EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Kronberg

Geschichte:

Einen ersten indirekten Hinweis auf die Existenz der Burg Kronberg bietet die 1230 erfolgte Nennung des Otto von "Cronenberg" als Urkundenzeuge. Otto gehörte der 1189/90 erstmals belegten Reichsministerialenfamilie der Herren von Eschborn an. Ob die Gründung der Burg Kronberg im Auftrag der Staufer erfolgte, lässt sich nach bisherigem Kenntnisstand nicht mit letzter Sicherheit sagen. Der gezielte Erwerb von Besitzungen und Rechten im Rhein-Main-Gebiet sowie die Übernahme bedeutender geistlicher (Eberwin II., Bischof von Worms 1299-1308) und weltlicher Ämter (Ulrich 1349 mainzischer Vizedom im Rheingau, 1355 Erbtruchsess des Mainzer Erzstifts) bildeten die Grundlage für den Aufstieg der Ganerben von Kronberg im Spätmittelalter. Mitte des 13. Jh.s spaltete sich die Familie in zwei Linien, die nach der Helmzier im Wappen als Kronen- bzw. Flügelstamm bezeichnet werden. Das gespannte Verhältnis zur benachbarten Reichsstadt Frankfurt entlud sich in zahlreichen Fehden. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Sieg der Ritter von Kronberg über ein Aufgebot der Reichsstadt Frankfurt am 13. Mai 1389. Hartmut XII. von Kronberg war 1524 als Verbündeter des Franz von Sickingen in dessen Fehde gegen Trier involviert, in deren Verlauf Kronberg vom hessischen Lgf. eingenommen und bis 1541 besetzt wurde.
1367 erhob Karl IV. die Ritter von Kronberg zu reichsunmittelbaren Gerichts- und Landesherren und 1618 stieg die Familie in den Reichsfreiherrenstand auf. Zu den bedeutendsten Mitgliedern des 1704 erloschenen Geschlechts zählt Johann Schweikart von Kronberg (Flügelstamm), der 1604-1626 als Eb. und Kfs. von Mainz regierte und 1606-1614 die Residenzburg Aschaffenburg zu einem Renaissanceschloss um- und ausbauen ließ. Burg und Stadt Kronberg gelangten 1704 als Reichslehen an das Erzstift Mainz, fielen 1802 an Nassau und 1866 schließlich an Preußen. 1892 erwarb Kaiser Wilhelm II. die Burg und überließ sie seiner Mutter Viktoria (Kaiserin Friedrich), der Witwe Friedrichs III.. Sie ließ die Burg bis zu ihrem Tod 1901 restaurieren. Die Burg gelangte an ihre Tochter, die Lgf.in von Hessen und das Haus Hessen veräußerte sie 1992 an die Stadt Kronberg. Diese brachte sie 1994 in eine Stiftung ein, der die Erhaltung und Nutzung der Anlage obliegt. (J.F.)

Bauentwicklung:

Dem ältesten hochmittelalterlichen Baubestand der mehrteiligen Burg Kronberg gehört die romanische Oberburg an, deren Einzelbauten (Unterbau des viereckigen Hauptturms, Torbau mit Kapelle, und sog. "Fünfeckturm") in das beginnende 13., wenn nicht sogar in das ausgehende 12. Jh. datieren. Um 1500 wurde der an der Nordspitze gelegene Bau ("Fünfeckturm") zu einem Geschützturm umgebaut. Etwa zur gleichen Zeit wurde der quadratische Hauptturm verstärkt und erhielt einen schmalen quadratischen Aufsatz (Butterfassturm). Die Kapelle der Unterburg wurde wohl um 1342 fertig gestellt. Im Zuge einer Grabung zutage getretene Keramikfunde belegen im Bereich des sog. Fahnenturmes der Mittelburg eine Bebauung ab der Mitte des 13. Jh.s. Der heutige Baubestand der Mittelburg ist überwiegend auf einen umfangreichen Ausbau vor oder bald nach 1500 zurückzuführen. Eindeutige Hinweise, die Rückschlüsse auf eine Bebauung des Geländes außerhalb der Oberburg ermöglichen, bietet beispielsweise der 1367 datierte Burgfrieden. Schenkt man den Ausführungen des Ganerbenvertrages Glauben, so existierten zu diesem Zeiitpunkt bereits drei eigenständige Burganlagen. Folglich ist mit der Anlage der Mittel- und Unterburg vor der Mitte des 14. Jh.s zu rechnen. Kurz vor 1400 erfolgten - wie archäologische Untersuchungen zwischen dem Eingang zur Burg und dem Hof der Mittelburg belegen - umfangreiche bauliche Veränderungen im Inneren der Burg sowie an deren fortifikatorischen Anlagen. Gleichzeitig wurde der Torbereich umgestaltet und der Zugang zur Burg verlegt. Ins ausgehende 15. oder beginnende 16. Jh. datiert die in Resten erhaltene, Ober-, Mittel- und Unterburg umgebende Zwingeranlage mit zwei Rondellen. Ab 1891 erfolgte eine umfassende Renovierung der Mittelburg. Das Kronenhaus wurde entkernt und neu gestaltet. Die Verbindungsmauer zwischen der Mittelburg und der Kapelle wurde 1912/13 durch einen Rundturm mit Fachwerkobergeschoss bereichert. (J.F.)

