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Kaiserswerth

Geschichte:

Die Anfänge des nördlich von Düsseldorf gelegenen Ortes Kaiserswerth reichen bis in das ausgehende 7. Jahrhundert zurück. Auf einer hochwassergeschützten Insel am östlichen Rheinufer gründete der angelsächsische Missionsbischof Suitbert, ein Gefährte des Friesenmissionars Willibrord, im Auftrag des fränkischen Hausmeiers Pippin und dessen Gemahlin Plektrudis ein Benediktinerkloster. Die Abtei, die vermutlich im 11. Jahrhundert in ein Kanonikerstift umgewandelt wurde, bildete die Keimzelle des Ortes Kaiserswerth. Südlich des Klosters befand sich der Königshof „Rinhusen“, den Kaiser Heinrich III. (1039-56) zu einer Pfalz ausbauen ließ. In den Schriftquellen wird die Pfalz Kaiserswerth erstmals 1101 erwähnt. Zu den spektakulärsten Ereignissen in der Geschichte der Pfalz Kaiserswerth zählt die Entführung des erst 12-jährigen Königs Heinrichs IV. durch den Kölner Erzbischof Anno 1062 von Kaiserswerth nach Köln.
Eine entscheidende Aufwertung des als Pfalzstiftstadt zu klassifizierenden Ortes Kaiserswerth erfolgte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa wurde der Rheinzoll vom niederländischen Tiel nach Kaiserswerth verlegt. Sehr wahrscheinlich erfolgte diese Maßnahme im Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau der Pfalz Kaiserswerth, deren Baubeginn offenbar 1184 eingeleitet wurde. Noch vor seinem Aufbruch zum Kreuzzug erteilte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1189 seinem Sohn Heinrich VI. den Auftrag, die Burg (= Kaiserpfalz) zu vollenden und für deren Bewachung Sorge zu tragen.
Bereits im 12. Jahrhundert rangierte die Pfalz Kaiserswerth in der Bedeutungshierarchie der Pfalzorte am Niederrhein vor der Pfalz zu Duisburg. Nach 1181 bildeten die zur Pfalz und zum Stift St. Suitbert gehörenden Wirtschaftshöfe Kristallisationspunkte des sich zu einer Stadt entwickelnden Ortes Kaiserswerth. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit teilte die Stadt das wechselvolle Schicksal der Kaiserpfalz.
König Otto IV. überließ die Pfalz Kaiserswerth während des staufisch-welfischen Thronstreits 1198 dem Kölner Erzbischof und 1215 gelang es Graf Adolf von Berg Kaiserswerth nach fünfmonatiger Belagerung einzunehmen. Der Turm des 1237 geweihten Neubaus der Abteikirche wurde 1243 auf Weisung des Burggrafen niedergelegt, um im Falle einer Belagerung der Kaiserpfalz dem Feind nicht als militärische Operationsbasis zu dienen. 1247 belagerte Graf Wilhelm von Holland, Gegenkönig Friedrichs II. von Schwaben, Kaiserswerth und konnte die Besatzung nach einem Jahr schließlich zur Übergabe zwingen. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts dienten Pfalz und Stadt, deren Bedeutung als Reichsgut gesunken war, häufig als Pfandobjekte. 1424 gelangte Kaiserswerth schließlich an die Erzbischöfe von Köln. Die ehemalige Reichsstadt, die bereits 1181 ein kaiserliches Stadtrechtsprivileg erhalten hatte, sank zu einer kurkölnischen Territorialstadt ab. Die imposante am Rheinufer gelegene Pfalzanlage erlitt im 17. Jahrhundert durch kriegerische Ereignisse erhebliche Schäden, die jedoch teilweise behoben wurden. 1702 wurde die baulich in Mitleidenschaft gezogene Anlage schließlich durch Beschuss im Spanischen Erbfolgekrieg vollständig zerstört und zur Ruine, deren Bestand 1711 durch Niederlegungen weiter dezimiert wurde. Eine weitere Beeinträchtigung des bedeutenden Profanbaus stellte die Anlage des 1848 errichteten Hochwasserdammes dar, der das Pfalzgelände in zwei Teile schied. (J. Friedhoff)

Bauentwicklung:

