bolanden; 1388 übergab Pfalzgraf Rupprecht I. die Hälfte Bolandens an Graf Heinrich von Sponheim. 1394 weitere Besitzwechsel bzw. Verpfändungen (an Hanemann von Sickingen, Dieter von Einselthum, Tham Knebel, Sohn des Schultheißen von Oppenheim), die mit Baumaßnahmen der neuen Burgherren verbunden waren. Die Anlage blieb aber Pfälzer Offenhaus. Nach der Pfälzer Erbteilung kam Burg Neu-Bolanden an Herzog Stephan von Pfalz-Simmern, der hier Amtmänner einsetzte. 1460 wichtiger Stützpunkt Ludwigs des Schwarzen (von Simmern) in dessen Krieg mit Pfalzgraf Friedrich I. Burg Neu-Bolanden diente auch in der 2. H. des 15. und Anfang des 16. Jhs. aufgrund ihres hohen Wohnwertes als Witwensitz. Im Bauernkrieg 1525 niedergebrannt. Die schlossartig wieder aufgebaute Anlage fiel ab 1553 durch Erbvertrag an die jüngere Simmerische Linie, 1610-1673 bei Pfalz-Simmern, dann erneut an die Kurlinie. Trotz einer kurzzeitigen Anerkennung der Krone Frankreichs als obersten Lehensherren wurde Burg Neu-Bolanden 1689 endgültig zerstört. Die Ruine kam ab 1697 in den Besitz von Nassau-Weilburg. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Die genaue Bauentwicklung der ursprünglichen Burganlage ist unbekannt. Nach den Zerstörungen 1525 erfolgte ein Wiederaufbau, wobei die Ruine zu einem wohnlichen Schlossbau umgestaltet wurde, der zu den größten und modernsten Schlossbauten in der Pfalz zählte. Ein um 1610 entstandenes Gemälde von Philipp Helderhof zeigt gut dessen Aussehen. Die weitläufige Anlage diente als Sitz der pfalzgräflichen Beamten vorwiegend zu Verwaltungszwecken. Im 17. Jh. hatte aber schon der Niedergang der Anlage eingesetzt. Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg (die Spanier besetzten das Schloss 1620-25) wurden offenbar wieder behoben, denn 1683 bewohnten kurpfälzische Beamten die Anlage. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstört, wurde die Ruine in der Franzosenzeit Ende des 18. Jhs. an Privatleute versteigert, die sie weitgehend abbrachen. 1822 wurden nochmals größere Teile abgetragen, so dass 1930 nur noch Reste von äußerer Ringmauer und Zwinger sichtbar waren. (Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Aufgrund weitgehender Abtragungen sind nur wenige Hinweise auf die ehemalige Bausubstanz erhalten. Es handelte sich wohl um eine im Wesentlichen rechteckige Anlage, die auf einem durch einen Halsgraben vom Schlossberg abgetrennten, nach Südwesten gerichteten Sporn lag (ca. 90 x 110 m). Eine Schildmauer ist hier nur zu vermuten; ob es sich bei dem Turm, an dem 1258/62 umfangreiche Arbeiten belegt sind, um einen Bergfried handelte, ist naheliegend, aber nicht im Befund belegt. Dies gilt auch für die aus Rechnungen zu erschließenden Wohnbauten. Immerhin urkundlich nachgewiesen sind eine Kapelle und ein Zwinger. Heute erhalten sind lediglich Ringmauerteile, die die Kuppe südlich umschlossen, sowie Grundmauern eines hufeisenförmigen Rondells im Südwesten der Burgareals; ob die Anlage schon im Mittelalter aus Haupt- und Vorburg bestand, ist ungewiss. (Reinhard Friedrich)

Arch-Untersuchung/Funde:

1906-08 wurden im Inneren des Burgareals Grabungen durchgeführt, die unpubliziert blieben.