Baubeschreibung:

Die auf einem Bergsporn über dem gleichnamigen Städtchen gelegene Burg Kronberg gliedert sich in eine dreiteilige, aus Ober-, Mittel- und Unterburg bestehende Anlage mit einem alle drei Teile umfassenden Zwinger mit zwei Rondellen.
Auf dem höchsten Punkt des Geländes befindet sich die romanische Oberburg mit ihrem unregelmäßigen Grundriss. Im Wesentlichen besteht sie aus drei Gebäuden:
A) dem sog. "Fünfeckturm" an der Nordspitze. Der zweigeschossige, jetzt dachlose Bau wurde über einem unregelmäßigen Grundriss aufgeführt und weist eine Mauerstärke von 1,5-2,5 m auf.
B) Den Zugang zur Oberburg vermittelt der 1367 als "capelthorne" bezeichnete längsrechteckige Bau (6,5 x 7. 2 m), der im Obergeschoss eine Apsidole aufweist. Vermutlich handelt es sich um die 1253 indirekt (Nennung eines Kaplans) erwähnte Kapelle.
C) Der seit dem 17. Jh. als Freiturm bezeichnete quadratische Hauptturm (Seitenlänge 8,4 m) besitzt fünf Geschosse und erreicht bis zum Zeltdach eine Höhe von 33 m. Er gehört zur Gruppe der "Butterfasstürme" und verfügt seit etwa 1500 auf dem Unterbau (21 m) über ein 12 m hohes quadratisches Aufsatztürmchen. Auffallend ist der leichte Rücksprung des Mauerwerks in einer Höhe von ca. 13 m. Der Hocheingang befindet sich in 7 m Höhe. Zumindest der untere Teil des Turmes datiert - wie die übrigen Gebäude der Oberburg - in die hochmittelalterliche Gründungszeit der Anlage.
Auf einer niedrigeren Geländestufe wurde die Mittelburg erbaut, deren Baubestand vornehmlich in das 15. Jh. zu setzen ist. Es handelt sich um einen winkelförmigen Bau mit einem in der Innenecke gelegenen hohen Viereckturm und einem polygonalen Treppenturm an der Ostecke (bez. 1505). Rollwerkgiebel mit Obelisken datieren in die Zeit um 1620. Im sog. Flügelstammhaus ist die Küche mit einem Tonnengewölbe erhalten. Einige Räume weisen ornamentale Malerei auf. Das Kronenstammhaus wurde um 1900 entkernt und weitgehend neu gestaltet. Beachtung verdienen gemalte Ahnenwappen im Saal des ersten Obergeschosses sowie ein kreuzrippengewölbter Erker mit einer historistischen Ausmalung (1899). In der Verbindungsmauer zur Burgkapelle wurde 1912/13 ein Rundturm mit Fachwerkobergeschoss und geschweifter Schieferhaube errichtet.
Die Unterburg setzt sich aus mehreren Gebäuden zusammen, zu denen u. a. das Hohe Haus (14. Jh.) gehört. Den Zugang zum Burgbereich ermöglicht ein modern überformter Torbau. Reste eines vorgelagerten Tores waren bis Ende des 19. Jh.s. sichtbar. Links des Tores steht die vermutlich vor 1342 erbaute Burgkapelle, die sich dem Besucher seit 1943 als Halbruine präsentiert. Der Sakralbau (Saalbau mit Rechteckchor) diente zahlreichen Herren von Kronberg als Grablege. Sechs Grabmäler (E. 14. - Mitte 16. Jh.) haben sich erhalten. (J.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Rahmen der 2005 erfolgten Sanierungsarbeiten fanden im Eingangsbereich der Burg sowie im Bereich der Mittelburg archäologische Untersuchungen statt. Keramikfunde belegen u. a. eine mindestens bis ins 13. Jh. zurückreichende Besiedlung im Bereich der Mittelburg. Das Fundspektrum aus dem Bereich der Mittelburg umfasst Reste von Küchengeschirr und Fragmente von Ofenkacheln aus grauer unglasierter Irdenware, so genannter "Grauware". Glasiertes oder engobiertes Tischgeschirr in Faststeinzeugqualität trat nur in geringer Menge zutage. Die Gefäßformen erlauben eine Datierung in die erste Hälfte des 13. Jh. (J.F.).