Der Vorgängerbau der heute noch als imposante Ruine erhaltenen staufischen Pfalz datiert in das 11. Jahrhundert. Diese frühe, baulich wohl eher bescheidene Anlage wird östlich des späteren Hochwasserdamms lokalisiert und dürfte ihrerseits auf eine karolingerzeitliche Hofanlage zurückzuführen sein. Der Beginn der Baumaßnahmen an der staufischen Pfalzanlage wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Ob die Anfänge in das Jahr 1174 (Verlegung des Zolls von Tiel nach Kaiserswerth) oder in das Jahr 1184 zu setzen sind, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Als Initiator der Baumaßnahmen gilt Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Seine herausragende Position als Auftraggeber zu einem Neubau der Pfalz wird durch eine erhaltene Bauinschrift aus dem Jahr 1184 bestätigt. Der Abschluss der baulichen Aktivitäten erfolgte Ende des 12. Jahrhunderts unter Barbarossas Sohn Heinrich VI. Weitere bauliche Veränderungen in den nachfolgenden Jahrhunderten konzentrierten sich auf die Peripherie des Ensembles. Abgesehen von verschiedenen Reparaturarbeiten und kleinen Aktivitäten blieb der unmittelbar am Rheinufer gelegene Saalgeschossbau weitgehend unberührt und in seiner hochmittelalterlichen Bausubstanz erhalten. Dies gilt auch für den mächtigen quadratischen Turm, der bis in die Frühe Neuzeit zusammen mit dem Hauptgebäude maßgeblich die Rheinansicht der Pfalz bestimmte. Lediglich die aufwendige Turmhaube, die auf bildlichen Darstellungen des 17. Jahrhunderts zu erkennen ist, dürfte in nachmittelalterlicher Zeit entstanden sein. Auch der so genannte Klevische Turm, der sich nördlich an die Hauptburg der Pfalz anschließt, dürfte in seinem Obergeschoss im Spätmittelalter bauliche Veränderungen erfahren haben. Für das 16. und 17. Jahrhundert lassen sich umfangreiche Baumaßnahmen nachweisen. Die Pfalzkapelle und einige weitere Gebäude fielen 1656 einer Pulverexplosion zum Opfer. 1689 wurde die Pfalz im Zuge einer Belagerung schwer in Mitleidenschaft gezogen. Im Spanischen Erbfolgekrieg erfolgte schließlich 1702 die Zerstörung und 1711 wurden verschiedene Bauteile abgerissen.
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der selbst noch als Ruine imposanten Anlage setzte an der Wende vom 19. zum 20. Jh. an. 1899/1900 wurden umfassende Grabungen durchgeführt und der Baubestand der Ruine wurde 1908 gesichert. 1968-1975 und 1999-2001 erfolgten weitere Sanierungen der Kaiserpfalzruine. (J. Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die beeindruckende Ruine gliedert sich in eine Vor- und Hauptburg, von der insbesondere die Hauptburg mit dem rheinseitigen Saalgeschossbau mit einer Länge von 51 m und einer Breite von 30 m beeindruckende Dimensionen aufweist. Problematisch gestaltet sich die Rekonstruktion des Raumprogramms. Nachweisbar sind eine große Küche sowie ein Saal, während die Lokalisierung der Wohngemächer nicht möglich ist. Rheinseitig weisen die beiden unteren Geschosse lediglich Schießscharten auf, die vermutlich noch in die Stauferzeit datieren. Vertikal wurden die Geschosse durch eine annähernd 2 m breite geradläufige Treppe erschlossen. Als Baumaterial verwendete man vornehmlich Drachenfelstrachyt aus dem Siebengebirge, dunklen Säulenbasalt aus der Eifel bzw. dem Westerwald, während Gewölbe und Brunneneinfassungen in Tuff und die Bögen und Wandverkleidungen in Backstein ausgeführt wurden.
Im Südteil der Ruine befindet sich ein etwa 9 m hoher Zylinder aus Backstein, der als Rest einer Filterzisterne gedeutet wird. Das von den Dächern gewonnene Regenwasser wurde offenbar durch eine um den Zylinder liegende Füllung aus Sand und kleinen Steinen gereinigt. Im östlichen Teil der Kernburg findet sich eine Abortanlage, die über eine sich zum Rhein hin entleerende Sickergrube verfügte.
Beeindruckende Dimensionen hatte der im Ostteil der Kernburg gelegene viereckige Hauptturm, der bei einer Seitenlänge von 17 x 17 m und einer Mauerstärke von 5 m im Fundamentbereich eine Höhe von etwa 55 m erreichte. Infolge des vollständigen Abgangs des Turmes entzieht sich der mächtige Hauptturm einer eindeutigen typologischen Einordnung als Bergfried oder Wohnturm. Die Ausmaße des Baukörpers sprechen freilich für eine Zuordnung zu den Wohntürmen.
In geringer Entfernung zur Kernburg stand der so genannte „Klevische Turm“, der mit der Hauptburg durch eine Brücke verbunden war und den Übergang zur Vorburg vermittelte. Die durch Grabungen nachweisbare Vorburg war von einer annähernd halbkreisförmigen Ringmauer aus Tuffquadern umgeben, die im Norden ein Doppelturmtor und einen halbrunden Schalenturm im Südwesten aufwies. Sehr wahrscheinlich datiert die Vorburgringmauer nicht vor die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts. Dort befindliche ältere Mauerzüge stammen sehr wahrscheinlich von der salierzeitlichen Vorgängeranlage der staufischen Pfalzanlage.
