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Brake

Geschichte:

Die Gründung der Burg erfolgte möglicherweise noch vor der Anlage der Stadt Lemgo 1190 durch Edelherr Bernhard II. zur Lippe. Das "castrum Brac" wird erstmals in einer Urkunde Simons I. zur Lippe 1306 genannt. 1329 besitzt die Burg einen Kamin mit Abzug ("camino, schornstein dicto in vulgari"). Im 14. Jh. ist Brake Sitz von Burgmannen, zwischen 1372 und 1394 werden u.a. der Bergfried und der Marstall repariert. 1403 und 1443 wird die Burg als Frauenleibzucht für Töchter oder Witwen aus dem Hause zur Lippe beschrieben. 1491 wird eine Mühle genannt.
Der Umbau zum vierflügeligen Residenzschloss erfolgte ab 1511 und wurde in Etappen bis 1666 fortgeführt. Schloss Brake gehört zu den bedeutenden Objekten der Weserrenaissance. Der Westflügel wurde 1811 abgerissen. Zeitweise war das Schloss Sitz der Amts- und Kreisverwaltung sowie der Verwaltung des Landesverbandes Lippe. Seit 1989 ist es Museum. (R.Pieper)

Bauentwicklung:

I. Den Ursprung der Anlage bildet eine kleine Turmhügelburg, die im östlichen Teil des heutigen Nordflügels ergraben wurde.
II.Die Dynastenburg des Hoch- und Spätmittelalters wies mindestens vier Bauphasen auf und hatte Ähnlichkeiten mit der Falkenburg.
III. Der Südflügel im Kern von 1510, 1571 durch Hermann Wulff erneuert. Zwischen 1566 und 1602 erfolgt der sukzessive Neubau als Schloss in Formen der Weserrenaissance, 1584-1592 durch Wulff im Auftrag von Simon VI. zur Lippe, 1603 der (abgebrochene) Westflügel durch Hermann Roleff. Dabei wurde die mittelalterliche Bausubstanz vollständig aufgegeben. Neu angelegt wurden auch die Gräben und die Vorburg. (R.Pieper)

Baubeschreibung:

Das Schoss der Weserrenaissance ist eine trapezförmige, ursprünglich vierflügelige Anlage um einen erhöhten Innenhof, wobei der Nordflügel und der dominante, den älteren Bergfried ersetzende Rechteckturm die Hauptbauteile bilden. Der Südflügel diente bis 1586 als Saalbau, im Nordflügel sind Reste der Küche erhalten, am Westende desselben die Kapelle. Im Turm lagen die Wohnräume Simons sowie die Bibliothek und eine Kunst- bzw. Wunderkammer.
Der Turmhügel lag im nördlichen Teil des Geländesporns. Gräben im Norden und wohl auch im Süden umschlossen eine Fläche von etwa 20 x 20 m, der Aushub bildete einen Hügel von ca. 1,8 m Höhe. Die darauf vermutete Holzkonstruktion ist in der Gesamtstruktur unbekannt. Die Anlage stammte möglicherweise aus dem 9./10. Jh. und zeigt Ansätze für eine Vorburg. Die Überbauung erfolgte spätestens im 13. Jh.
Die Burg des Hoch- und Spätmittelalters, die die ältere Anlage vollständig ersetzte, umgab eine Doppelschalenmauer,die im Norden 1,2-1,3 m stark und mit Schießscharten versehen war; sie wurde als Schildmauer interpretiert. Die Mauerinnenseite wurde durch Vorlagen gegliedert bzw. verstärkt. Spätere Umbauten betrafen die Wehrmauer, die u.a. mit Schalentürmen versehen wurde. Im Nordwesten wurde das Fundament des Bergfrieds von 11 m Durchmesser und 4 m Mauerstärke ergraben. Die östliche Wehrmauer wurde in den älteren Graben hinein ausgebaut und daran an der Innenseite ein turmartiges Gebäude von ca. 9,5 x 6 m Grundfläche mit abgeschrägten Ecken angeschlossen. Insgesamt konnten mindestens vier Bauphasen festgestellt, aber die Gebäude nicht rekonstruiert werden. Im Bereich des abgerissenen Westflügels wurden zwei Keller aus dem 14. Jh. ergraben.
Die Vorburg lag südlich des Sporns in der Beganiederung und wurde seit dem 14. Jh. durch eine Doppelschalenmauer und einen Graben geschützt. Eine gemeinsame Ringmauer, die Vor- und Hauptburg umgab (vgl. Sternberg, Falkenburg), erscheint möglich. In der Südostecke der Vorburg wurde ein Turmfundament von 5 x 5 m Größe freigelegt. (R.Pieper)

Arch-Untersuchung/Funde:

1982-1985 durch F. Hohenschwert, 1987 und 1988 durch H. Luley, 1998 durch M. Salesch.
Keramik des 9./10. Jh. im Bereich des Turmhügels, des 13.-15. Jh. im östlichen Innenhof, darunter ein als "Bauopfer" interpretierter Kugeltopf mit Knochenfragmenten verschiedener Haustiere. (R. Pieper)