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Kemnade a.d. Ruhr

Geschichte:

Die geschichtlichen Anfänge der Wasserburg Haus Kemnade reichen sehr wahrscheinlich bis in das 14. Jh. zurück. Im Spätmittelalter befand sich Haus Kemnade im Besitz der niederadeligen Familie Dücker. Vertreter dieses Geschlechts werden 1377 in Verbindung mit dem Haus Kemnade erwähnt. Nach Tod Heinrich Dückers im Jahr 1409 fällt Kemnade an die Herren von Romberg, denen als Besitzer die von Recke und im 17. Jh. die Freiherren von Syberg folgen. 1847 gelangte der Rittersitz Haus Kemnade nach dem Tod Friedrichs von Syberg an dessen Schwester und darüber an die Familie von Berswordt-Wallrabe. 1921 erwarb schließlich die Stadt Bochum Haus Kemnade samt den dazugehörenden Ländereien. Heute beherbergt das in den 1950er Jahren sanierte Schloss ein Restaurant sowie ein Museum. (J.F.)

Bauentwicklung:

Über die baulichen Anfänge des sehr wahrscheinlich im 14. Jh. gegründeten Adelssitzes liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Aufschluss über die bauliche Entwicklung könnten lediglich archäologische Grabungen geben. Die noch bestehende Bausustanz datiert vornehmlich in das 16. bis 18. Jh. Zu den ältesten Bauteilen gehört der südöstliche Rundturm mit Schlüssellochscharten, die Kapelle sowie einige Außenmauern. Sie blieben von der Brandzerstörung 1589 verschont. Eine in das Jahr 1591 datierte Inschrift an zwei Fenstern der feldseitigen Fassade belegt erste Arbeiten unter Cort von der Recke. Unter dessen Sohn Wennemar V. erfolgte ab 1602 der Wiederaufbau, der in mehreren Etappen vollzogen wurde. Umfangreiche bauliche Aktivitäten entfaltete Johann Georg von Syberg 1662/63. Sie erstreckten sich vorwiegend auf den großen Nordostturm. Bei den Bauarbeiten wurde u. a. Steinmaterial von der ruinösen Burgruine Blankenstein a. d. Ruhr verwendet. Unter Friedrich Matthias von Syberg fanden die Arbeiten am Herrenhaus 1704 ihren Abschluss. Nördlich schließt sich an das Herrenhaus ein niedriger Trakt des 18. Jhs. an, der die Verbindung mit dem 1665 aufgeführten Nordwestturm herstellt. Im Bereich der Vorburg entstanden 1780 Neubauten. (J.F.)

Baubeschreibung:

Die in ihrem Baubestand im Wesentlichen in das 16. bis 18. Jh. zurückreichende ehemals zweiteilige Wasserburg Haus Kemnade weist eine Länge von 125 m und eine Breite von 50 bis 80 m auf. Der Zugang erfolgt über eine steinerne Brücke in den geräumigen Vorburghof, der von Gebäuden des 18. Jahrhunderts gesäumt wird. Der Haupt- und Vorburg trennende Graben wurden zu einem nicht bekannten Zeitpunkt eingeebnet. An die im Westen gelegenen Vorburg mit ihren schlichten Bruchsteinbauten und zwei an der Eingangsfront gelegenen Ecktürmen schließt sich die Hauptburg an, deren Ostseite das imposante Herrenhaus einnimmt. Von Osten führte einst eine Zugbrücke über den Graben und ermöglichte einen separaten Zugang zum Herrenhaus. An ihre Stelle ist ein moderner Brückensteg getreten. Bei dem Herrenhaus handelt es sich um einen über hohem Sockelgeschoss errichteten, zweigeschossigen Baukörper mit steilem Walmdach. Feldseitig wird das Gebäude von einem Rundturm mit Schlüssellochscharten sowie einem mächtigen quadratischen Pavillonturm flankiert. Als Baumaterial diente der Ruhrsandstein. Zu den ältesten noch erhaltenen Bauteilen, die den Brand von 1589 überstanden, zählen der südöstliche Rundturm, einige Außenmauern und die Kapelle mit den durch Gurt- und Scheitelrippen erweiterten Kreuzrippengewölben aus der Zeit um 1500. Verschiedene Räume zeigen Reste der einst qualitätvollen Ausstattung der Wiederaufbauphasen ab 1600. In dem repräsentativen großen Saal im Obergeschoss des Südflügels befindet sich ein größerer der im Haus erhaltenen Kamine mit Wappen- und Figurenschmuck des frühen 17. Jh. Beachtung verdient ferner die wohl im 17. Jh. entstandene Stuckbalkendecke, die dem Typ der "Kölner Decken" zuzurechnen ist. Im darüber liegenden Saal hat sich eine bamalte Holzbalkendecke aus der Zeit um 1600 erhalten. Beeindruckende Schnitzarbeiten des Schwelmer Bildhauers Schmidt aus den Jahren um 1700 finden sich in dem an der Hofseite gelegenen Eingangsraum (große Deckenmedaillons) und im Haupttreppenhaus. (J.F.)