23073 Die beeindruckende Ruine gliedert sich in eine Vor- und Hauptburg, von der insbesondere die Hauptburg mit dem rheinseitigen Saalgeschossbau mit einer Länge von 51 m und einer Breite von 30 m beeindruckende Dimensionen aufweist. Problematisch gestaltet sich die Rekonstruktion des Raumprogramms. Nachweisbar sind eine große Küche sowie ein Saal, während die Lokalisierung der Wohngemächer nicht möglich ist. Rheinseitig weisen die beiden unteren Geschosse lediglich Schießscharten auf, die vermutlich noch in die Stauferzeit datieren. Vertikal wurden die Geschosse durch eine annähernd 2 m breite geradläufige Treppe erschlossen. Als Baumaterial verwendete man vornehmlich Drachenfelstrachyt aus dem Siebengebirge, dunklen Säulenbasalt aus der Eifel bzw. dem Westerwald, während Gewölbe und Brunneneinfassungen in Tuff und die Bögen und Wandverkleidungen in Backstein ausgeführt wurden.
Im Südteil der Ruine befindet sich ein etwa 9 m hoher Zylinder aus Backstein, der als Rest einer Filterzisterne gedeutet wird. Das von den Dächern gewonnene Regenwasser wurde offenbar durch eine um den Zylinder liegende Füllung aus Sand und kleinen Steinen gereinigt. Im östlichen Teil der Kernburg findet sich eine Abortanlage, die über eine sich zum Rhein hin entleerende Sickergrube verfügte.
Beeindruckende Dimensionen hatte der im Ostteil der Kernburg gelegene viereckige Hauptturm, der bei einer Seitenlänge von 17 x 17 m und einer Mauerstärke von 5 m im Fundamentbereich eine Höhe von etwa 55 m erreichte. Infolge des vollständigen Abgangs des Turmes entzieht sich der mächtige Hauptturm einer eindeutigen typologischen Einordnung als Bergfried oder Wohnturm. Die Ausmaße des Baukörpers sprechen freilich für eine Zuordnung zu den Wohntürmen.
In geringer Entfernung zur Kernburg stand der so genannte „Klevische Turm“, der mit der Hauptburg durch eine Brücke verbunden war und den Übergang zur Vorburg vermittelte. Die durch Grabungen nachweisbare Vorburg war von einer annähernd halbkreisförmigen Ringmauer aus Tuffquadern umgeben, die im Norden ein Doppelturmtor und einen halbrunden Schalenturm im Südwesten aufwies. Sehr wahrscheinlich datiert die Vorburgringmauer nicht vor die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts. Dort befindliche ältere Mauerzüge stammen sehr wahrscheinlich von der salierzeitlichen Vorgängeranlage der staufischen Pfalzanlage.
(J.F.)23073 Die beeindruckende Ruine gliedert sich in eine Vor- und Hauptburg, von der insbesondere die Hauptburg mit dem rheinseitigen Saalgeschossbau mit einer Länge von 51 m und einer Breite von 30 m beeindruckende Dimensionen aufweist. Problematisch gestaltet sich die Rekonstruktion des Raumprogramms. Nachweisbar sind eine große Küche sowie ein Saal, während die Lokalisierung der Wohngemächer nicht möglich ist. Rheinseitig weisen die beiden unteren Geschosse lediglich Schießscharten auf, die vermutlich noch in die Stauferzeit datieren. Vertikal wurden die Geschosse durch eine annähernd 2 m breite geradläufige Treppe erschlossen. Als Baumaterial verwendete man vornehmlich Drachenfelstrachyt aus dem Siebengebirge, dunklen Säulenbasalt aus der Eifel bzw. dem Westerwald, während Gewölbe und Brunneneinfassungen in Tuff und die Bögen und Wandverkleidungen in Backstein ausgeführt wurden.
Im Südteil der Ruine befindet sich ein etwa 9 m hoher Zylinder aus Backstein, der als Rest einer Filterzisterne gedeutet wird. Das von den Dächern gewonnene Regenwasser wurde offenbar durch eine um den Zylinder liegende Füllung aus Sand und kleinen Steinen gereinigt. Im östlichen Teil der Kernburg findet sich eine Abortanlage, die über eine sich zum Rhein hin entleerende Sickergrube verfügte.
Beeindruckende Dimensionen hatte der im Ostteil der Kernburg gelegene viereckige Hauptturm, der bei einer Seitenlänge von 17 x 17 m und einer Mauerstärke von 5 m im Fundamentbereich eine Höhe von etwa 55 m erreichte. Infolge des vollständigen Abgangs des Turmes entzieht sich der mächtige Hauptturm einer eindeutigen typologischen Einordnung als Bergfried oder Wohnturm. Die Ausmaße des Baukörpers sprechen freilich für eine Zuordnung zu den Wohntürmen.
In geringer Entfernung zur Kernburg stand der so genannte „Klevische Turm“, der mit der Hauptburg durch eine Brücke verbunden war und den Übergang zur Vorburg vermittelte. Die durch Grabungen nachweisbare Vorburg war von einer annähernd halbkreisförmigen Ringmauer aus Tuffquadern umgeben, die im Norden ein Doppelturmtor und einen halbrunden Schalenturm im Südwesten aufwies. Sehr wahrscheinlich datiert die Vorburgringmauer nicht vor die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts. Dort befindliche ältere Mauerzüge stammen sehr wahrscheinlich von der salierzeitlichen Vorgängeranlage der staufischen Pfalzanlage. (J. Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

1899-1900 umfassende Grabungen im Bereich der Kaiserpfalz.