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Burg an der Wupper

Geschichte:

Die Anfänge des Schlosses Burg an der Wupper reichen bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück. Urkundlich wird das "novum castrum" (Neue Burg) erstmals 1160 erwähnt. Sehr wahrscheinlich wurde die Anlage um 1130 von Graf Adolf II. von Berg gegründet, der 1133 die namengebende Stammburg der Dynastenfamilie, die Burg Berg (Altenberg) im Dhünntal, zugunsten eines neu gegründeten Zisterzienserklosters (Abtei Altenberg) aufgelassen und den Mönchen überlassen hatte. Die Neugründung von Schloss Burg dokumentiert in aller Deutlichkeit die Verschiebung der Herrschaftsinteressen des Grafenhauses Berg in das Wald- und Rodeland des östlichen Wupperviertels sowie nach Westfalen. Nach der Teilung des umfangreichen Besitzes der Grafenfamilie im Rheinland und in Westfalen avancierte Schloss Burg zum Herrschaftsmittelpunkt des rheinischen Territoriums, das sich in der Hand Graf Adolfs II. von Berg befand, während die westfälischen Güter an seinen Bruder Everhard fielen, der sich zunächst nach der Burg Altena, und dessen Nachkommen sich um 1200 schließlich nach der Burg Mark benannten (Grafen von der Mark). 1247 wird Schloss Burg unter den vier wichtigsten Burgen der Grafschaft Berg (Burg an der Wupper, Bensberg, Angermund und Windeck an der Sieg) aufgeführt. Im Vorfeld der Burg entstand eine Talsiedlung, die 1363 erstmals als "Freiheit" bezeichnet wurde. Die Entwicklung der Talsiedlung verlief in bescheidenen Bahnen. Vor 1189 überließ Graf Engelbert I. von Berg den Johannitern seine dem hl. Pankratius geweihte, 1160 erstmals erwähnte Burgkapelle. 1220 wurde Schloss Burg ausgebaut, und die Johanniter erhielten eine eigene, Johannes dem Täufer geweihte Kirche (seit 1732 St. Martin), die innerhalb des äußeren Mauerrings lag. Bereits Ende des 14. Jahrhunderts zeichnet sich der allmähliche Bedeutungsverlust von Schloss Burg als Residenzburg ab, da die 1288 gegründete Stadt Düsseldorf allmählich zum neuen Herrschaftszentrum der Grafschaft, bzw. seit 1380 des Herzogtums Berg avanvierte. Im 15. und 16. Jahrhundert suchten die Landesherren Schloss Burg gelegentlich während ihrer Jagdaufenthalte auf. In den 1480er Jahren wurde die Anlage nochmals baulich umgestaltet. Spätestens im 17. Jahrhundert verfielen Teile der Anlage, die von 1700 bis 1807 als Verwaltungsmittelpunkt des Amtes Bornefeld diente. Die 1715 entstandene Zeichnung von Erich Friedrich Ploennies zeigt zwar noch Wohnbauten und Ringmauern, der Bergfried ist jedoch nicht mehr erkennbar. Nach 1815 als Fabrik genutzt, wird der Wohnbau durch den Abbruch der Dächer 1849 vollends zur Ruine. Ab 1892 ließ der 1887 gegründete Schlossbauverein das "Stammschloss" der Grafen von Berg durch den Architekten Georg August Fischer wiederaufbauen und rekonstruieren. Die imposante späthistoristisch überformte mittelalterliche Burg beherbergt ein Museum und bildet eines der bedeutendsten Ausflugsziele des Bergischen Landes. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung der hochmittelalterlichen Anlage lässt sich infolge der späthistoristischen Umgestaltung nur in Die bauliche Entwicklung der hochmittelalterlichen Anlage lässt sich infolge der späthistoristischen Umgestaltung nur in Ansätzen nachvollziehen. Vor der Umgestaltung veranlasste der Architekt Georg August Fischer Grabungen, die z.T. beeindruckende Funde (reiche Kapitelplastik) zu Tage förderten, die die Bedeutung der Burg als zeitweilige Residenz der Grafen von Berg dokumentieren. Zu den ältesten Bauteilen gehören der an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert auf mittelalterlichen Fundamenten wiederaufgebaute Bergfried sowie die Ringmauer, während der als "Palas" bezeichnete Saalbau und der Kapellentrakt nach bisherigem Kenntnisstand in das erste Viertel des 13. Jahrhunderts datieren und dem Ausbau unter dem Kölner Erzbischof Engelbert I. von Berg zuzuordnen ist. Sehr wahrscheinlich erfolgte in dieser Zeit auch die Anlage des äußeren Mauerrings, der die 1363 genannte Freiheit (Talsiedlung) umgibt. Das heutige Erscheinungsbild der Burg wird wesentlich durch den späthistoristischen Umbau ab 1892 bestimmt. Auf den Fundamenten eines bescheidenen runden Flankenturms entstand 1925 die freie Rekonstruktion eines mächtigen runden Geschützturmes, der heute eine Gedenkstätte für den Deutschen Osten beherbergt. Ebenfalls weitgehend frei rekonstruiert wurden die Gebäude, die sich um das äußere Tor gruppieren und sich südlich an den Kapellentrakt anschließen sowie die aus dem Verband der Ringmauer nördlich vorgeschobene Nordterrasse. (J.Friedhoff)

Baubeschreibung:

Schloss Burg erhebt sich auf einem steilen Bergsporn über dem Tal der Wupper. Die Ostseite wird durch einen mächtigen Halsgraben geschützt, in dem heute die vom Wuppertal auf die Hochfläche führende Straße verläuft. Dahinter erhebt sich die als Schildmauer konzipierte Ringmauer mit dem frei im Hofareal befindlichen quadratischen Bergfried. Zum Baubestand der Hauptburg zählen außer Ringmauer und Bergfried der an der Südwestseite gelegene langgezogene Saalbau sowie der sich im rechten Winkel an diesen nach Osten anschließende Kapellentrakt. Georg August Fischer orientierte sich beim späthistoristischen Wiederaufbau der Burg an einer 1715 datierende Zeichnung des Geographen Erich Philipp Ploennies, auf der zwar Ringmauer und Wohnbauten, nicht aber der Bergfried erkennbar ist, der zu diesem Zeitpunkt lediglich als Stumpf erhalten war. In seiner jetzigen Form entstand der Bergfried als Neubau, der 1902 infolge baulicher Mängel einstürzte und 1904 erneut aufgeführt wurde. Die beeindruckenden spitzbogigen Fenster des Saalbaus datieren sehr wahrscheinlich in die spätgotische Ausbauphase um 1485 und wurden bei der Wiederherstellung an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert integriert. Die ursprünglich aufwendige späthistoristische Dachlandschaft mit zahlreichen Türmchen und Gauben wurde nach einer Brandzerstörung 1920 vereinfacht wiederhergestellt. Den beeindruckenden Rittersaal schmücken Szenen der bergischen Landesgeschichte, die 1898 bis 1907 von Malern der Düsseldorfer Malerschule geschaffen wurden. Die Museumsräume entstanden nach Plänen von Ludwig Arntz, der 1910 bis 1915 auf Schloss Burg als Architekt tätig war. Der mächtige runde Batterieturm, ein Bestandteil des äußeren Mauerrings, entstand erst 1925 auf den Grundmauern eines bescheidenen spätmittelalterlichen Flankenturms und wurde 1951-62 als Gedenkstätte des Deutschen Ostens eingerichtet und mit einem Glockenspiel ausgestattet. (J. Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau ab 1892 erfolgten Grabungen auf dem Burgareal. Eine weitere archäologische Untersuchung, deren Ergebnisse 2006 publiziert wurden, erstreckte sich auf den Kernburgbereich (westliche Ringmauer).